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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders
Autoren: Mark Billingham
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Tupfer der Kornblumen und des Fingerhuts in dem Grün am Bahndamm auf der anderen Seite des Gleises. Er sah die Tannenwedel und das Immergrün neben Nicklins Füßen. Er sah Nicklin, der ihn mit diesem Blick anschaute, bei dem seine Handflächen klatschnass wurden, er Kopfweh bekam und seine Blase sich zu füllen begann.
    Dennoch wollte er das nicht tun.
    Es lief immer auf so etwas hinaus. Nicklin suchte ihn, und dann verbrachten sie eine halbe Stunde unten bei der Bahn damit, mit Steinen auf Flaschen zu werfen oder über Fußball zu reden, bis Nicklin dieses Lächeln aufsetzte und das Spiel sich änderte. Dann steckten sie Hundescheiße in Briefkästen oder schmissen Eier auf Busse oder taten … das hier.
    Palmer hörte im hohen Gras hinter sich ein Rascheln. Er wollte sich umdrehen, um nachzusehen, aber Nicklin hielt seinen Blick fest. Plötzlich sah Nicklin richtig traurig aus ; er schien kurz vor einem Tränenausbruch zu stehen
    Palmer rief ihm zu: »Es ist doch nicht wirklich wichtig, oder? Wir können was anderes machen … »
    Nicklin nickte und ballte seine Faust heftiger um ihren Inhalt. »Das ist mir schon klar. Ich dachte nur … du wärst mein Kumpel, das ist alles. Wenn dir nichts an unserer Freundschaft liegt, brauchst du es nur zu sagen, und ich verschwinde. Sag’s einfach …«
    Palmer wurde schwindlig. Schweiß rann ihm den Rücken hinunter. Er ertrug es nicht, dass Nicklin so zumute war. Nicklin war sein bester Freund. Es wäre ihm weitaus lieber gewesen, wenn er wütend auf ihn wäre, als dass er sich im Stich gelassen fühlte. Er spürte, wie er sich nach dem Cricketschläger bückte. Ein Hochgefühl durchströmte ihn, als er aufblickte und sah, wie Nicklin ihn anstrahlte.
    »Genau, Martin. Ich wusste, du machst es. Bist du bereit?«
    Palmer nickte langsam und Nicklin rannte auf ihn zu. Voll konzentriert, die Zunge zwischen den Zähnen.
    Der Frosch streckte die Arme und Beine aus, als Nicklin ihn losließ, und eine Sekunde sah es so aus, als flöge er. Kaum hatte er die Hand geöffnet, begann Nicklin zu johlen.
    »Jetzt, Martin … jetzt.«
    Palmer schloss die Augen und schwang den Schläger.
    Es war ein nasses Geräusch. Dumpf und matschig. Ein leichtes Vibrieren im Arm.
    Nicklin entging nichts. Mit aufgerissenen Augen und laut brüllend sah er zu, löste die Augen nicht von dem herrlichen Anblick des spritzenden Bluts und der durch die Luft fliegenden grünen Eingeweide, die anmutig in den Brennnesseln auf der anderen Seite der Gleise landeten.
    Er wirbelte herum, die schwarzen Augen voller Vorfreude auf den angewiderten Ausdruck auf Palmers pickligem Gesicht: als habe er sich in die Hose gemacht. Den Ausdruck, den er danach immer sah. Er erstarrte, seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, sie hatten etwas anderes im Blick, etwas hoch hinter Palmer.
    Palmer ließ den Schläger fallen und wandte sich ab, ohne den Fleck darauf anzusehen, um wieder auf den Bahndamm zu klettern. Er blieb wie angewurzelt stehen. Neben dem Loch in dem Drahtzaun stand in dem hohen Gras, das ihm bis zu den Knien reichte, ein Mädchen mit langen blonden Haaren. Es schien in seinem Alter zu sein, vielleicht auch ein bisschen älter. In seinem ganzen Leben hatte Palmer noch niemanden gesehen, der so schön war. Das Mädchen steckte zwei Finger in den Mund und pfiff.
    Dann fing es an zu applaudieren und grinste wie blöd übers ganze Gesicht.

Drittes Kapitel
    Sowohl Thorne als auch McEvoy fühlten sich entschieden unwohl in ihrer Haut, als sie durch die Bahnhofshalle der Euston Station gingen. Keiner gestand dies dem anderen ein, was sie später bedauerten. Beide litten, als sie sich Magazine und Zeitungen kauften und noch schnell einen Tee tranken, unter der Vorstellung, die Augen des Mörders würden auf ihnen ruhen.
    Genau hier hatte er Carol Garner beobachtet, sich an ihre Fersen geheftet. Vielleicht war er da gestanden, wo sie jetzt standen, als er sie zum ersten Mal sah. Hatte eine Zeitung gelesen oder mit einem Walkman Musik gehört oder sich in einem Schaufenster die Socken und Krawatten angesehen. Thorne blickte in die Gesichter der Menschen und quälte sich mit der Frage, ob Carol Garner wohl in die Augen des Mannes geblickt hatte, der sie später umbrachte. Vielleicht hatte sie ihn angelächelt oder ihn nach der Uhrzeit gefragt, ihm eine Zigarette gegeben …
    Sie gingen zum Bahnsteig, vorbei an ihren eigenen zerfetzten Plakaten, auf denen die Öffentlichkeit um Hinweise gebeten wurde. Ähnlichen Plakaten am
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