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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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Brachialgewalt von den Bergen in das Tal fegten.
    Sie hatte alle Stürme überstanden, war aus gutem, harten Holz gebaut, das allerdings im Laufe der Zeit durch die Wechselhaftigkeit des Wetters bleich geworden war, aber nicht verging.
    Normalerweise war die Hütte im Winter und in den Übergangszeiten nicht bewohnt. Im Sommer schon, da diente sie als Proviantlager für Mensch und Tier.
    Sehr hoch lag sie nicht. Einige Meter tiefer führte ein Spazierweg vorbei. Es war die Strecke, die geradewegs zum Blausee führte, einer Forellenzucht-Anlage, wo die Fische so zahm waren, daß sie den Menschen das Futter aus der Hand fraßen.
    Nicht weit entfernt lag eine Zuchtanlage für Bernhardiner, und manchmal konnte man in der Nacht das Gebell der Tiere hören. Nicht in dieser Nacht.
    Außerdem hätten die Zombies es nicht gehört, denn der von der Schneeschmelze her gut gefüllte Kanderfluß rauschte wie ein Wasserfall.
    Die Zombies stiegen bergan. Sie hatten gegen die Tücke des Geländes zu kämpfen und waren zu Beginn mehr als einmal schon zurückgerutscht, hingefallen und erhoben sich wie Marionetten, um weiterzugehen.
    Gesprochen hatten sie nicht miteinander, denn jedem von ihnen war klar, daß allein nur diese Hütte in Frage kam.
    Das hatte seinen Grund. Sie war für die Männer immer ein Ausgangspunkt gewesen. Von hier hatten sie ihre Wanderungen begonnen, ob sie nun zum Oeschinensee, ins Gasterntal oder zum Gemmipaß aufgestiegen waren, die Hütte war so etwas wie eine Zuflucht gewesen.
    Ein sehr primitiver Bau. Auch von innen. Es gab nur einen Raum, darüber einen Heuboden, wo das Winterfutter für das Vieh lagerte. Eine Seite wurde von einem Holzstapel eingenommen. Es stand also innen als auch außen das aufgeschichtete, gespaltene Holz. Wie erwähnt, bewohnt war die Hütte nicht, aber sehr bekannt. Auch unter den jungen Leuten in Kandersteg. Daß sie deshalb als Liebesnest sehr gefragt war, verstand sich von selbst.
    Es verging kaum eine Nacht, während der sich nicht jemand in der Hütte vergnügte. Die einheimischen jungen Burschen oder Männer trafen stets geheime Absprachen wer sie benutzen konnte. Es gab Nächte, da wurde sogar dreimal gewechselt, aber nur in der Hochsaison, wenn auch durch Kandersteg manch einsame Touristin schlenderte und etwas erleben wollte.
    In dieser Nacht war die Hütte ebenfalls belegt. Diesmal von keiner Touristin. Das Mädchen arbeitete in einem Kandersteger Hotel. Es machte dort eine Lehre.
    Aus dem Tessin stammte die Kleine und hieß Maria. Der junge Mann wohnte in Kandersteg, arbeitete allerdings in Bern und kam nur am Wochenende nach Hause.
    Freitags traf er sich seit geraumer Zeit mit Maria. Da ihr Chef ebenso streng wie die Eltern des Jungen war, blieb den beiden nichts anderes übrig, als sich in der Hütte zu treffen, wenn sie allein sein wollten. Und diese irgendwie verbotene Romantik genossen beide. Da störte sie auch nicht das Heu, in dem sie lagen, denn sie hatte eine dicke Decke mitgenommen, die selbst den stärksten Halmen einen gewissen Widerstand entgegensetzte.
    Eine Heizung gab es in der Hütte nicht. Auch kein elektrisches Licht, aber Christian Rügel, so hieß der junge Mann, hatte auch dieses Problem aus der Welt geschafft.
    Wenn er zur Hütte ging, trug er eine Taschenlampe bei sich. Ihren ersten stürmischen Liebesschwung hatten sie schon hinter sich gebracht und lagen beide auf der Decke in völliger Dunkelheit des Heubodens.
    Die Kälte spürten sie nicht, denn sie wärmten sich gegenseitig. Die kleine Flasche Pflümli, die sie mitgenommen hatten, war bereits geleert, und man konnte beide nicht mehr als nüchtern bezeichnen. Sie fühlten sich völlig sicher, im Dorf war abgesprochen worden, daß ihnen die Hütte in dieser Nacht gehörte, und daran hielten sich auch die jungen Männer. Das war ein ungeschriebenes Gesetz.
    Maria begann plötzlich zu lachen.
    »Was hast du?« fragte Chris, als sie sich nicht beruhigen wollte.
    »Ich dachte gerade daran, was mein Chef wohl sagen würde, wenn er uns hier sähe.«
    »Der könnte gar nichts machen.«
    Maria hob die linke Hand und ließ sie auf dem Bauch des Jungen liegen.
    »Und wieso nicht?«
    »Weil du nicht seine Leibeigene bist.«
    »Das sag ihm mal. Du kennst ihn doch. Er ist ein Moral-Apostel. Wenigstens hier. Was er macht, wenn er nach Zürich fährt, weiß ich nicht.«
    »Da gibt es schon einige Dinge.«
    Maria richtete sich auf. »Wieso? Woher weißt du das denn? Warst du schon mal da?«
    »In Zürich
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