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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten
Autoren: Olov Svedelid
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1.
    Die beiden Männer starrten mich an, und ich starrte zurück. Im gegenseitigen Anstarren waren wir einander ebenbürtig. Obwohl ich sie nicht kannte, wirkten sie doch irgendwie vertraut. In Miene und Körperhaltung drückten sie aus, daß sie etwas gegen mich hatten. Da der Fahrstuhl wegen einer Reparatur außer Betrieb war, hatte ich die Treppe genommen. Sie standen vor meiner Wohnungstür im fünften Stock; ich hatte die finster blickenden Gesellen bereits vom Treppenabsatz aus wahrgenommen. Nun belauerten wir uns; sie warteten, daß ich hinaufsteigen, ich wartete, daß sie etwas sagen oder tun würden. Es war eine unangenehme, aber keinesfalls gefährliche Situation, etwa so wie wenn man feststellt, daß man Kopfschuppen hat. Ich entschloß mich, das peinliche Schweigen zu brechen:
    »Ja?«
    Das war nicht gerade der Gipfel der Konversation, ließ jedoch das Eis brechen. Der größere von beiden, der mit den abstehenden Ohren, nahm das Gesprächsangebot an. Sie waren wachsam, und ich war wachsam. Wir bewegten uns gemessen und vorsichtig; jedes Zucken, jede hastige Geste konnte ungeahnte Konsequenzen nach sich ziehen.
    »Bist du Hassel?«
    Das war eine schwierige Frage, die eine gewisse Bedenkzeit erforderte. Im Anstarren waren sie gut, aber ansonsten schienen sie eher ins Amateurlager zu gehören. Der mit den Segelohren war schätzungsweise vierzig, der mit der Warze an der Nase ein paar Jahre älter. Körperlich schienen sie gut in Form zu sein, wenn auch die Gesichtsfarbe des Warzenmannes erkennen ließ, daß er öfter zu tief ins Glas schaute.
    »Die Welt ist voller Hassel«, erklärte ich.
    »Bist du Hassel?« wiederholte er. »Roland Hassel?«
    Auf unserer Etage gab es zwei Türen. Uns gegenüber wohnten neuerdings Herr und Frau Moberg, denen ich allerdings noch nie begegnet war. Virena hatte gehört, daß beide bereits pensioniert waren, was uns freute, denn so mußten wir nicht befürchten, daß Rockmusik durch die Wände dröhnte. Andererseits bestand die Gefahr, daß sie uns aufgrund altersbedingter Schwerhörigkeit mit überlauten lustigen Volksweisen plagten.
    »Wenn ich will, kann ich Moberg sein.«
    »Was ist denn das für eine verdammte Antwort?«
    »Oh, ich habe noch mehr davon auf Lager. Wenn ich in der richtigen Stimmung bin, stelle ich mich als Bernadotte aus einer Seitenlinie vor und fordere Ehrfurcht vor der Tradition. Ich warne euch; ich kann sehr pingelig sein.«
    Warum riskierte ich die große Lippe? Es liegt mir eben im Blut. Wenn mich jemand blöd anquatscht, quatsche ich zurück. Störrisch wie ein Esel, aber so bin ich nun einmal. Sie wechselten einen Blick, und das war dumm von ihnen, denn damit hatten sie das Duell im gegenseitigen Anstarren verloren. Ich freute mich über den Sieg, und ihnen blieb nichts anderes übrig, als die Frage ein drittes Mal zu stellen:
    »Bist du Roland Hassel, ja oder nein?«
    »Und wer bist du? Wer ist der Mann an deiner Seite?«
    »Sofort den Namen, und keine albernen Sprüche!«
    »Erst deinen Namen, und damit du es weißt: Mit Drohungen läuft bei mir gar nichts.«
    Er wurde wütend, und es schien mir, als wackelte er mit den Ohren. Aber das kann auch an der unzureichenden Treppenbeleuchtung gelegen haben. Er kam auf mich zu, und ich ging in Verteidigungsstellung. Offenbar hatten sie es auf mich abgesehen, aber sie waren keine bezahlten Bösewichter, die einer, der durch meine Arbeit im Knast gelandet war, auf mich angesetzt hatte. Einige unserer Klienten können sehr nachtragend sein. Die Warze packte den Segelohrigen am Oberarm und flüsterte etwas. Der nickte leicht und sagte dann in neutralem Tonfall:
    »Ich bin Arne Olsson. Mein Begleiter heißt Reine Borg. Können wir jetzt deinen Namen erfahren?«
    »Wenn das so ist, heiße ich Roland Hassel. Rolle für meine Freunde. Ihr dürft mich Roland nennen.«
    Olsson zeigte eine wie neu glänzende Erkennungsmarke und wies sich aus. Ich sah so etwas nicht zum ersten Mal.
    »Wir kommen von der Kripo.«
    Polizisten! Deshalb also wirkten sie so vertraut. Wir tragen alle denselben Stempel; ein Bulle riecht den anderen in der Regel drei Meilen gegen den Wind. Jetzt verstand ich auch, warum sie so diskret vorgingen. Viele ausländische Kollegen, die zu Studienbesuchen zu uns kommen, meinen, die schwedische Polizei würde viel zu rücksichtsvoll vorgehen. Sie sind es gewohnt, die Macht, die eine Uniform oder Erkennungsmarke verleiht, auszuspielen, während wir die menschliche Integrität respektieren. Klar,
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