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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hirsch
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mit dem Bankkonto spitzt sich zu.”
    Ich hatte Vera schon früher die ganze Geschichte erzählt gehabt und ergänzte jetzt den aktuellen Stand mit den Drohbriefen.
    Vera hatte aufmerksam zugehört. “Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Anscheinend will dein Freund Günther auf Biegen und Brechen an die Kopie mit den Kontodaten herankommen. Die Drohbriefe geben ihm einen guten Vorwand, um dich weich zu klopfen. Ich würde es ihm nicht so einfach machen.”
    “Aber ich könnte auch in Gefahr kommen.”
    “Dann wärst du aber wohl der Erste gewesen, der bedroht worden wäre. Schließlich hast du den Schlüssel in der Hand. Aber anscheinend bist du gar nicht interessant, weil du mit den Daten nichts anfangen kannst und willst. Gefährlich sind die Daten wohl in der Hand von jemand anderem. Deshalb würde ich auf keinen Fall die Daten weitergeben.”
    In diese Richtung waren meine Gedanken auch schon gegangen. Und Vera hatte mich mit ihrem klaren Verstand nun endgültig überzeugt. Um nicht in Versuchung zu kommen, über andere Themen zu reden, verabschiedete ich mich schnell.
    Ich hatte keinen Mut, Günther gleich anzurufen und ihm eine Absage zu geben. Wenn er anfangen würde zu argumentieren, würde ich mich unsicher und überfahren fühlen. Ich hatte ja um zwei Tage Bedenkzeit gebeten, und so hatte ich noch einen Tag Zeit.

    29. März

    Am nächsten Tag war alles anders. Als ich gegen fünf von der Bank nach Hause kam, lag ein unbeschrifteter Umschlag im Briefkasten. Ich dachte schon an eine billige Werbung von einem Handwerker oder Immobilienheini, aber es war ein Drohbrief.
    “Lassen Sie die Finger vom Konto Aumüller und geben Sie nichts weiter oder sie leben nicht mehr lange!”
    Ich hatte schon im Flur den Umschlag aufgerissen und wankte bleich zum Sessel im Wohnzimmer. Mir war nach einem Schluck Whisky, aber dazu hätte ich noch mal aufstehen müssen. Das war mir jetzt nicht zuzumuten.
    Ich wollte Günther, Vera und Ina anrufen, konnte mich aber über die Reihenfolge nicht entscheiden. Als ich mein Handy in die Hand nahm, sah ich, dass Vera eine SMS geschickt hatte. Ihre Mutter war von einem Auto angefahren worden und lag im Krankenhaus. Vera würde sofort nach Regensburg fahren und sicher die nächsten Tage dort bleiben. So konnte ich jetzt ohnehin nicht so schnell an die Kopie kommen.
    Jetzt war die Reihenfolge einfacher. Ich rief Günther an und erzählte ihm von dem Drohbrief. Er zeigte sich erschüttert und meinte, jetzt müsste ich unbedingt die Kopie loswerden und ihm übergeben, um aus diesem bösen Spiel herauszukommen. Ich sagte ihm, dass ich selbst erst in einigen Tagen wieder Zugriff auf die Kopie hätte, und inzwischen müssten wir das so durchstehen.
    Danach rief ich Ina an und brachte nur ein ziemliches Durcheinander heraus. Wir verabredeten uns für den nächsten Tag, damit ich ihr in Ruhe alles erzählen und mich von ihr trösten lassen konnte. Schon der kurze Anruf bei ihr hatte mich etwas beruhigt.
    Dann kam mir eine gute Idee. Wenn die Bedrohung wirklich zu einer ernsten Situation führen würde, sollte schließlich doch die Polizei die Vorgeschichte erfahren. Ich fühlte mich zwar ziemlich sicher, dass man mich nicht wirklich umbringen wollte - was hätte das auch für einen Sinn -, aber vielleicht würde man mich entführen und foltern oder was auch immer. Der Einfachheit halber wählte ich diese Aufzeichnungen, an denen ich hier schreibe, auch wenn ich sie eher für mich und nicht für die Polizei machte. Ich suchte mir eine Mailadresse der Polizei aus dem Internet und bereitete eine zeitverzögerte Absendung vor. Als Zeitpunkt legte ich fünf Tage später fest. Wenn es mir dann noch gut gehen würde - wovon ich ausging -, würde ich den Zeitpunkt um weitere fünf Tage verschieben. So ginge die Mail mit den Aufzeichnungen als Anhang nur weg, wenn ich nicht mehr handlungsfähig sein würde. Ich war stolz auf diese kreative Lösung.
    Als Evelin am Abend nach Hause kam, kündigte sie an, dass sie am Freitagnachmittag wieder mal nach Düsseldorf fliegen müsse, um am Samstag bei einem Lieferanten Einkäufe aus der neuen Kollektion zu tätigen. Solche Einkaufstouren hatte sie in letzter Zeit öfters unternommen, was mich aber keineswegs störte. Im Gegenteil. Dadurch war ihr Drang, mit mir etwas unternehmen zu wollen, deutlich reduziert, was mir ganz angenehm war. Denn im Grunde bin ich ein ruhiger Mensch.

    1. April

    Die Reise von Evelin kam mir dieses Mal besonders entgegen,

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