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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi
Autoren: Eric Ambler
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Seraildächer und legte mich im Salon schlafen. Die anderen gingen in die Kabinen. Giulio und Enrico führten die Jacht. Später erfuhr ich, daß sie der Bootsmannschaft den Abend freigegeben und sie in Pendik an Land geschickt hatten. Nach Einbruch der Dunkelheit hatten sie sich aus dem Hafen gestohlen. Dem Patrouillenboot, das die Bulut im Auge behalten sollte, war das völlig entgangen.
    Es war bereits hell, als Stimmen im Salon mich weckten. Harper und Miller tranken Kaffee. Fischer versuchte, seinen schmutzigen Bandagen ein besseres Aussehen zu geben, indem er sie bürstete. Er schien sich über irgend etwas mit Harper zu streiten. Da sie deutsch sprachen, konnte ich es nicht verstehen. Dann blickte Harper zu mir herüber und sah, daß ich wach war.
    »Arthur kann mit einem Schraubenzieher umgehen«, sagte er, »du zeigst ihm, was er tun soll.«
    »Welche Tür?« fragte Fischer.
    »Vielleicht die rechte Hintertür?«
    »Wir überlegen uns, wo wir die Beute verstauen können«, sagte Harper. »Der Hohlraum zwischen den Wagentüren scheint ein Ort zu sein, auf den der Zoll nicht so leicht kommt.«
    »Über solche Dinge weiß Arthur nicht Bescheid«, sagte Miller, der Schelm.
    Sie lachten lauthals über diesen prächtigen Witz. Ich bemühte mich um eine verblüffte Miene. Zum Glück kam Enrico in diesem Augenblick herein. Wir würden in zehn Minuten im Hafen einlaufen.
    Ich trank eine Tasse Kaffee und aß eines der zähen Brötchen. Harper ging ins Steuerhaus hinauf. Eine halbe Stunde später war die Sonne aufgegangen, und wir hatten an einer steinernen Mole angelegt.
    Im Hafen war bereits Betrieb. Blackfischboote entluden den Fang der Nacht am Kai. Kaiks mit Einzylindermotoren stampften auf die See hinaus. Ein Hafenbeamter kam an Bord, um die Liegegebühr zu kassieren. Nach einer Weile kam Harper herunter und sagte, er ginge an Land, um sich zu vergewissern, daß Miss Lipp da wäre. Den Samtbeutel ließ er bei Fischer.
    Fünfzehn Minuten später kam er zurück und berichtete, der Lincoln sei in einer Seitenstraße neben einem Café-Restaurant am Marktplatz geparkt. Miss Lipp sitze im Restaurant beim Frühstück. Die Seitenstraße sei ganz ruhig. Fischer und ich könnten uns die Tür vornehmen. Wir hätten eine halbe Stunde Zeit, um die Sache zu erledigen.
    Fischer borgte sich einen Schraubenzieher von Enrico, und wir gingen an Land. Niemand schien uns zu beachten, wahrscheinlich weil wir so zerknittert aussahen. Ich konnte weder den Opel noch den Peugeot ausmachen, aber das beunruhigte mich nicht. Ich wußte, daß einer von den beiden nicht weit sein konnte. Wir fanden den Wagen, und ich machte mich an die Arbeit. Ich mußte mit einem gewöhnlichen Schraubenzieher arbeiten, aber da die Füllung nicht zum erstenmal herausgeschraubt wurde, saßen die Schrauben nicht mehr so fest. Ich brauchte zehn Minuten, bis ich die Verkleidung abgeschraubt hatte, Fischer fünf Sekunden, um den Samtbeutel zu verstauen, ohne den Fenstermechanismus zu blockieren, und fünfzehn Minuten später hatte ich die Füllung wieder aufgeschraubt. Wir warteten im Fond. Zwei Minuten später kam Miss Lipp aus dem Restaurant heraus und setzte sich hinters Steuer. Wenn sie letzte Nacht geschlafen hatte, dann nur im Gasthaus in Corlu; aber sie sah so frisch aus wie immer.
    »Guten Morgen, Hans. Guten Morgen, Arthur. Die anderen kommen eben über den Marktplatz«, sagte sie.
    Einen Augenblick später waren sie da. Harper setzte sich zu ihr nach vorn, Miller saß links von mir. Sie sagte Miller guten Morgen und fuhr in dem Moment ab, als sie die Tür zuschlagen hörte.
    Von Serefli nach Corlu, wo wir auf die große Straße Istanbul-Edirne kommen sollten, sind es achtzehn Kilometer. Die ersten zwei Kilometer der schmalen Nebenstraßen sind sehr kurvenreich, und ich wartete, bis wir auf einer geraderen Strecke waren, ehe ich einen Blick zurück riskierte. Der Peugeot war da, und dahinter sah ich noch einen anderen Wagen. Der Opel war auch mit von der Partie.
    Harper berichtete Miss Lipp über die Arbeit dieser Nacht und die Größe des Fischzugs. Miller redete auch mit. Jeder beglückwünschte jeden. Ich kam mir vor wie im Bus der siegreichen Mannschaft. Mich brauchte man nicht bei der Unterhaltung, und zuhören mußte ich auch nicht. Ich konnte nachdenken.
    Es gab mehrere Erklärungen für die Anwesenheit beider Wagen. Miss Lipp war wahrscheinlich von der Garage aus direkt nach Corlu gefahren. Als sie aus Istanbul heraus war, muß Tufan benachrichtigt
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