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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi
Autoren: Eric Ambler
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gezielter Wortschwall – »So ein Pech. Unser Freund ist gestolpert und mit dem Kopf gegen einen Koffer geschlagen. Er wird sich gleich wieder besser fühlen. Wir kümmern uns schon um ihn« – und fertig.
    Ich mußte mich auf die Überwachungswagen verlassen. Der Haken bei der Sache war nur, daß wir schon beim Flughafen sein würden, bis sie direkten Kontakt mit Tufan aufnehmen konnten. Ich mußte also den Männern in den Wagen Zeit geben, daß sie die richtigen Schlüsse ziehen und die nötigen Anordnungen geben konnten.
    Mir fiel nur eine Möglichkeit ein, wie ich Zeit gewinnen konnte. Als ich die Türfüllung wieder angeschraubt hatte, hatte ich den Schraubenzieher in meiner Hosentasche verschwinden lassen. Ich wußte, daß kein zweiter im Wagen war. Während wir durch Mimarsinan fuhren, noch etwa fünfzehn Fahrminuten vom Flughafen entfernt, kratzte ich mich am Oberschenkel und schob bei der Gelegenheit den Schraubenzieher Zentimeter um Zentimeter durch den Stoff hindurch nach oben, bis er hinter mir auf den Sitz fiel. Dann streckte ich umständlich die Beine und stopfte ihn tief hinter mich in den Schlitz zwischen Rückenpolster und Sitz. Entschloß ich mich zum Mitkommen, konnte ich ihn »finden«. Wollte ich Zeit gewinnen, konnte ich vergeblich den Boden danach absuchen. Auf diese Weise hatte ich die Situation wenigstens einigermaßen in der Hand.
    Und dann fing Miss Lipp wieder an, sich über den Peugeot und den Opel den Kopf zu zerbrechen.
    »Sie sind immer noch hinter uns her«, sagte sie. »Das verstehe ich nicht. Franz müßte es jetzt langsam klar sein, was wir vorhaben. Was will er bloß tun?«
    »Angenommen, es ist gar nicht Franz«, sagte Miller plötzlich.
    »Wenn nicht Franz, wer dann?« knurrte Fischer gereizt. »Polizei kann es nicht sein, sonst hätten sie uns bereits gestoppt. Giulio?«
    »Das ist eine schwachsinnige Vermutung«, erwiderte Miller. »Giulio gehört zu uns. Du nicht. Sonst würdest du so eine Dummheit gar nicht aussprechen.«
    Ich habe ein einmaliges Talent zur Selbstvernichtung. Ich sagte hilfsbereit: »Vielleicht ist es Franz. Vielleicht glaubt er, wir fahren zur Villa zurück. Bis jetzt würde das auch noch stimmen.«
    Harper blickte zurück. »Wann merkt er, daß wir nicht zur Villa fahren, Arthur?«
    »Nicht, ehe wir zum Flughafen rechts abbiegen.«
    »Wie weit ist es noch bis zur Abzweigung?«
    »Etwa neun Kilometer.«
    »Und von da an?«
    »Etwas über zwei Kilometer.«
    Er sah Miss Lipp an. »Glaubst du, du kannst sie abschütteln, so daß sie nicht sehen, wie wir abbiegen?«
    »Ich kann es versuchen.«
    Der Lincoln schoß über die Straße. Sekunden später sah ich, wie die rote Tachometernadel über der Hundertvierzig-Kilometer-Marke zitterte.
    Harper blickte zurück. Eine Minute später sagte er: »Imponiert ihnen nicht.«
    »Wir fahren zu schnell für diese Straße«, war alles, was sie sagte. Aber es schien sie nicht übermäßig zu beunruhigen. Sie überholte zwei PKWs und einen Laster, als stünden sie still. Ich wußte bereits, daß ich einen schlimmen Fehler gemacht hatte, und bemühte mich nach Kräften, ihn wieder gutzumachen. »In etwa anderthalb Kilometer kommt eine Brücke«, warnte ich sie. »Die Straße wird schmäler. Sie müssen mit der Geschwindigkeit heruntergehen.«
    Sie gab keine Antwort. Mir brach der Schweiß aus. Wenn die Überwachungswagen uns verloren, bedeutete das, für mich auf jeden Fall, das Ende.
    Fünfzig Meter vor der Brücke schaffte sie noch einen Konvoi von Armeelastwagen. Auf der anderen Seite schlängelte die Straße sich einen Berg hinauf, und sie mußte auf hundertzehn heruntergehen; als ich zurückblickte, war kein Wagen mehr zu sehen. Als sie hart auf die Bremse trat und in die Zubringerstraße zum Flughafen rechts einbog, grinste Harper übers ganze Gesicht. »Wie so ein Lincoln auf und davon zieht«, verkündete er frohlockend, »das ist absolut einmalig.«
    Auch das Gefühl, ein kompletter Vollidiot zu sein, ist absolut einmalig. Als wir vor dem Flughafengebäude vorfuhren, zitterten meine Beine wie Gevens Unterlippe.
    Noch ehe der Wagen richtig stand, war Miller draußen und im Gebäude verschwunden. Miss Lipp und Harper folgten ihm, während Fischer und ich das Gepäck, das im Wagen verstaut war, inklusive meiner Reisetasche, einem Träger übergaben. Unwillkürlich blickte ich zurück auf die Zubringerstraße zum Flughafen, und Fischer ertappte mich dabei.
    »Keine Angst. Jetzt sind sie auf dem Weg nach Sariyer.«
    Für
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