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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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sich an den anderen Fall, den Holland und Stone aus CRIMINT herausgezogen hatten. Ein in einem Kofferraum gefundener Mann, der vergewaltigt und erdrosselt worden war. Die Schlinge war entfernt worden, aber Thorne war sich ziemlich sicher, dass es sich dabei um eine Wäscheleine gehandelt hatte.
    Er hatte einen weiteren Mord aufgeklärt, kurz bevor er selbst ermordet wurde …
    »Was uns blitzschnell ins Hier und Jetzt bringt«, erklärte Jameson.
    Zu mir, dachte Thorne. Ihm war klar, er war der Letzte in einer Reihe von Toten, die durch das stärkste, merkwürdigste Band verbunden waren. Das Familienband, das nicht riss, selbst wenn es bis zur Unkenntlichkeit verdreht war.
    »Du bringst den Mann um, den du für den Tod eurer Mutter und eures Vaters verantwortlich machst und für den Missbrauch durch den Pflegevater, der an ihre Stelle tritt. Du bringst den Mann um, der deine Schwester vergewaltigt. Du findest Gefallen daran …«
    »Keinen Gefallen am Töten, nein.«
    »Mein Fehler. Einen Gefallen an einer Art perverser Vorstellung von Gerechtigkeit …«
    »Hör dir nur selbst zu …«
    »Sag mir, dass du es nicht genießt …«
    Eves Stimme war leise, beinahe ein Flüstern. »Ich will es tun, jetzt.«
    Thorne spürte, wie sie näher kam. Gleichzeitig eine schnelle Bewegung von Jameson, ein Schritt, und er war neben Thorne, noch ein Schritt, über Thornes Rücken hinweg, und er stand breitbeinig über ihm.
    Thorne wusste, was nun kam, wollte sich jedoch nicht in sein Schicksal ergeben. Er reagierte instinktiv, stieß mit den Beinen nach hinten und versuchte, seinen Körper auf den Teppich zu pressen. Hände packten ihn an den Beinen, krallten sich in seine Hüfte, als sie versuchten, ihn hochzuheben …
    Durch den Schmerz und das Taubheitsgefühl war Thornes Oberkörper so gut wie nutzlos. Er war mehr tot als lebendig, nur das schwarze Etwas, das sich an seine Rippen klammerte, war putzmunter. Es schwang in ihm hin und her, nass und schwer, schlug gegen seinen Brustkorb, während er trat und tobte.
    »Hör auf«, sagte Jameson.
    Thorne schrie auf, als die Panik plötzlich die Wut überstieg. Seine Stimme klang hoch und schwach und wurde schnell ersetzt durch einen ohrenbetäubenden Schmerzensschrei, als Jamesons behandschuhte Faust ihn am Kopf traf, wieder und wieder, bis Thorne nichts anderes übrig blieb, als aufzugeben und auf das Ende zu warten.
    Die Sekunden zogen sich hin und vergingen, und obwohl Thorne den Überblick verloren hatte, wer wo war, entgingen ihm die Bewegungen nicht: Da waren Arme und Beine, Druck …
    Er nahm Eves Stimme wahr, als der Schrei in seinem Kopf langsam leiser wurde, hörte sie sagen: »Halt ihn.«
    Er nahm wahr, dass er angefangen hatte zu weinen, und war dankbar, dass er die Kontrolle über Blase und Darm nicht verloren hatte.
    Thorne hob den Kopf einen Zentimeter vom Boden. Die Feuchtigkeit lief unter sein Kinn und in die Wunde und brannte. »Noch was«, sagte er an Jameson gerichtet, die Stimme ein heiseres Flüstern, »nur um meinen Wissensdurst zu befriedigen. Vergewaltigst du mich, bevor ich sterbe oder danach? Das haben wir nie rausgefunden …«
    Jameson saß auf Thornes Rücken. Er beugte sich zu seinem Ohr hinunter. »Ding dong, die nächste Dummheit. Ich habe nie jemanden vergewaltigt …«
    Thorne spürte, wie sein Kopf an den Haaren hochgezogen und herumgedreht wurde. Der stechende Schmerz war schnell vergessen, als er sah, was Eve in der Hand hielt. Es war stumpf, dunkel und so dick wie seine Faust. Die entstellte Nachbildung eines Sexualorgans, entwickelt zum ausschließlichen Vergnügen desjenigen, der zustoßen und verletzen wollte.
    Eine Waffe.
    »Das mit dem Kondom können wir diesmal lassen«, sagte Eve.
    Thorne dachte an die bei der ersten Autopsie gefundenen Spuren. Die nahe liegende Schlussfolgerung, das Opfer sei von Fleisch und Blut penetriert worden. Der Vergewaltiger habe ein Kondom getragen. Der Vergewaltiger sei ein Mann …
    Unter völlig anderen Umständen hätte Thorne darüber vielleicht sogar gelacht, aber er wusste nur zu gut, was das Ding, das Eve in der Hand hielt, anrichten konnte.
    »Doch um deine Frage zu beantworten«, sagte Jameson, »uns kommt es sehr entgegen, beides gleichzeitig zu erledigen.«
     
    Holland glaubte einen Schrei zu hören, als er auf dem Küchenboden aufkam. Er erstarrte und lauschte. Aus dem Wohnzimmer drang Musik. Thornes üblicher Countrykram. Irgendwo waren mehrere dumpfe Schläge zu hören und anschließend
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