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Tödliches Abseits (German Edition)

Tödliches Abseits (German Edition)

Titel: Tödliches Abseits (German Edition)
Autoren: Jan Zweyer
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nie mehr unbewaffnet zu einem Profifußballspiel.
    6
    »Also, Baumann, lass hören. Was hat der Zugführer ausgesagt?« Hauptkommissar Brischinsky hatte sich eine Zigarette in den Mund gesteckt, atmete den Rauch tief ein, ließ ihn durch den Mund wieder ausströmen und zog ihn sofort so wieder durch die Nase zurück, dass eine Rauchbrücke zwischen Mund und Nasenlöcher entstand.
    Dann machte er es sich auf seinem Schreibtischstuhl so bequem, wie es sich ein Beamter, der eigentlich nach Hause auf die Couch will, in einem Büro im Polizeipräsidium an einem frühen Samstagabend eben bequem machen kann: Brischinsky schob langsam und vorsichtig mit dem rechten Fuß einen Aktenstapel auf dem Schreibtisch beiseite und schaffte so Platz für seinen linken Fuß, auf den er dann seinen rechten legte. Er lehnte sich genau so weit zurück, dass der Stuhl zwar schon leicht schwankte, aber noch nicht Gefahr lief, wegzurutschen. »Also, was ist? Ich habe heute – anscheinend im Gegensatz zu dir – noch was vor.«
    Baumann zückte sein Notizbuch. »Der Zugführer, er heißt zufällig auch Meier so wie der Fahrdienstleiter, hat ausgesagt, dass ihn am Haltepunkt Herne-Börnig, also eine Station vor Castrop, einige Fahrgäste darüber informiert haben, dass im Zug eine schwere Schlägerei ausgebrochen sei. Meier hat die Bahnpolizei verständigt und ist weitergefahren. In Castrop hat er dann beobachten können, wie ein Trupp Jugendlicher eilig den Zug verlassen hat und in Richtung Innenstadt verschwunden ist.«
    »Schalker oder Dortmunder?«
    »Beide. Und einige, die weder als die einen noch die anderen zu identifizieren waren.«
    »Spricht einiges dafür, dass die, die abgehauen sind, die Schlägerei angezettelt haben, oder?«
    »Sieht so aus.«
    Brischinsky inhalierte erneut den Rauch seiner Zigarette, beugte sich nach vorne und nahm einen Schluck Kaffee.
    »Wolltest du nicht ...« Baumann zeigte auf die Zigarette.
    »Aufhören? Ja, wollte ich. Man lässt mich aber nicht.«
    »Und warum nicht?«, erkundigte sich Baumann.
    »Da gibt es so ’n Buch, heißt ›Rauchen aufgeben leicht gemacht‹ oder so. Das musst du lesen, dann hörst du auf.«
    »Ich nicht. Wie du weißt, rauche ich schon seit Jahren nicht mehr.«
    »Ja, ja, ist ja gut. Ich habe das doch nur im übertragenen Sinn gemeint. Mit dem Buch soll das ganz einfach sein.«
    »Warum kaufst du es dir dann nicht?«, fragte sein Assistent.
    »Vergriffen.«
    »Und? Wird’s wieder aufgelegt?«
    »Nee.«
    »Und jetzt?«
    »Rauch ich weiter. Was soll ich machen? Ich kann doch nichts dafür, wenn der Verlag mit mir kein Geld verdienen will.«
    »Auch ’ne Logik.«
    »Also, warum ist die Bahnpolizei nicht eingeschritten, sondern hat unsere Kollegen verständigt?«
    »Die haben keinen Posten in Castrop. Der nächste ist in Recklinghausen, Herne oder Dortmund. Da war die Polizei aus Castrop schneller.«
    »Schade«, seufzte Brischinsky. »Wirklich schade. Wenn die Bahnpolizei schon in Börnig eingegriffen und den Toten gefunden hätte, läge ich schon seit Stunden in meinem Wohnzimmer vorm Fernseher und hätte Schalke beim Siegen zugesehen.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Weil Herne Polizeidirektion Bochum ist, darum.«
    »Stimmt. Scheiße.«
    »Sag ich doch, sag ich doch.« Brischinsky richtete sich auf. »Lässt sich nun nicht mehr ändern. Was sagen die anderen Fußballfans?«
    »Erstaunlicherweise fast alle das Gleiche, unabhängig davon, ob sie Schalker oder Anhänger des BVB sind. In Herne hat ein Trupp Dortmunder von zwei Seiten den Wagon gestürmt und auf alles eingeschlagen, was blau-weiß war. Wenn’s sein musste, auch auf Dortmunder Fans. Das Ganze ging ziemlich schnell. Und in Castrop waren die blitzartig wieder draußen und weg. Mit ihnen noch einige andere, die sich vorher ebenfalls an der Schlägerei beteiligt haben.«
    »Namen? Adressen?«
    Baumann schüttelte den Kopf. »Die Schalker wissen nichts und die Dortmunder wissen auch nichts oder wollen nichts wissen. Alle, die noch auf dem Bahnsteig oder im Wagen waren, sind mehr oder weniger Opfer.«
    »Aha. Hat einer von denen etwas von dem Mord gesehen?«
    »Ebenfalls Fehlanzeige. Keiner. Aber, wie gesagt, die meisten von denen haben heftig was auf die Schnauze bekommen, die hatten genug mit sich selbst zu tun.«
    »Hm. Irgendwie ist mir die Sache zu einfach. Der Droppe war doch noch völlig besoffen, als wir den abgegriffen haben. Und unser Kollege hat bestätigt, dass er ihn einige Minuten lang schütteln
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