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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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die Kante erreichte. Er schaute hinunter. Die Leiter stand ein wenig entfernt. Sie wollte er nicht benutzen. Bei der geringen Höhe konnte man auch springen. Zudem hatte er darin Routine, kam gut auf, drehte sich um und schaute wieder zurück.
    Maria hockte noch immer oben. Er breitete die Arme aus. »Los, Mädchen, spring! Ich fange dich schon auf. Du brauchst keine Angst zu haben. Das schaffen wir.«
    »Ja, ja.« Sie stieß sich ab. Dicht vor Chris kam sie auf, der sie sofort festhielt und ihre flüsternde Stimme an seinem Ohr hörte. »Wenn du dich geirrt hast, bin ich sauer.«
    »Das werden wir gleich haben.« Chris drehte sich um.
    »He, wohin gehst du denn?« fragte Maria, als sie erkannte, daß er nicht den Weg zur Tür einschlug.
    Er ließ sich nicht beirren und hob eine Axt hoch, die neben dem innen gelagerten Holzstapel stand. »Falls man uns zu nahe treten sollte«, flüsterte er.
    »Unsinn, das ist…«
    Er war näher gekommen und legte einen Zeigefinger auf die Lippen.
    »Kein Wort mehr«, flüsterte er.
    »Und warum nicht?«
    »Sei ruhig.« Chris schlich zur Tür. Auf halbem Weg blieb er stehen und beugte sich vor, denn er hatte von draußen ein Geräusch vernommen. Kratzend und auch knirschend, als wenn jemand durch den gefrorenen Schnee lief.
    Verdammt, da waren welche!
    Nicht nur einer, denn der Schrittfolge nach zu urteilen, mußten es mehrere Personen gewesen sein. »Du«, hauchte Maria. »Da ist jemand.«
    »Habe ich auch bemerkt.«
    »Und was jetzt?«
    »Du verhältst dich ruhig, sonst nichts. Verstanden?«
    »Ja, ja.« Maria hatte den Arm gehoben und ihre Faust gegen die Lippen gepreßt. Unter keinen Umständen wollte sie, daß sie durch eine Unbeherrschtheit alles verriet. Chris schlich zur Tür. Er bewegte sich nur auf Zehenspitzen, um die Geräusche so weit wie möglich zu dämpfen. In seinem Gesicht zuckte nicht ein Muskel. Die Haut war straff gespannt, der Blick starr auf die Tür gerichtet, und er hörte auch wieder die Schritte, die sich von der Seite her näherten und genau vor der Tür verstummten.
    Auch Chris stand vor der Tür.
    Nur eben von innen.
    Er war jetzt hundertprozentig sicher, sich nicht getäuscht zu haben, und er wollte den anderen reinlegen.
    Das rechte Bein hob er an und drehte den Fuß so, daß die Sohle auf die Tür zeigte.
    Für einen Moment zögerte er noch, dann rammte er seinen Fuß heftig nach vorn.
    Er traf die Tür in der Mitte, und es war ein wuchtiger, kraftvoll geführter Stoß, der selbst diesen klemmenden Eingang nach außen und damit gegen die Person schleuderte.
    Er hörte noch den Treffer und den heulenden Laut, den die Person ausstieß.
    Er hätte jetzt hinauslaufen können, wollte aber Maria mitnehmen. Deshalb blieb er noch stehen, drehte den Kopf und zischte: »Los, Maria, komm her, verdammt!«
    Sie lief auf ihn zu, als Chris den Schatten sah. Der zweite kam an, und er stellte sich auf die Schwelle.
    Claus Binussek war über den am Boden liegenden Erich Buchwald hinweggestiegen und stand geduckt im Rechteck des Eingangs. Chris Rügel aber sah zum erstenmal in seinem Leben einen echten Zombie!
    ***
    Er konnte es nicht glauben, er wollte es nicht glauben, zudem war es einfach zu finster, um zu erkennen, wer den Weg zur Hütte gefunden hatte. Daß von dieser Person eine Bedrohung ausging, spürte Chris sehr deutlich. Zudem nahm er noch einen Geruch wahr, der ihn an Friedhofserde, Gräber und verwelkte Blumen erinnerte, doch diesen Gestank konnte er irgendwie nicht richtig einordnen. Neben ihm stand Maria. Sie bebte am ganzen Körper, sagte etwas, ohne daß sie sich selbst verstehen konnte, und Chris merkte, daß sich auf seinem Körper kalter Schweiß gebildet hatte.
    Der andere ging nicht weiter, aber der zweite hatte sich bereits erhoben, und auch eine dritte Person war zu sehen.
    Drei gegen einen.
    Der Junge schwitzte noch mehr. Zwanzig Jahre war er alt, er hatte schon vieles im Kino gesehen, harte Action-Reißer und gefährliche Horror-Streifen, aber das war im Kino gewesen, da konnte man die Bedrohung abschalten, indem man den Raum verließ.
    Hier nicht.
    In dieser Nacht und in dieser Stunde blieb sie. Keiner der beiden wußte, wer sich dort aufhielt, es war einfach zu dunkel, und Maria bat ihren Freund, die Lampe einzuschalten.
    »Mach es, bitte!« Sie umklammerte seinen Arm, aber Chris schüttelte sich los. Plötzlich war er froh, sich die Axt geschnappt zu haben. Er hielt sie in der rechten Hand, in der linken die Lampe. Da setzte sich der erste
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