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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition)
Autoren: Jan Zweyer
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musste, bis er ihn wieder unter die Lebenden geholt hatte. Und so ein fast komatöser, tief schlafender Fan bringt einen anderen um, noch dazu einen vom selben Verein? Warum sollte er das machen? Und schläft dann seelenruhig weiter? Da stimmt was nicht, das sagt mir mein Instinkt. Was ist mit den Fingerabdrücken?«
    »Der Bericht kommt später.«
    »Und der Vergleich der Blutproben?«
    »Ebenso. Das Labor ist dran, das dauert aber noch mindestens eine Stunde. Und nähere Aussagen über das Messer machen die ohnehin erst Montag. Die Obduktion ist eingeleitet, aber Samstagabend ...« Baumann schüttelte entschuldigend seinen Kopf. »Vor Montagmorgen ist da nichts zu machen.«
    »Gut. Unser Fußballfan bleibt zunächst übers Wochenende bei uns. Dürfte auch gesünder für seine Leber sein. Montag sehen wir dann weiter.«
    Der Hauptkommissar griff zum Telefonhörer. »Ich brauche heute noch einen Haftbefehl. – Ja, ich weiß, wie spät es ist. Aber es gibt doch einen Staatsanwalt, der Notdienst hat? – Gut, ich warte.« Brischinsky grinste zu Baumann hinüber. »Warum sollen eigentlich immer nur wir ... Ja? Ich kann mich darauf verlassen? – Michael Droppe. Wir bringen die Akte gleich noch vorbei. – Ja. – Und morgen früh dann zur ersten richterlichen Vernehmung. – Welcher Richter? – In Ordnung. Uhrzeit? – Können Sie uns auch noch später mitteilen.«
    Der Hauptkommissar beendete das Gespräch und stand mit einem Ruck auf. Dann sagte er: »Feierabend. Für mich zumindest.«
    »Versteh ich nicht ...?«
    »Einer muss doch die Angehörigen des Ermordeten verständigen, oder? Und einer zum Staatsanwalt. Damit der den Haftbefehl beantragen kann. Und das bist du.«
    »Aber ...«
    »Baumann, vergiss es. Vergiss es einfach.«
    7
    Am Sonntagmorgen gegen halb zwölf erwachte Rainer Esch überraschend früh, wenn er den Verlauf des gestrigen Abends berücksichtigte: Cengiz und er waren zunächst in das griechische Lokal eingekehrt, welches quasi um die Ecke in der Reitzensteinstraße in der Recklinghäuser Innenstadt lag. Sie hatten dort ein wirklich vorzügliches Lammkarree mit Bratkartoffeln verspeist und waren anschließend in die Szenekneipe schlechthin, das Drübbelken, gegangen, in dem Rainer früher regelmäßig die Nächte verbracht hatte. Dort hatte er den souveränen Sieg seiner Schalker über die Dortmunder Kicker gefeiert mit dem Ergebnis, dass sein Portmonee völlig geplündert war und sich sein Kopf so anfühlte, als würde sich eine Dampframme im Hirn austoben.
    Rainer erinnerte sich an einen Artikel im Spiegel , in dem Crapulogen zu Wort kamen. Mit Interesse hatte er gelesen, dass es Forscher gab, die sich ernsthaft mit dem Entstehen des Katers nach zu heftigem Alkoholkonsum beschäftigten. Crapula, hatte er gelernt, hieß auf Lateinisch Katzenjammer. Diese seltene Spezies von Wissenschaftlern vermutete drei mögliche Ursachen des Katers: Endorphin-Entzug nach Ende des Alkoholgenusses, Entstehen von Ameisensäure und Acetaldehyd als Spaltprodukte beim Alkoholabbau in der Leber oder zu wenig Wasser in der Birne, weil das Hormon, welches den Wasserhaushalt regelt, durch zu großen Alkoholkonsum nicht gebildet werden könne. Allerdings bestehe auf diesem Gebiet eine riesige Forschungslücke, behauptete der Spiegel , da sich zum einen nicht genug Mediziner fänden, die bereit waren, an diesem Problem zu arbeiten – und das, obwohl der gemeine Kater an sich seit Menschheitsgedenken ein Problem von Milliarden Menschen darstellte –, und es andererseits an Probanden fehle. Letzteres läge aber nicht an der mangelnden Anzahl Freiwilliger, vermutete das Nachrichtenmagazin, sondern eher an den Ethikkommissionen der Forschungsinstitute.
    Einen Moment hatte Rainer damals erwogen, sich für längere Zeit unentgeltlich als Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen, dann aber davon wieder Abstand genommen, als er las, dass bei diesen Versuchen nicht nur trockene Rieslingweine und spanischer Brandy verköstigt wurden, sondern auch so exotische Alkoholika wie Sake und purer Gin. Schon der Gedanke an dieses Zeug löste bei ihm Brechreiz aus.
    Außerdem lebte er, wenn er auch nicht dem Alkohol völlig abgeschworen hatte, seit einiger Zeit, im Vergleich zu seinem früheren Dasein als Student und Taxifahrer, relativ abstinent. Anders war auch der Abschluss seines Jurastudiums, das erste Staatsexamen, sein Referendariat und das anschließende zweite Staatsexamen, nicht zu schaffen gewesen.
    Rainer hatte seine
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