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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns
Autoren: Mark Billingham
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Stimmen, und sie scheint die Fähigkeit zu blinzeln zurückerlangt zu haben, aber ob sie die volle Kontrolle darüber hat, lässt sich im Moment schwer sagen. Ich sehe noch nicht, dass sie Ihnen irgendwelche Angaben machen kann.«
    »Das war nicht der Grund, warum ich gefragt habe … jedenfalls nicht der einzige.« Thorne nahm einen Bissen von seinem Sandwich.
    Anne hatte zwar den größten Teil des Gesprächs bestritten, ihr Baguette aber bereits aufgegessen. Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an. »Also, Sie haben einen Einblick in mein verheerendes Privatleben bekommen«, sagte sie mit verschwörerischer Stimme. »Wie sieht es mit Ihrem aus?« Sie trank einen Schluck von ihrem Mineralwasser und schaute ihm mit theatralisch gebogenen Augenbrauen beim Kauen zu. Sie lachte, als er zweimal versuchte zu antworten und zweimal seine Bemühungen aufgab, um zu schlucken.
    »Was – Sie meinen, es ist verheerend?«, konnte er schließlich sagen.
    »Nein. Nur … haben Sie ein Privatleben?«
    Thorne bekam diese Frau nicht in den Griff. Ein hitziges Temperament, eine dreckige Lache und eine direkte Art, Fragen zu stellen. Es war zwecklos, um den heißen Brei herum zu reden.
    »Ich habe einen mühelosen Wechsel von »verheerend« zu ›trübe‹ vollzogen.«
    »Ist das die normale Entwicklung?«
    »Ich denke ja. Manchmal gibt es auch eine kurze »mitleidsvolle« Phase, aber nicht immer.«
    »Oh, gut, darauf freue ich mich schon.«
    Thorne beobachtete sie, wie sie in ihrer Tasche nach Zigaretten kramte und schließlich die Schachtel in die Höhe hielt. »Stört es Sie?«
    Thorne verneinte, und sie zündete sich eine Zigarette an. Sie stieß den Rauch seitlich aus, weg von ihm. Es war viel Zeit vergangen seit seiner letzten Zigarette.
    »Es rauchen mehr Ärzte, als man denkt. Und eine überraschend große Anzahl von Krebsspezialisten. Ich bin erstaunt, dass nicht mehr von uns Drogen nehmen, um ehrlich zu sein. Sie rauchen also nicht?« Thorne schüttelte den Kopf. »Ein Polizist, der nicht raucht. Dann heben Sie bestimmt gerne mal einen.«
    Er lächelte. »Ich dachte, Sie arbeiten viel zu viel, um Zeit zum Fernsehen zu haben.«
    Sie zog genüsslich an ihrer Zigarette und lächelte.
    Thorne sprach langsam und grinste, als er ihre Frage beantwortete. »Ich hebe mehr als einen …«
    »Ich bin froh, das zu hören.«
    »Aber das wär’s dann schon, was die Klischees angeht. Ich bin nicht religiös, ich hasse Opern, und ich schaffe es ums Verrecken nicht, ein Kreuzworträtsel zu lösen.«
    »Dann müssen Sie sich getrieben fühlen, oder gejagt. Ist das das richtige Wort?«
    Thorne bemühte sich, sein Grinsen beizubehalten, als er sich zur Theke umdrehte. Als er den Blick der Frau an der Kasse auf sich gezogen hatte, hielt er seine Kaffeetasse hoch, um eine weitere zu bestellen. Er drehte sich in dem Moment zurück, als Anne ihre Zigarette ausdrückte. Sie stieß den Rauch aus und ließ ihre eleganten Finger durch ihr silbergraues Haar gleiten.
    »Und gehören zu › verheerend ‹ und › trübe ‹ auch Kinder?«
    »Nein. Bei Ihnen?«
    Ihr breites Lächeln war ansteckend wie die Pocken. »Eins. Rachel. Sechzehn und schwierig.«
    Sechzehn? Thorne hob die Augenbrauen. »Sind Frauen immer noch beleidigt, wenn man sie nach ihrem Alter fragt?«
    Sie knallte den Ellbogen auf den Tisch, legte ihr Kinn in die Hand und tat ihr Bestes, um ernst zu wirken. »Diese hier ist es jedenfalls.«
    »Tut mir Leid.« Nun tat er sein Bestes, um zerknirscht zu wirken. »Wie viel wiegen Sie?«
    Sie lachte laut auf. Nicht dreckig, eher schon wollüstig. Auch Thorne lachte und grinste die Kellnerin an, als diese die zweite Tasse Kaffee brachte. Sie hatte kaum die Tischplatte berührt, als Annes Piepser losging. Sie blickte darauf, erhob sich und griff nach ihrer Tasche auf dem Boden. »Vielleicht bin ich nicht drogensüchtig, aber ich schlucke eine Menge Magentabletten.«
    Thorne nahm seine Jacke von der Stuhllehne. »Ich bringe Sie zurück.«
    Auf dem Weg zum Queen Square wurde die Stimmung wieder seltsam formell. Das beinahe unbeschwerte Geplapper über den bevorstehenden Herbst machte einer unangenehmen Stille Platz. Vor Annes Büro blieb Thorne zögernd an der Türschwelle stehen. Er hatte das Gefühl, dass er eigentlich gehen müsste, doch sie hielt ihre Hand nach oben, um ihn aufzuhalten, während sie rasch telefonierte. Der Ruf mit dem Piepser war nicht dringend gewesen.
    »Wie geht es mit den Untersuchungen voran?«
    Thorne trat ins Büro
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