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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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dass er es war, werden sie trotzdem weitersuchen.«
    »Bis dahin wirst du hoffentlich kapiert haben, was gut für dich ist. Wir können einfach sagen, dass du von zu Hause weggelaufen bist - weil deine Eltern dir keine Auf merksamkeit geschenkt haben, sodass du einfach nur weg wolltest.«
    »Du hast also nicht vor, mir etwas zu tun?«
    »Nicht, solange du keine Dummheiten machst.« Er dreht mir den Rücken zu und kramt in seinem Nahrungsmittelvorrat herum. »Es hat Spaß gemacht, all deine Lieblingssachen zu besorgen. Ich habe Salzbrezeln mit Joghurt-Glasur, Mais-Chips und Müsliriegel.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    »Bist du sicher? Ich kann dich füttern, bevor ich gehe.«
    Ich schüttele den Kopf und behalte dabei das Messer im Auge. Es liegt unter der Tüte mit den Mais-Chips.
    »Du solltest wirklich was essen«, sagt er, »oder zumindest etwas Wasser trinken. Ich will nicht, dass du
dehydrierst.« Er dreht den Deckel einer Flasche ab und hält mir den Rand an die Lippen. Er betrachtet meinen Hals, während ich schlucke.
    »Du bist so schön«, wiederholt er und wischt mir den Mund ab. Er stellt das Tabletttischchen neben mich und kippt ein paar Joghurt-Brezeln darauf. Dann füllt er eine Plastikschüssel mit Wasser und stellt sie ebenfalls auf das Tablett. »So solltest du eigentlich ohne größere Probleme was essen und trinken können. In der Laterne sind frische Batterien, falls dir das Sorgen macht, ich denke also nicht, dass sie ausgehen wird. Ich komme so schnell wie möglich zurück.«
    Ich nicke und schaue wieder zu dem Messer hin. Matt bemerkt es, zieht es unter der Chips-Tüte hervor und fährt damit an meinem Gesicht entlang. »Na, ist das gefährlich genug für dich?«, fragt er.
    »Ich mag keine Gefahr.«
    »Aber klar doch. Tief drinnen ist es genau das, wonach du dich sehnst.« Er hält mir das Messer an die Kehle und drückt es gegen meinen Hals. »Schlaf gut«, flüstert er.
    Meine Unterlippe zittert. Meine Augen füllen sich erneut mit Tränen. Matt knabbert an meiner Lippe, um das Zittern zu stoppen, und steht dann auf und rammt das Messer ins Holz über der Tür.
    Endlich geht er. Ich höre, wie er die Tür von außen zuschließt. Während ich mir Mühe gebe, mich zusammenzureißen und mich auf das Messer zu konzentrieren. Aber durch den Strom von Tränen, die mir übers Gesicht laufen, kann ich kaum etwas sehen.

49
    Ich bin alleine in dem Raum und horche auf ein Motorengeräusch. Ich frage mich, ob Matt wohl direkt vor der Tür geparkt hat, aber es bleibt unheimlich still. Der Geruch von brennenden Lagerfeuern hängt noch in der Luft von dem kurzen Augenblick, als Matt die Tür geöffnet hat. Das macht mir Hoffnung.
    Vielleicht ist jemand in der Nähe.
    Als ich annehme, dass er weit genug weg ist, mache ich mir an den Knoten zu schaffen. Ich fahre mit den Fingern darüber und suche nach einem, der ein wenig lockerer sitzt. Adrenalin schießt durch meine Adern, während ich das Seil drehe und versuche, an jeder Verdickung oder Unebenheit zu ziehen.
    Schon nach wenigen Minuten fangen meine Handgelenke an zu schmerzen. Das Metall der Handschellen schneidet mir in die Haut, und meine Finger werden ganz kribbelig und taub. Ich arbeite dennoch weiter und versuche, Anfang und Ende der Knoten zu entdecken. Aber alles fühlt sich gleich an. Und meine Handgelenke brennen höllisch.

    Ich versuche, die Handschellen abzustreifen, bis meine Knochen wehtun und ich spüre, wie sich die Knorpel unter meiner Haut verschieben. Aber es bringt nichts, selbst wenn ich meine Hände ganz zusammenpresse, um sie so schmal wie möglich zu machen.
    Ich rutsche auf dem Hintern nach vorne, um zu sehen, wie viel Bewegungsfreiheit ich wirklich habe - es sind etwa sechzig Zentimeter. Ich hole tief Luft und ziehe mit meinen Handgelenken - so fest, dass ich glaube, die Knochen könnten dabei brechen -, um den Metallring aus der Wand zu reißen.
    Aber auch der rührt sich nicht.
    Schwer atmend ziehe ich noch mehr, bis ich mich selbst vor Verzweiflung aufschreien höre - ein lauter, schriller Schrei, der sich aus meiner Kehle zwängt.
    Meine Beine schlagen wild um sich. Meine Unterarme brennen. Schluchzend lasse ich noch mehrere Schreie los, bis mir die Spucke aus dem Mund tropft und meine Kehle ganz wund ist.
    Aber nichts geschieht, und keiner kommt.
    Nach ein paar weiteren Minuten bemerke ich, dass der Raum immer dunkler wird und anfängt, sich zu drehen. Ich schaue zu der Laterne hinüber, aber die leuchtet noch immer
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