Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
Hinsicht machte es gerade die Verwendung der bloßen Hände – dieses Fleisch auf Fleisch – zur schlimmsten Methode, jemanden umzubringen. Da war keine Waffe, die das Opfer vom Täter trennte. In den meisten Fällen wurde das Opfer schnell bewusstlos, aber die zugefügten Verletzungen konnten beträchtlich sein. Nicht selten war das Opfer so blutig und von Blutergüssen entstellt, als sei es mit einem Hammer angegriffen worden.
    Carol Garner war an Sauerstoffmangel infolge Abdrücken der gehirnversorgenden Arterien gestorben. An ihrer Leiche fand sich so gut wie jedes der klassischen Merkmale einer gewalttätigen Strangulation.
    Die Augen waren offen, die Augäpfel traten hervor, die Cornea sowie die Haut wiesen Hämorrhagien auf. Im Nackenbereich fanden sich massive Blutergüsse, von denen einige bis zu drei Zentimeter Durchmesser hatten, und es gab blutige, halbmondförmige Abdrücke von den Fingernägeln des Mörders.
    Thorne legte sich die Hände um den Hals. Er schloss die Augen.
    War das sein Schokoriegel, Charlie? Gab er ihn dir, um dich zum Schweigen zu bringen? Oder hatte er ihn sich mitgebracht, um ihn langsam zu essen, als er fertig war und Zeit hatte, sein Opfer zu betrachten, während du weintest?
    In der Muskulatur sowie an der Schleimhaut des Mundbodens, der Epiglottis und des Rachens fanden sich massive Einblutungen und Aufschürfungen. Die Zunge war beinahe durchgebissen. Der Crycoidknorpel war zertrümmert, der Schildknorpel praktisch nicht mehr erkennbar und das Zungenbein gebrochen. Diese inneren Verletzungen waren der deutlichste Hinweis auf das Ausmaß der Brutalität, die zu Carol Garners Tod führte.
    Hast du gesehen, wie es passierte, Charlie? Sperrte er dich aus, oder hast du daneben gestanden und gebrüllt, mit deinen kleinen Fäusten auf seinen Rücken eingeschlagen und zugesehen, wie die Augäpfel deiner Mami aus den Augenhöhlen herausquollen?
    Thorne beugte sich nach unten, um nach dem Kaffee zu greifen, den er neben dem Sofa auf den Boden gestellt hatte. Er war eiskalt. Er sah auf die Uhr. Über eine Stunde war er in die Details des Todes vertieft gewesen. Wie immer verstörte Thorne, wie … aufnahmefähig er in dieser Hinsicht war.
    Er hatte mal versucht, Krimis zu lesen, jedoch überhaupt keinen Geschmack daran gefunden. Kaum las er ein, zwei Minuten in einem so genannten Thriller, schon schweiften seine Gedanken ab. Doch eine von Fachjargon strotzende Beschreibung malträtierten Fleisches fesselte ihn sofort. Er war sicher, dass daran nichts übermäßig Perverses war. Es entsprach der Wahrheit, dass er noch nie gerne bei einer Autopsie zugesehen hatte.
    Die Wahrheit war, dass seine intime Kenntnis wirklicher Mörder und wirklicher Opfer ihn zu einem schwer zufrieden zu stellenden Leser machte.
    Thorne hatte genug Schießwütige und blutverkrustete Klingen gesehen und Perverse mit halb verhangenem Blick. Er hatte jede Menge Schläger gesehen und Brandstifter und freundlich lächelnde Giftmischer. Er hatte mehr übel zugerichtete menschliche Körper gesehen, als ihm zustand: einige davon waren tot gewesen, andere, die weitaus schwerer verletzt waren, waren lebendig zurückgelassen worden, auf dass sie sich ihr Leben lang an ihr Martyrium erinnerten.
    Er hatte die Löcher in den Menschen und in den Leben der Menschen gesehen.
    Thorne nahm die Kaffeetasse und machte sich auf den Weg in die Küche, um sich noch eine Tasse zu kochen, als es an der Tür läutete.
    Hendricks stand draußen. Er trug einen bis zum Boden reichenden schwarzen Ledermantel und eine Strickmütze. Er schwang eine blau gestreifte Plastiktüte, die wegen der Unmengen billigen Lagerbiers jeden Augenblick zu platzen drohte. Sein Tonfall war für theatralische Erklärungen denkbar ungeeignet, aber er gab sich größte Mühe. » Trinken wir Bier und reden über den Tod.«
    Thorne machte kehrt und ging zurück in die Wohnung. Sie legten beide keinen Wert auf Zeremonielles. »Klingt, als hättest du schon ein klein wenig getrunken Hendricks warf die Wohnungstür ins Schloss und folgte Thorne in die Wohnung. »Ich habe beides getan, Kumpel. Ich war den Großteil des Tages mit Dr. Duggan zusammen …« Er machte die innere Tür hinter sich zu und folgte ihm in das Wohnzimmer.
    »Der die erste Autopsie der Ruth Murray durchgeführt hat?«
    »Die. Es ist eine Sie. Emma Duggan. Sehr gut und sehr attraktiv. Wenn man auf so was steht.«
    Kopfschüttelnd fasste Thorne in die Plastiktüte, die Hendricks inzwischen zärtlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher