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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel
Autoren: Tina Sabalat
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haben. Spurensicherer und was weiß ich.«
    »Aber was macht das schon?«
    »Es ist unangenehm.«
    »Auch, wenn die Polizisten und Spurensicherer ein langes, glückliches Leben führen werden?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    Ich zögerte. »Mir wird schlecht davon. Richtig übel. Wenn ich einmal sehe, ist das noch okay, das habe ich mittlerweile im Griff. Aber wenn es mehrere Menschen sind, nacheinander, dann ...«
    »Kotzen Sie?«
    »Kurzgefasst: ja.«
    Sams Kopf vor mir nickte. »Okay, ich möchte nicht, dass Sie kotzen. Aber meine Zukunft kennen Sie schon. Mich können Sie doch ansehen.«
    »Nein. Und wenn Sie das glauben, bedeutet das, dass Sie wirklich noch nicht darüber nachgedacht haben, was ich eben gesagt habe. Warum es sein kann, dass ich Tobias nicht in Ihnen sehen konnte.«
    Sam striegelte seine Haare, diesmal mit beiden Händen. Sie rochen ein wenig nach Schlaf und Chlor, aber auch noch ein bisschen nach Shampoo.
    »Sorry, ich bin nicht ganz auf der Höhe«, sagte er. »Ich habe gestern ... Es war spät.«
    »Sie haben beschlossen, dass Sie die Sache vergessen, und haben sich diese Entscheidung schön gesoffen«, riet ich, er stöhnte nur leise, was Antwort genug war.
    »Aspirin?«
    »Oh ja«, sagte er aus vollem Herzen. »Bitte. Drei. Oder Vier.«
    »Gut. Ziehen Sie sich wieder an. Und denken Sie über Folgendes nach: Ich habe bei unserem ersten Treffen die Zukunft gesehen, die wirklich vor Ihnen lag, und nicht das Bild, dass Sie selbst von Ihrer Zukunft hatten.«
    Es war Aspirin in der Küche, und während ich drei Brausetabletten in ein Glas warf, sah ich durch das Fenster Sam dabei zu, wie er sich seiner nassen Shorts entledigte und in seine Jeans stieg. Seine Bewegungen waren fahrig, vielleicht von der Angst, vielleicht von der durchgemachten Nacht. Es war ein komisches Gefühl, ihn hier zu haben. Nicht unbedingt unangenehm, aber eben ... komisch. Er war der erste Mensch, der auf dieser Terrasse saß, dem ich einen Kaffee gemacht hatte. Selbst Frau Berger kam nur her, wenn sie musste. Wenn etwas zu erledigen war. Seine ungebetenen Gäste konnte man sich nicht aussuchen, und ich hätte es schlechter treffen können. Dennoch: Ich musste Sam loswerden. Und seinen toten Freund auch, denn beide gehörten hier nicht hin.
    »Also haben Sie Tobias nicht mit mir in der Bar gesehen, weil das Treffen nie stattgefunden hätte?«
    Sam ließ sich wieder in seinen Sessel fallen, ich reichte ihm das Glas über die Schulter, blieb hinter ihm stehen.
    »Richtig. Als Sie zu mir kamen, gingen Sie davon aus, dass das Treffen stattfinden würde, aber das hat es nicht. Ich habe die Szene gesehen: Sie saßen in einer Bar und haben ein paar Mal auf die Uhr gesehen. Sie haben einen Anruf gemacht, sind aufgestanden, haben gezahlt. Aber wer Sie da versetzt hat, konnte ich nicht erkennen.«
    Sam schien mit dem Begreifen zu kämpfen.
    »Aber warum wäre er denn nicht gekommen? Er war zuverlässig, er hätte abgesagt.«
    »Was, wenn er nicht mehr Absagen konnte? Weil ihm etwas dazwischengekommen ist? Wie sein plötzlicher Tod?«
    »Aber das sind doch völlig bescheuerte Zufälle! Ich soll sterben, und er kommt nicht, weil er wirklich stirbt? Oder ... Meinen Sie, das hat etwas miteinander zu tun?«
    »Ja.«
    »Aber was? Sie haben mir gesagt, ich würde sterben. Wie kann das Tobias umbringen?«
    »Gar nicht. Es hat ihn nicht getötet, dass Sie erfahren haben, dass Sie sterben werden. Reines Wissen verändert nichts. Man muss das neue Wissen erst einsetzen, um sein Verhalten zu ändern. Sie haben also etwas getan. Etwas, was Sie nicht getan hätten, wenn Sie nicht von diesen Schüssen erfahren hätten. Und was Sie getan haben, hat jemanden auf Tobias aufmerksam gemacht. Hat jemanden dazu bewegt, ihren Freund zu ... entsorgen. In meinem Pool. Die einzige Verbindung zwischen meinem Pool und Tobias sind Sie.«
    Sam schwieg und mir war, als könne ich die Schuld um ihn herum wabern sehen.
    »Sie haben Kontakt zu Tobias aufgenommen?«
    »Ja.«
    »Haben Sie ihm von mir erzählt?«
    »Nein!« Pause. »Na ja, indirekt schon. Aber ich habe ihm nicht erzählt, was passiert ist. Oder was passieren soll.«
    Sam trank einen Schluck und schüttelte sich angesichts des Geschmacks. Ich schüttelte mich ebenfalls, und zwar angesichts des Wissens, was öliges, brausiges Aspirin mit dem Magen machte. Besser: mit dem Zeug, was sich schon darin befand. Wurde durch Kohlensäure aus dem Mageninhalt eine giftig schäumende Masse, zauberte die Acetylsalicylsäure
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