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Tom Thorne 04 - Blutzeichen

Titel: Tom Thorne 04 - Blutzeichen
Autoren: Mark Billingham
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vorherigen Morgen die Leiche entdeckt wurde. Das Nylonhemd war bis zum Nacken hochgeschoben, die Blutspuren rannen von zwei tiefen Schnitten nach unten, die diagonal von der linken Schulter zur rechten Hüfte und vice versa geführt waren.
    »Was die Klinge betrifft, bin ich mir immer noch nicht sicher. Vielleicht ein Teppichschneider, könnte aber auch eine Machete sein oder etwas in der Richtung.«
    Thorne nickte. Eine Machete war bei einer Reihe von Bandenschlägern die bevorzugte Waffe. »Yardies oder Yakuza, vielleicht …«
    »Wer immer ihn bezahlt, dem Kerl macht die Arbeit Spaß. Er erschießt sie ziemlich schnell danach, aber solange sie noch leben, nimmt er sich ziemlich viel Zeit für seine kreativen Schnitzereien.«
    Er war für den Tod Mickey Claytons und dreier weiterer Männer in den sechs Wochen zuvor verantwortlich. Ein außergewöhnlicher Auftragsmörder. Noch nie zuvor war Thorne ein derartiger Typ über den Weg gelaufen, noch hatte er von so einem gehört. Für diese zwielichtigen Gestalten – Männer, die bereit waren, für jeden Betrag jenseits der tausend Pfund zu töten – stand Anonymität an erster Stelle. Der hier war anders. »Ihm gefällt es, seine Opfer mit diesem X zu zeichnen«, sagte Thorne.
    »Er macht also sein Kreuz.« Hendricks nahm den letzten Schluck Bier. »Und wie war’s bei dir? Hattest du einen netten Tag im Büro, Schatz?«
    Thorne stand knurrend auf. Er griff nach Hendricks leerer Dose und ging hinüber in die Küche, um zwei neue Dosen zu holen. Während er leeren Blickes in den Kühlschrank stierte, versuchte Thorne vergeblich, sich an seinen letzten netten Tag im Büro zu erinnern …
    Sein Team von der Serious Crime Group (West), in dem Hendricks als Pathologe arbeitete, war dem Projektteam von SO7 (Serious and Organised Crime) zugeordnet worden, um bei der Ermittlung in Sachen organisiertes Verbrechen auszuhelfen. Die Leute bei der SO7 arbeiteten bis an die Grenzen der Belastbarkeit – zumindest hatten sie diesen Ruf. Und es gab einen heftigen Bandenkrieg zwischen zwei alten Familienclans am südlichen Ufer und einen eskalierenden Streit zwischen den Triaden, der innerhalb einer Woche zu drei Schießereien und einer richtiggehenden Schlacht in der Gerrard Street geführt hatte. Nichtsdestotrotz argwöhnte Thorne, dass er und sein Team nur hinzugerufen worden waren, um den Kopf für die Fehler anderer hinzuhalten.
    Für ihn war nichts drin. Von eventuellen Verhaftungen würden andere profitieren. Außerdem war es nicht allzu befriedigend, die zu verfolgen, die Kanaillen wie Mickey Clayton aus dem Verkehr gezogen hatten.
    Die Serie der X-Morde – Clayton war das vierte Opfer – war ein Schlag gegen die Geschäfte einer der größten Familien Nordlondons, doch wie die Dinge standen, hatte das Team nicht die geringste Ahnung, wer dahinter steckte. Die üblichen Verdächtigen unter den rivalisierenden Banden waren allesamt überprüft und von der Liste gestrichen, die üblichen V-Männer und Quellen erfolglos ausgequetscht und bezahlt worden. Es schälte sich immer mehr heraus, dass eine große Organisation im Begriff war, sich neu zu etablieren, und Wert auf einen effektvollen Auftritt legte. Thorne und sein Team waren mit an Bord, um herauszufinden, wer die Hintermänner waren. Wer zahlte den Auftragsmörder, der schon bald den Spitznamen X-Man bekam, um der Ryan-Familie zu schaden?
    »Er macht sich das Leben schon schwer, nicht?«, begann Thorne in der Küche laut nachzudenken und redete weiter, als er mit den zwei Bier ins Wohnzimmer kam. »Diese X-Sache, dieses Markenzeichen oder was immer das sein soll, das schränkt ihn in seinem Tun ein. Einfach auf einem Motorrad vor ein Pub fahren und auf sie warten ist nicht drin. Er braucht etwas Zeit und einen Ort, wo er ungestört ist.«
    Hendricks griff nach einer Dose. »Scheint sich richtig in seine Arbeit reinzuhängen. Wahrscheinlich verdammt teuer, der Mann.«
    Vermutlich hatte Hendricks Recht. »Eigentlich ist es trotzdem noch billig, wenn man es bedenkt. Jemanden umzubringen, mein ich. Zwanzig-, fünfundzwanzigtausend, um jemanden umzulegen. Das ist verdammt viel weniger, als diese Typen für ihren Jeep und ihren Oberklasse-Mercedes hinblättern.«
    »Was, glaubst du, bekomm ich für ein paar hundert Mücken?«, fragte Hendricks. »Da ist dieser Assistent im Leichenschauhaus in Westminster, der mir unheimlich auf die Nerven geht.«
    Thorne überlegte kurz. »Arm verdrehen?«
    Endlich wieder mal herzhaft lachen
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