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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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Zombie in Bewegung.
    Und genau in diesem Moment schaltete Chris Rügel die Lampe ein und hob sie so weit an, daß der gelbe Strahl die Gestalt mit all ihrem Schrecken erfassen konnte.
    Nicht nur der Junge schrie auf, es war Maria, die plötzlich anfing zu schreien. Sie schüttelte dabei den Kopf, schlug die Hände vor die Augen, weil sie das bleiche, leicht grünlich schimmernde Gesicht mit den toten Augen nicht mehr sehen konnte.
    Es war furchtbar…
    Für Maria war diese Person kein Mensch mehr, und auch ihren jungen Begleiter traf das Grauen wie ein Tiefschlag. Diese eckigen Bewegungen, der starre Blick, der irgendwie verdreht sitzende Kopf mit dem verdreckten Haar, das alles paßte genau.
    Ja, das war einer, ein Zombie!
    Chris ächzte vor Angst. Er dachte plötzlich nicht mehr an seine Waffe, die würgende Angst hatte ihn gelähmt. So etwas konnte es nicht geben. Claus Binussek machte einen ersten unsicheren Schritt, achtete nicht auf die niedrige Tür, schlug sich die Stirn, geriet aus dem Gleichgewicht und breitete die Arme aus.
    Halt konnte er im Raum nicht finden. Dafür stützten ihn seine hinter ihm stehenden Artgenossen ab und schoben ihn über die Schwelle. Chris war zurückgewichen. Er stand jetzt neben seiner Freundin. Die Lampe zitterte ebenso wie der Junge, und hinter Binussek schoben sich Jerome Woeber und Erich Buchwald in die Berghütte. Sie alle wirkten wie Marionetten, starr, steif, wie eingefroren. Und sie bewegten sich doch.
    Christian Rügeis Reaktionen wurden von der Angst diktiert. Obwohl er es nicht bewußt tat, schwenkte er die Lampe, so traf er hintereinander die Gesichter der drei Zombies, wobei eines dem anderen an Bleichheit in nichts nachstand.
    Sie alle waren stumpfe, gefährliche Fratzen, hatten nichts Menschliches mehr an sich, und obwohl sie auf gewisse Art und Weise nichtssagend wirkten, ging von ihnen dennoch eine tödliche Bedrohung aus. Es waren Schatten der Angst, die auch die beiden jungen Menschen nicht verfehlten und ihren Herzschlag in rasende Höhen trieb. Die drei Zombies verteilten sich im Raum. Noch immer wechselte der Lampenschein zwischen den einzelnen Gesichtern hin und her, blieb nie lange auf einem haften, und plötzlich stöhnte Chris so heftig auf, als hätte er einen Schlag bekommen.
    »Was ist los?« wisperte Maria.
    »Du…du…«, ächzte er. »Die…die kenne ich. Verdammt, die habe ich schon gesehen!«
    »Die drei hier?«
    »Ja!« schrie er. »Die drei. Das ist unglaublich, einfach nicht zu fassen. Ich habe sie gesehen. Damals, vor einem Jahr ungefähr. Aber da lebten sie noch.«
    Das Mädchen hörte kaum die Worte, die es selbst sprach.
    »Und was ist jetzt mit ihnen?«
    »Sie sind tot.«
    Unmotiviert begann Maria zu lachen. »Nein, Chris, nein! Die leben doch, sie…«
    »Sind aus ihren verdammten Gräbern gekrochen!« flüsterte Chris. »Sieh doch, der Dreck, der Lehm, die Leichenhemden. Verdammt noch mal, das paßt alles zusammen…«
    Maria stand bewegungslos da, war stumm vor Grauen, hatte die Worte trotzdem verstanden und dachte über sie nach. Wie konnte ein Mensch, der seit einem Jahr in der Erde lag, wieder zurückkehren? Der mußte doch längst verwest oder verfault sein, so schlimm sich dies auch anhörte. Sie dachte plötzlich an ihren Großvater, der aus Sizilien in das Tessin gekommen war. Der alte Mann hatte auch noch an Spukerscheinungen geglaubt. Die Jüngeren hatten ihn deswegen stets ausgelacht. Nun das hier…
    Das absolute Grauen, der eiskalte, auf das Nervenzentrum zielende Horror in dieser idyllischen kleinen Stadt inmitten der herrlichen Berglandschaft.
    Zombies — lebende Tote, der tödliche Wahnsinn. Robotkiller ohne Seele und Leben, die dennoch existierten und einem Trieb gehorchten, der für Menschen nicht zu begreifen war.
    Maria stand einfach nur da und hatte Angst. Fürchterliche Angst, doch gleichzeitig erwachte auch in ihr so etwas wie eine Kämpfernatur. Wie hatte ihr Großvater noch gesagt, bevor sie aus dem Tessin ins Berner Oberland ging?
    ›Mädchen, du darfst alles machen. Es muß nur mit deiner Zustimmung geschehen, und du mußt es vor deinem Gewissen verantworten können.‹
    Das genau war es, das Gewissen!
    Ihr Gewissen würde es niemals zulassen, daß die Zombies sie kurzerhand töteten. Einfach das Leben vernichten, so radikal, ohne Hemmungen. Da mußte man etwas dagegen tun.
    Und Chris?
    Er stand da, auch grau vor Furcht, wenigstens sah er im zitternden Lichtstrahl der Lampe so aus. Da glich er mit seiner
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