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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur
Autoren: Jason Dark
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getroffen.
    Hätte, wohlgemerkt. Doch der Goldene war ebenfalls schnell. Er drehte sich zur Seite, und die Klinge streifte ihn nicht einmal. Um Fingerbreite fuhr sie an seiner Hüfte vorbei, und als sich der Goldene abermals drehte, riß er sein Schwert schon wieder hoch und ließ es nach unten sausen. »Jetzt passiert es«, keuchte Suko.
    Mein Partner hatte recht. Mit ungeheurer Wucht traf die goldene Klinge Tokatas Schwert. Dieser Hieb war so hart und kräftig, daß der Samurai des Satans ihm nichts entgegenzusetzen hatte. Die Aufprallwucht riß ihm die eigene Waffe aus der Hand. Er wollte noch nachfassen, doch sein Griff fehlte, und das Schwert klirrte auf den glatten schwarzen Boden, wo es liegenblieb. Zum zweitenmal hatte Tokata seine Waffe verloren, und der goldene, einmal gewarnt, schleuderte sie mit einem Tritt so weit fort, daß Tokata nicht mehr an sie herankonnte. »Jetzt bin ich mal gespannt«, hauchte ich. Wir hatten einen Sieger. Der goldene Samurai.
    Irgendwie mußte ich es erst verdauen und richtig begreifen, daß Tokata nicht gewonnen hatte, aber es war eine nicht zu leugnende Tatsache.
    Der andere hatte ihn besiegt. »Wie geht es jetzt weiter?« fragte Suko.
    »Tokata wird getötet.«
    »Glaube ich auch.« Gelächter!
    Höhnisch, triumphierend, grausam - so hallte es durch die Schlucht auf der Insel des Schweigens. Es war wie ein Donnern, ein gewaltiges Hallen, und es wurde als schauriges Echo von den Wänden zurückgeworfen und schmetterte in unsere Ohren. Der Sieger demütigte den Verlierer!
    Was mußte das für ein Gefühl sein! Tokata war es gewohnt, immer zu gewinnen, jetzt stand er auf der Verliererseite, und wir waren sicher, daß er sterben würde. Der Goldene würde kein Erbarmen kennen.
    »Du hast verloren!« rief der Goldene. »Du hast endgültig verloren. Du wolltest eine Entscheidung, du hast sie bekommen. Wie damals, vor langer, langer Zeit, hast du es auch jetzt nicht geschafft, mich zu besiegen, und diesmal ist auch Emma-Hoo nicht da, der dir hilft, denn du hast dich einem anderen zugewandt, für den und an dessen Seite du kämpfen wolltest. Nur eins hast du nicht bedacht. Was ist ein Solo Morasso gegen Emma-Hoo? Ein Nichts, ein kläffender Köter, und in dessen Dienste hast du dich gestellt. Die Insel des Schweigens wird zu deinem Grab werden, Tokata!« Als er diese Worte sprach, senkte er seinen Arm und deutete mit der Spitze der Klinge auf den Samurai des Satans.
    »Willst du mich töten?« fragte Tokata.
    »Ja!«
    »Und wie?«
    »Das muß ich mir noch überlegen, aber erst einmal werde ich dir die Maske abnehmen. Sie hat mich immer gestört. Du versteckst dein Gesicht, doch ich will dich ansehen, wenn ich dich in den Tod schicke.«
    Er lachte laut.
    »Eine Überraschung jagt die andere«, flüsterte ich. »Jetzt bekommen wir auch noch sein Gesicht zu sehen.«
    »Das ist bestimmt die Würze in jeder Schönheitskonkurrenz«, erwiderte Suko.
    Der Goldene hob sein Schwert leicht an. Mit der Spitze fuhr er über die Maske. Er teilte sie vorn im Gesicht in zwei Hälften. Sie fiel ab.
    Zum Glück stand Tokata in einem günstigen Blickwinkel zu uns. Auch wir konnten sein Gesicht sehen. Es war der absolute Horror!
    Wir hatten instinktiv mit einer Skelettfratze gerechnet, doch das traf nicht zu. Selbst aus unserer Entfernung war zu erkennen, daß sein Gesicht aus einer dunkelblauen Masse bestand, die weich anlag. Es gab keine Nase, keine Ohren, nur zwei Augen, die seltsam dunkel schimmerten, und wir sahen tatsächlich einige hervorstehende Knochen. Und zwar an den Wangen, denn dort war die Haut gerissen, so daß das Knochengerüst zum Vorschein kam.
    In der Mitte des Gesichts mußte sich allerdings ein Spalt befinden, denn aus ihm quoll ein dünner Rauchfaden, der erst hochgetrieben und dann zerfaserte. So also sah Tokatas Gesicht aus!
    »Ich könnte dir den Kopf abschlagen«, sprach der Goldene, »aber du hast trotz allem ehrenvoll gekämpft. So sollst du auch ehrenvoll sterben, wie es die Art eines Samurais ist. Du wirst dich selbst töten, und zwar durch Harakiri!« Suko und ich waren geschockt. Nie hätten wir gedacht, daß es noch eine Steigerung geben würde, aber es gab sie tatsächlich.
    Tokata wurde nicht getötet, er sollte sich selbst umbringen. Würde er auf diesen Vorschlag eingehen? Sekundenlang schwieg der Samurai des Satans. Auch er mußte sich erst an die neue Situation gewöhnen. Dann aber sagte er mit dumpfer Stimme: »Ich habe keine Waffe, mit der ich mich töten
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