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Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes

Titel: Tom Thorne 03 - Die Blumen des Todes
Autoren: Mark Billingham
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Stückchen weniger dumm …«
    Thorne versuchte bereits dahinter zu kommen. »So hast du das Register geknackt, oder? Wo war die Verbindung? Das Sozialamt?«
    Eve lieferte die Antwort. »Die Zentralstelle für Bewährungsauflagen. Insbesondere die Abteilung für Sexualstraftäter …«
    »Vorbeugen: Gestern, heute, morgen ist nicht gerade Citizen Kane«, sagte Jameson. »Aber sie waren mehr als glücklich, als ich ihnen die Recherche abnahm, und ihr Sicherheitssystem war ausgesprochen schlampig. Unbeaufsichtigte Rechner waren an der Tagesordnung, Zugang zu Datenbanken und so was wurde lasch gehandhabt. Deshalb wollten sie ja auch, dass ich dieses Video mache …«
    Wahrscheinlich hatte Jameson auf der Liste mit Charlie Dodds Kontaktadressen gestanden, schoss es Thorne durch den Kopf. Eine Videoproduktionsfirma wäre in Anbetracht der Natur von Dodds Geschäft nicht weiter verdächtig gewesen. Da Thorne den Namen von Jamesons Firma nicht gekannt hatte, wäre ihm ohnehin nichts aufgefallen. Und jetzt spielte es keine Rolle mehr …
    »Glück gehabt«, sagte Thorne.
    »Ab und zu brauchen wir alle ein bisschen Glück«, sagte Eve. »Einige von uns mehr als andere …«
    Thorne hob das Gesicht vom Teppich, Fasern und Schmutz klebten in dem getrockneten Blut an seinem Kinn. Er stützte sich auf der Stirn ab und sah unter seinem Arm nach hinten. Jameson wühlte in seinem Rucksack, den er auf dem Bettende abgestellt hatte. Eve stand neben ihm, ließ ihn keinen Moment aus den Augen.
    »Bringen wir es hinter uns«, sagte sie.
    Thorne sah etwas Blaues aufblitzen, als Jameson die Wäscheleine herauszog, dann etwas Schwarzes, vermutlich die Kapuze. Er spürte die Angst, dieses Ding in seiner Brust wachsen. Er schloss die Augen und sah, wie es hochkletterte, seine Rippen als Leitersprossen benutzte, sich Stück für Stück hochzog.
     
    Wie so oft erwies sich der letzte Teil der Fahrt als der frustrierendste. Es dauerte eine Ewigkeit, bis er über die Holloway Road nach Nag’s Head und hinauf zum Tufnell Park gelangte. Jetzt, kurz vor dem Ziel, nervten die lachhaft vielen Ampeln und Fußgängerübergänge auf der Kentish Town Road.
    Holland überlegte, noch mal anzurufen. Er kam zu dem Schluss, dass, selbst wenn Thorne aufgehört hatte zu telefonieren oder sein Handy eingeschaltet hatte, er ohnehin so gut wie dort war und es daher nichts brächte …
    Holland fuhr auf der inneren Spur und wechselte auf die rechte, als ein Bus vor ihm auftauchte. Dabei schnitt er ein schwarzes Taxi. Bei der nächsten Ampel kam das Taxi neben ihm zum Stehen, und der Fahrer kurbelte das Fenster herunter, um ihm eine Standpauke zu halten. Holland zeigte seinen Polizeiausweis, erklärte dem fetten Taxifahrer, er solle sich verpissen, und sah grinsend zu, als dieser genau das tat.
    Als die Ampel umschaltete, bog Holland in die Prince of Wales Road ab. Thornes Straße war die dritte rechts. Er blinkte und blieb stehen, sah hinunter auf die Fotos, während er auf eine Lücke im Verkehr wartete.
    Als diese endlich kam, bog er ab. Ob sie Thorne überhaupt erlauben würden, bei der Verhaftung dabei zu sein?
     
    »Das ist schon eine fantastische Geschichte«, sagte Jameson. »Vielleicht sollte ich sie aufschreiben. Natürlich müsste ich die Namen ändern, um die Unschuldigen zu schützen …«
    »Wer immer die sind«, erwiderte Thorne.
    »Man müsste es in drei Teilen erzählen. Oder drei Akten, wie ein klassisches Theaterstück …«
    »Man lebt und lernt dazu …«
    »Nicht mehr lange.«
    Das schwarze Ding in seiner Brust stieg eine Rippe höher …
    »Der erste Teil müsste in der Vergangenheit angesiedelt werden. Ausgestellte Hosen, beschissene Frisuren und ein Arschloch, das wahrscheinlich beides zu bieten hat. Ein Typ, der eine Frau in ein Lager zieht und sie vergewaltigt.«
    »Eure Mutter …«
    Thorne spürte die Erschütterung, als jemand über den Teppich zu ihm ging, dann den Schmerz, als ein Absatz sich gegen sein Gesicht presste. »Unterbrich ihn nicht«, sagte Eve.
    »Der Vergewaltiger wird dank der gnädigen Mithilfe der Polizei freigesprochen. Die Frau bricht zusammen. Ihr Mann dreht durch.« Jameson spuckte die Fakten aus wie Dreck. »Er bringt sie um und begeht anschließend Selbstmord. Die Leichen werden von ihren zwei kleinen Kindern gefunden, die danach bei Pflegeeltern untergebracht werden. Ein dramatischer Anfang, oder?«
    »Deshalb bin ich hier, ja?«, sagte Thorne. Der Schuh traf ihn an der Wange und am Ohr. Jameson sagte etwas,
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