Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi
Autoren: Eric Ambler
Vom Netzwerk:
dieses Risiko eingehen?«
    »Nein«, sagte Fischer.
    »Ganz meine Meinung«, sagte Miller; »aber was sollen wir tun?«
    Harper überlegte einen Augenblick. Dann fragte er: »Wie weit ist es noch bis Corlu?«
    »Etwa drei Kilometer«, antwortete Miss Lipp.
    »Dann muß er die Sache irgendwo zwischen Corlu und Edirne geplant haben.«
    »Also?«
    »Wir ändern unseren Plan, wir fahren rechts ab.«
    »Aber damit kämen wir nach Istanbul zurück«, wandte Miller ein.
    »Wir fahren nicht den ganzen Weg«, sagte Harper; »nur bis zum Flughafen, und dann nehmen wir das erste Flugzeug, das startet.«
    »Und lassen den Wagen zurück?« fragte Miss Lipp.
    »Nicht weinen, Süße. Wir werden uns ein Dutzend Lincolns leisten können, wenn wir erst unsere Marmeln zu Geld gemacht haben.«
    Plötzlich strahlten sie alle wieder.
    Ich überlegte. Es war knapp halb acht, und für die Fahrt von Corlu nach dem Istanbuler Flughafen in Yesilköy würden wir etwas über eine Stunde brauchen. Heute war Mittwoch. Das Schatzmuseum würde normalerweise bis Donnerstag geschlossen bleiben. Wenn also der große Kopf nicht bereits an der Arbeit war oder Tufan sich nicht entschlossen haben sollte, auf die Aufdeckung nicht existierender Terroristenkomplotts zu verzichten und die Polizei zu unterrichten, standen die Chancen nicht schlecht, daß Harper & Co. innerhalb weniger Stunden außer Landes waren. Wenn das verhindert werden sollte, mußte ich es tun. Es fragte sich nur – wollte ich es verhindern? Warum sollte ich nicht mitmachen und meine zweitausend Dollar kassieren?
    Ich war noch zu müde und zu durcheinander, sonst wäre mir klar gewesen, daß es darauf nur eine Antwort gab – mein Paß war abgelaufen, und keine Luftlinie der Welt würde mich befördern. Aber statt dieser Antwort schoß mir eine andere Frage durch den Kopf; und dummerweise stellte ich sie.
    »Bin ich mit von der Partie?«
    Harper machte eine Drehung um hundertachtzig Grad. Auf seinem Gesicht lag das kalte, unangenehme Lächeln, das ich fürchten gelernt hatte.
    »Mit von der Partie, Arthur? Warum? Hatten Sie irgendwelche anderen Pläne? Zum Beispiel ein Geschäft mit Franz, oder gar mit der Polizei?«
    »Natürlich nicht. Ich wollte es nur bestimmt wissen.«
    »Damit wären wir also fünf, die es bestimmt wissen wollen. Keine Sorge, Arthur. Ehe wir nicht gesund und munter mit der Beute in einem Flugzeug sitzen, werden Sie nicht allein aufs Klo gehen. So intensiv sind Sie mit von der Partie.«
    Fischer und Miller fanden das wahnsinnig komisch. Miss Lipp teilte ihre Aufmerksamkeit zwischen der Straße und dem Wagen hinter ihr. Wir kamen nach Corlu und bogen rechts ab auf die Hauptstraße nach Istanbul.
    Harper begann, den neuen Plan zu organisieren. »Als erstes müssen wir das Zeug aus der Tür herausholen. Hans, wechsle du deinen Platz mit Arthur. Er kann schon anfangen.«
    »An den Hintertüren sind es sieben Schrauben«, sagte Fischer. »Bei geschlossener Tür kommt er nicht an sie heran. Die Tür muß auf sein.«
    »Ganz auf?«
    »Nahezu.«
    Harper blickte auf die schweren Türen. Sie waren hinten eingehängt, würden also gegen den Wind aufschwingen. Wir fuhren über neunzig. Es kam also gar nicht in Frage, die Füllung während der Fahrt abzunehmen. Er nickte. »Gut. Sowie wir am Flughafen sind, nehmen Elisabeth und Leo die Pässe an sich und kaufen für uns alle die Flugscheine und füllen die Zollformulare aus. Klar?«
    Sie nickten.
    »Ich komme dann, um Flugnummer und Startzeit festzustellen, damit wir wissen, wann es losgeht. Wenn ich das erledigt habe, komme ich zum Wagen zurück, und Arthur fährt uns zum Parkplatz. Dort machen wir die Türen auf und holen uns das Zeug. Wenn wir es haben, besorgt Hans Träger, und wir laden das Gepäck aus. Wir lassen den Wagen auf dem Parkplatz stehen. Irgendwelche Fragen?«
    »Du könntest das Gepäck zuerst ausladen«, sagte Miller, »während der Wagen vor dem Eingang steht.«
    »Vielleicht. Wenn wir genug Zeit haben. Wenn nicht, sichern wir uns besser zuerst die Steine.«
    »Wir müssen etwas Gepäck haben für den Zoll«, warf Miss Lipp ein. »Leute ohne Gepäck werden durchsucht.«
    »Also gut. Wir laden nur das aus, was im Wagen steht, und den Rest lassen wir bis später.«
    Allgemeine Zustimmung. Miller fragte: »Wenn es zwei Flüge innerhalb kurzer Zeit gibt, welchen nehmen wir dann?«
    »Wenn einer über eine große Strecke türkischen Gebiets geht – sagen wir nach Aleppo oder Beirut –, nehmen wir den andern.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher