Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis
Autoren: Laurie Faria Stolarz
Vom Netzwerk:
darüber nachdenkst, dass du versuchen könntest, den Knoten zu öffnen«, fährt er fort, »spar dir die Mühe, weil ich nämlich so was wie ein Experte auf dem Gebiet bin.«
    Ich schaue zurück auf das Geflecht von Knoten. Es müssen mindestens vierzig sein, die alle über- und untereinandergeschlungen sind.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, fragt er.
    Ich beachte ihn gar nicht und fahre fort, mich in dem Raum umzusehen. Dabei bemerke ich eine schmale Tür hinter ihm und ein Fenster auf der rechten Seite. Das Rollo vor dem Fenster ist heruntergezogen und an den Seiten hängen Vorhänge. »Was willst du?«, frage ich und schaue ihm in die Augen.
    »Dich«, flüstert er. »Ich will einfach nur mit dir zusammen sein.«
    Ich halte die Schultern still und versuche, mich aus den Handschellen zu befreien, aber sie sitzen viel zu eng. »Wir sind doch Freunde«, erinnere ich ihn. »Du kannst doch mit mir zusammen sein, sooft du willst.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt.«
    »Doch«, versichere ich ihm und fahre dabei mit den Fingern über die Knoten. Ich versuche, an allen zu ziehen, aber sie bewegen sich kein bisschen.

    Matt streicht die Strähne zurück, die mir vor den Augen hängt, und rückt dann näher.
    »Hältst du mich für blöd?«, blafft er. »Du sollst mich nicht anlügen!«
    Mein Herz schlägt heftig. Mein Kopf beginnt zu schmerzen.
    »Du wirst dich hier wohlfühlen«, versichert er mir. »Ich gebe dir alles, was du willst.«
    »Ich will, dass du mich freilässt.«
    »Jetzt nicht.«
    »Aber wann?«
    »Wenn du sagen kannst, dass du mich liebst und es ernst meinst.« Er stellt die Laterne auf die Seite, sodass er näher zu mir rutschen kann. Er riecht wie das Innere seines Autos - ein penetranter, giftiger Geruch.
    Heiße Tränen quellen mir in die Augen, bis ich nichts mehr sehen kann. »Es muss doch nicht so sein«, flüstere ich.
    »Insgeheim wolltest du es so«, sagt er und küsst mich danach auf die Unterlippe. »Du hast es darauf angelegt. Und ich werde nur deine Wünsche erfüllen.«
    »Nein«, wiederhole ich und drehe mein Gesicht zur Seite.
    »Ja«, sagt er und rutscht noch ein Stückchen näher. »Du hast es so gewollt. So, wie du flirtest und immer im Mittelpunkt stehen willst, und so, wie du dich in der letzten Zeit immer wieder in Gefahr begeben hast. Du willst mehr Abenteuer in deinem Leben. Dir gefällt die Vorstellung, mit einem zusammen zu sein, der eine dunkle Seite hat. Und genau das gebe ich dir jetzt.«

    Ich schüttele den Kopf und versuche, nicht ganz durchzudrehen.
    »Ich hätte gedacht, dass du mir dankbar bist«, sagt er und fährt fort, mich zu küssen. Er küsst mich entlang einer unsichtbaren Linie, die von meinem Mund abwärts bis zu meinem Hals und dann wieder hinauf führt.
    Ich gebe mir Mühe, sein Spielchen mitzuspielen und meine Tränen zurückzuhalten, indem ich mich auf etwas - irgendetwas - ganz anderes konzentriere. Über seine Schulter hinweg suche ich mit den Augen nach etwas Scharfem. Aus den Augenwinkeln meine ich ein Messer zu erkennen, das aus dem Stapel von Nahrungsmitteln herausragt.
     
    »Ich will dir etwas zeigen«, flüstert er mir ins Ohr und jagt mir damit eiskalte Schauer den Rücken hinunter. Er greift in seine Tasche und holt einen Ordner voller Fotos heraus.
    Es sind Bilder von mir - am Strand, vor unserem Haus, beim Einkaufszentrum und in der Bäckerei in der Innenstadt.
    »Ich kann einfach nicht genug davon kriegen«, flüstert er. »Immer wenn du gerade nicht da warst, hab ich mir die hier angesehen und mir gesagt, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist, bis ich dich wirklich für mich habe.«
    »Bitte«, flehe ich und höre, wie meine Stimme zittert.
    »Schsch«, besänftigt er mich und küsst mich. »Alles wird gut. Du wirst schon sehen.« Er küsst mich noch ein paar Mal und hockt sich dann auf die Fersen. »Ich gehe nicht gern, aber ich muss jetzt weg. Die Leute werden sich langsam fragen, wo du steckst.«

    »Das tun sie vermutlich jetzt schon«, sage ich und hoffe, dass es ihn nervös macht.
    »Umso mehr muss ich jetzt zurück. Wir wollen schließlich nicht, dass irgendjemand zwei und zwei zusammenzählt, wenn sie bemerken, dass ich auch nicht da bin. Wenn nur du fehlst, werden alle glauben, dass Ben dafür verantwortlich ist. Selbst wenn sie es nicht beweisen oder einen Zusammenhang herstellen können, werden sie ihn so in die Mangel nehmen, dass er nur noch abhauen kann.«
    »Und was dann?«, frage ich. »Wenn sie nicht beweisen können,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher