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Tokatas Todesspur

Tokatas Todesspur

Titel: Tokatas Todesspur
Autoren: Jason Dark
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aus seinem Mund drang ein wilder, triumphierender Schrei, der urplötzlich abbrach, als sich der goldene Samurai umdrehte und uns anschaute. Er hatte uns längst entdeckt. Er wußte, daß wir Zeugen des Kampfes gewesen waren. Nun stand er gegen uns.
    Als Feind? Genau wußten wir das nicht, denn der Goldene bekämpfte die Hölle ebenso wie wir.
    Bis jetzt hatten wir am Boden gekauert. Nun erhoben wir uns. Meine Glieder waren steif geworden. Ich ließ den Goldenen keinen Augenblick aus den Augen und hielt den heiligen Fächer fest. Unsere Blicke trafen sich.
    »Du hast etwas, was mir gehört«, sagte der Goldene und deutete mit seinem Schwert auf mich. »Ich werde euch beide töten, wenn ich nicht das bekomme, was mir zusteht. Gebt mir den Fächer!«
    Ich warf Suko einen raschen Blick zu. Sollten wir? Sollten wir nicht? Aber was konnten wir mit dem Fächer anfangen? Wahrscheinlich nichts. Es lohnte sich nicht, für ihn zu kämpfen und zu sterben.
    Ich nickte. »Du kannst ihn haben, Goldener. Wir wollen auch nicht mit dir kämpfen, aber wir machen zur Bedingung, daß deine Diener die Menschen in Ruhe lassen.«
    »Sofern sie auf meiner Seite stehen«, erwiderte der goldene Samurai. »Wenn sie gegen mich sind, werde ich sie töten. Vielleicht werden sich unsere Wege noch einmal kreuzen, und dann wünsche ich euch, daß ihr auch auf meiner Seite steht!« Das waren keine leeren Worte, beileibe nicht. Wir hatten erkannt, wie kampfstark dieser Samurai war. Auch wir würden gegen ihn kaum eine Chance haben.
    »Hier ist der Fächer«, sagte ich mit kratziger Stimme und übergab dem Samurai die Abwehrwaffe.
    Er nahm sie an sich und erwiderte: »Denkt an meine Worte. Werdet nie meine Feinde, denn euer Tod würde schrecklich sein.« Dann drehte er sich um und ging davon. Wir waren allein in der Schlucht. Allein mit einem Toten. Minutenlang blieben wir auf dem Fleck stehen und schauten uns Tokatas Torso an. Sein Tod war gleichzeitig eine große Niederlage der Mordliga. Und ich war nicht böse darum, daß wir es nicht geschafft hatten, ihn zu töten. Hauptsache, er lebte nicht mehr.
    »Komm«, sagte ich zu Suko. »Laß seine Knochen in dieser Schlucht bleichen. Wir haben andere Dinge zu erledigen.«
    »Dann packen wir es an!«
    ***
    Kamosana berichtete uns, was sich inzwischen ereignet hatte. Ich machte den Vorschlag, die unmittelbare Umgebung des Zuchthauses durchsuchen zu lassen.
    Ein Dutzend Männer schwärmte aus. Sie durchstöberten die Hochhäuser. Mutierte Tiere fanden sie ebensowenig wie Zombies.
    Der Zuchthausdirektor suchte verzweifelt nach einer Erklärung. Ich hätte sie vielleicht geben können, aber ich hielt mich zurück.
    So rasch wie möglich wollte ich die Insel des Schweigens verlassen.
    Was mit ihr geschah und ob alles beim alten blieb, das war nun wirklich nicht unsere Angelegenheit. Darum sollten sich die japanischen Behörden kümmern. Unsere Arbeit war getan. Wir erreichten Taira über Funk. Schon wenig später landete er in einem Hubschrauber. »Und?« fragte er.
    Ich hob die Schultern. »Eine Gefahr ist gebannt.«
    »Das ist doch großartig. Gratuliere.«
    »Nicht uns.«
    »Sondern?«
    »Das erzähle ich Ihnen auf dem Flug. Wir haben beide keine Lust mehr, auf dieser Insel zu bleiben.«
    Er lachte. »Kann ich verstehen. Kommen Sie mit.«
    Es waren die sympathischsten Worte, die wir je aus seinem Munde vernommen hatten.
    Als wir über die Insel flogen, warf ich einen letzten Blick nach unten. Es war kaum zu fassen, aber auf diesem Eiland mitten im japanischen Meer war einer unserer Todfeinde gestorben. Und der Schnee, der plötzlich aus den Wolken fiel, würde seine Leiche für lange Zeit zudecken. Wenn er wieder taute, waren Tokatas Gebeine längst vermodert. Und das konnte man wirklich als eine gute Sache bezeichnen…
    ENDE
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