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Topkapi

Topkapi

Titel: Topkapi
Autoren: Eric Ambler
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ich mich, was wohl aus ihr geworden war. Ob der Gentleman, den sie mir vorzog, ihr zu den Kindern verhalf, die sie sich gewünscht hatte? Ich bin nicht nachtragend, aber ich hoffte doch, daß sie es nun endlich glaubte, daß sie steril war und nicht ich.
    Ich fuhr am »Grande Bretagne« vor. Während die Hausdiener die Koffer aus dem Wagen holten, wandte Harper sich an mich.
    »Okay, Arthur, einverstanden. Ich werde wahrscheinlich drei, vier Tage hier sein.«
    Ich war überrascht und erleichtert. »Möchten Sie morgen nach Delphi? An den Wochenenden ist es von Touristen überlaufen.«
    »Darüber unterhalten wir uns später.« Er sah mich nachdenklich an und lächelte dann. »Heute abend würde ich eigentlich gern ausgehen. Können Sie mir etwas vorschlagen?«
    Er zwinkerte bei diesen Worten, kaum merklich, aber ich hatte es mitbekommen. Ich lächelte diskret. »Sicher, Sir.«
    »Ich dachte es mir. Holen Sie mich um neun Uhr ab. Ja?«
    »Neun Uhr, Sir. Ich lasse durch den Portier Bescheid sagen, wenn ich da bin.«
    Das war um halb fünf. Ich fuhr zu meiner Wohnung, parkte den Wagen im Hof und ging hinauf.
    Nicki war nicht da, wie üblich. Sie pflegte den Nachmittag bei Freunden zu verbringen – zumindest sagte sie das. Ich wußte nicht, wer die Freunde waren, und ich stellte niemals Fragen. Ich wollte nicht, daß sie mich belog. Wenn sie sich im Club einen Liebhaber aufgelesen hatte, wollte ich es nicht wissen. Wenn ein nicht mehr ganz junger Mann ein attraktives Mädchen heiratet, das halb so alt ist wie er, muß er sich mit der Haltung eines Philosophen mit gewissen Möglichkeiten abfinden.
    Sie hatte sich umgezogen. Kleider und Wäsche lagen nachlässig über dem Bett verstreut, und sie hatte sich parfümiert. Das Zimmer roch stärker nach ihr als sonst.
    Ein Brief von einer britischen Reisezeitschrift, an die ich geschrieben hatte, lag da. Sie forderten mich auf, ein paar Arbeitsproben zu schicken. Ich zerriß den Brief. Dreißig Jahre spielte ich das Spiel nun schon, und die behandelten einen wie einen Amateur. Schicken Sie Arbeitsproben ein, und ehe man sich’s versieht, haben sie einem alle Ideen gestohlen, ohne auch nur einen Penny dafür zu bezahlen. Das ist mir soundso oft passiert. Auf die Art lasse ich mich nicht mehr hereinlegen. Wenn sie etwas von mir haben wollen, bitte, gern, aber nur wenn bei Ablieferung bezahlt wird; Spesen im voraus.
    Ich führte ein paar Telefongespräche, um Harpers Ausflug ins Nachtleben vorzubereiten, und ging dann hinunter ins Café, um etwas zu trinken. Als ich zurückkam, war Nicki da. Sie zog sich um für die Arbeit im Club.
    Mein Wunsch war es nicht, daß sie nach unserer Heirat weiterarbeitete. Sie hatte es so gewollt. Ich nehme an, manche Männer würden eifersüchtig bei dem Gedanken, daß ihre Frauen so gut wie unbekleidet vor anderen Männern Bauchtänze aufführen; aber ich bin in der Beziehung nicht kleinlich. Wenn sie sich etwas Taschengeld dazuverdienen will, dann ist das ihre Sache.
    Während sie sich anzog, erzählte ich ihr von Harper.
    »Das hört sich an, als sei er schwierig, Papa«, sagte sie.
    Wenn sie mich »Papa« nennt, ist sie mir wohlgesonnen.
    »Er hat Geld.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich rief im Hotel an und wollte ihn unter der Zimmernummer zwei-drei-zwei sprechen. Die Vermittlung berichtigte meinen Irrtum und gab mir seine richtige Zimmernummer. Das ist ein großes Appartement mit Klimaanlage.«
    Sie sah mich lächelnd an und seufzte. »Es macht dir viel Spaß, nicht wahr?«
    »Was macht mir Spaß?«
    »Anderen Leuten auf den Zahn fühlen.«
    »Das ist mein Zeitungstraining, chérie, meine Spürnase.«
    Sie blickte mich zweifelnd an.
    Ich wünschte, ich hätte eine andere Antwort gegeben. Es war immer schwierig für mich, ihr zu erklären, weshalb bestimmte Türen jetzt für mich verschlossen sind. In alten Wunden zu wühlen ist sinnlos und schmerzlich.
    Sie zuckte die Schultern und machte sich fertig. »Bringst du ihn in den Club?«
    »Wahrscheinlich.«
    Ich schenkte zwei Gläser Wein ein. Sie trank ihres aus, während sie sich die Wimpern tuschte, und ging dann. Sie streichelte meine Wange zum Abschied, küßte mich aber nicht.
    Eines Tages, dachte ich, wird sie gehen und nicht wiederkommen. Aber wenn es einmal so weit ist, sagte ich mir, dann eben ab mit Schaden. Ich schenkte mir noch ein Glas Wein ein, rauchte eine Zigarette und überlegte mir, wie ich in Erfahrung bringen konnte, in welcher Sparte Harper arbeitete. Ich muß wohl
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