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Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders

Titel: Tom Thorne 02 - Die Tränen des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Billingham
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dass ihnen auf der Rückfahrt der Sinn wohl weniger danach stehen würde.
    Sie hatten noch eine Stunde bis Birmingham und McEvoy kam zum vierten oder fünften Mal von einem Ausflug ins Raucherabteil zurück. Ihr Blick fiel auf Thorne, der den Kopf hinter der Zeitung versteckte, als sie sich ihren Weg durch den Waggon bahnte. Überrascht stellte sie fest, dass er aus der Ferne nicht wie jemand wirkte, neben den man sich gerne setzte. Aus der Nähe, wenn man ihn besser kannte, sah man die Wärme in seinen Augen, fühlte sich unweigerlich zu ihm hingezogen. Doch auf den ersten Blick war er, vorsichtig ausgedrückt … einschüchternd.
    Als sie wieder Platz nahm und nach ihrem Magazin griff, sah Thorne auf und bedachte sie mit dem Blick eines bekehrten Rauchers – verdammt eifersüchtig und bemüht, missbilligend dreinzuschauen. Sie fragte sich, was wohl die übrigen Reisenden über sie dachten. Sie waren beide verhältnismäßig gut gekleidet. Sie trug eine blaue Jacke und einen Rock und Thorne seine schwarze Lederjacke, ohne die er nicht aus dem Haus zu gehen schien. Sie hatte eine Aktentasche bei sich, bezweifelte jedoch ernsthaft, dass jemand sie irrtümlicherweise für Geschäftsleute hielt. Thorne auf keinen Fall. Vielleicht für ihre Aufsichtsperson. Einen hintertrieben dreinblickenden älteren Bruder oder sogar ihren Dad …
    »Was ist so lustig?«
    Sie sah auf und lächelte noch immer. Vielleicht sogar für ihren in die Jahre gekommenen Macker. »Nichts. Ich las gerade einen Artikel in dem Magazin …«
     
    Robert und Mary Enright, Carol Garners Eltern, lebten einige Meilen südlich von Birminghams Zentrum, in einem Vorort namens Kings Heath. Mit dem Taxi war man von der New Street Station in zehn Minuten dort. Ihr Haus war ein funktioneller Zweckbau mit zwei Schlafzimmern in einer Neubausiedlung, von der aus Geschäfte und Haltestellen zu Fuß zu erreichen waren. Wie geschaffen für ein Paar Anfang sechzig. Eine ruhige Gegend, wo Leute wie sie es sich gut gehen lassen und den Ruhestand genießen konnten, jetzt, da es nicht viel gab, worüber sie sich Sorgen machen mussten. Schließlich waren ihre Kinder etabliert.
    Etabliert vielleicht, aber niemals sicher.
    Mary Enright, deren Welt vor kurzem auf den Kopf gestellt worden war, begrüßte sie herzlich und führte sie in ein kleines und unerträglich überheiztes Wohnzimmer. Die kleine, ein wenig zurückhaltende Frau bot ihnen sofort Tee an.
    »Robert wird gleich kommen. Er ist mit Charlie in den Park gegangen. Es gibt dort einen netten Spielplatz, wissen Sie, mit einem Karussell und Schaukeln. Er ist sehr beliebt. Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, ich glaube, Robert braucht das im Moment mehr als Charlie. Er muss raus aus dem Haus, verstehen Sie, frische Luft atmen. Im Augenblick ist es nicht ganz einfach, um ehrlich zu sein …«
    McEvoy nippte an ihrem Tee und nickte verständnisvoll. Zumindest hatte es den Anschein. Thorne sah sich in dem erstickend heißen Zimmer um, froh darüber, dass sein Sergeant die Konversation übernahm. Sie warteten beide nur darauf, den Jungen zu sehen. Und hatten beide Angst davor.
    Die wenigen Kinderbücher und Spielsachen, die ordentlich neben dem Sofa aufgestapelt waren, wirkten entsetzlich fehl am Platz zwischen dem Krimskrams, den Sofaschonern und Gartenbüchern. Das Haus roch nach Bienenwachs und Einreibemitteln. Kein Ort, an dem ein Kind sich schnell zu Hause fühlte.
    Thorne bemerkte ein paar Weihnachtskarten auf dem Bücherregal in der Ecke. Grüße von denen, die es nicht wussten. Er fragte sich, ob die Enrights wohl nichtsdestotrotz Weihnachten feiern würden, ihrem Enkel zuliebe. Häufig lief es bei der Trauer darauf hinaus, an der üblichen Routine festzuhalten.
    Genauso wie bei den Ermittlungen.
    Charlie Garner war bereits befragt worden. Nach den entsprechenden Richtlinien war diese Vernehmung von speziell ausgebildeten Mitarbeitern unter streng kontrollierten Bedingungen durchgeführt worden. Die Vernehmung hatte in einem gemeinsam von der für die West Midlands zuständigen Polizei und dem örtlichen Sozialdienst unterhaltenen Haus stattgefunden, einem einfachen, modernen Gebäude, das sich von anderen modernen Gebäuden nur durch die mit allen erdenklichen Apparaturen ausgestatteten medizinischen Untersuchungszimmer sowie die auf den neuesten Stand gebrachte Aufzeichnungstechnik unterschied.
    Man hatte Charlie Spielsachen gegeben, und Mitarbeiter des Child-Protection-Teams hatten sich mit ihm unterhalten. Dieser

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