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Toedliches Geheimnis

Titel: Toedliches Geheimnis
Autoren: Laurie Faria Stolarz
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Er wendet sich ab, hält mir die Tür auf und folgt mir nach draußen. Wir gehen zum Strand hinunter, genau wie beim letzten Mal, und setzen uns auf eine Bank mit Blick aufs Wasser.
    »Es ist jetzt so viel leichter, hier zu sein«, sagt er schließlich. »Ich sitze nicht mehr hier und hasse mich für das, was mit Julie passiert ist.«
    »Das freut mich«, sage ich und beuge mich zu ihm.
    Endlich schaut Ben mich an. Sein Gesichtsausdruck ist
genau so ernst wie vor ein paar Augenblicken an der Tür. »Ich werde nicht wieder in die Schule gehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine, dass ich eine kleine Auszeit nehme und wieder zum Privatunterricht zurückkehre, aber diesmal mit richtigen Lehrern. Vielleicht werde ich sogar irgendwohin verreisen. Ich hab einen Cousin in Boston, der mich schon länger zu sich eingeladen hat.«
    »Du kannst doch nicht mit der Schule aufhören.«
    »Ich höre auch nicht auf. Ich brauche nur eine Pause. Es waren ziemlich heftige Wochen für mich.«
    »Wann kommst du zurück?«
    »Ich weiß nicht. Direktor Snell hat mir gestattet, im zweiten Trimester zurückzukommen, vorausgesetzt ich bleibe mit dem Stoff auf dem Laufenden.«
    »Und was wird aus uns?«
    Ben schaut zurück aufs Meer. Die Narbe auf seinem Unterarm ist jetzt ganz zu sehen, so als hätte er nicht mehr das Bedürfnis, sie zu verstecken. »Wir brauchen vielleicht auch eine Pause.«
    »Was ist, wenn ich keine Pause will?«
    »Du machst es mir nicht leicht, was?«
    Ich schüttele den Kopf. »Ich versteh das nicht. Ich meine, jetzt wurde es doch gerade gut zwischen uns.«
    »Das fand ich auch.«
    »Dann bleib hier.«
    »Ich weiß, dass es unsinnig erscheint«, seufzt er, »aber ich tue das für dich.«
    »Ich will aber gar nicht, dass du es tust.«
    »Vielleicht jetzt nicht.«

    »Vielleicht nie .«
    »Und vielleicht wirst du mit der Zeit merken, dass es so am besten ist.«
    Ich seufze und will einfach nicht akzeptieren, was er sagt. Ich spüre, dass sich meine Augen mit Tränen füllen. »Warum?«, frage ich. Meine Stimme zittert.
    »Es ist schwer zu erklären«, sagt er und schaut mich wieder an. »Aber denk an den Blick, mit dem du mich angesehen hast, als ich dich das letzte Mal berührt und zu fest zugepackt habe. Das Ganze hat mich an Julie erinnert - und daran, welche Angst auch sie vor mir hatte.«
    »Ich weiß doch, dass du mir nicht wehtun wolltest.«
    »Das stimmt.« Er nickt. »Das wollte ich auch nicht, aber selbst nachdem ich aus meinem Zustand aufgetaucht bin, konnte ich noch das Misstrauen in deinen Augen sehen.«
    »Aber jetzt vertraue ich dir«, versichere ich ihm.
    »Und genau darum geht es. Vielleicht solltest du das nicht tun. Vielleicht kann man jemandem wie mir nie ganz vertrauen.«
    »Sag nicht so was.« Ich wische mir mit dem Ärmel über die Augen.
    »Du bist in Sicherheit«, sagt er, und nun treten auch ihm Tränen in die Augen. »So soll es auch bleiben.«
    »Du wirst mir nicht wehtun. Ich will bei dir sein.«
    »Vielleicht irgendwann«, sagt er und beugt sich zu mir. Seine Stirn berührt meine und weckt meine Sehnsucht nach mehr.
    In meiner Brust herrscht Chaos. Tränen laufen mir die Wangen hinunter. »Geh nicht. Ich brauche dich.«

    »Du brauchst mich nicht. Du weißt doch, du hast einen guten Überlebensinstinkt.«
    »Geh nicht«, wiederhole ich, diesmal noch lauter. Ich ziehe ihn zu mir, sodass ich seinen Herzschlag fühlen kann.
    »Halt«, flüstert er, aber er schlingt die Arme um meine Taille.
    Ich fahre mit den Fingern über seinen Rücken und hauche ihm in den Nacken.
    »Es fällt mir nicht leicht.« Seine Finger zittern auf meiner Haut, direkt unter dem Saum meines Pullis, so als müsste er sich bemühen, die Kontrolle zu bewahren.
    »Bitte«, flehe ich und küsse ihn auf die Wange. Er schmeckt nach Zucker und Salz.
    Er zieht mich an sich. Seine Finger drücken sich in meine Haut - fast ein wenig zu stark. Seine Berührung strahlt Hitze aus.
    Er befreit sich, schwer atmend. Seine Augen sind gerötet und voller Tränen. »Es tut mir leid.« Er deutet auf meine Taille, wo seine Finger rote Spuren hinterlassen haben.
    »Alles bestens«, versichere ich ihm und ziehe meinen Pulli ein Stück nach unten.
    Er steht auf, bleibt aber noch einen Augenblick. Er schaut mich einfach nur an, so als wolle ein Teil von ihm nicht gehen.
    Aber dann sagt er mir doch auf Wiedersehen.

Danksagungen
    Ich bin so dankbar, dass ich es mit so vielen begabten Menschen zu tun habe, die mich unterstützen. Ein großes
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