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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich die CIA und alle anderen Geheimdienste: Kaum war durch wachsame Dealer bekannt geworden, daß Igor Germanowitsch Sybin in Paris plötzlich gestorben war, reisten seine beiden Meisterschüler aus dem tiefen Sibirien an, um den ›Konzern‹ zu übernehmen und in seinem Sinne weiterzuführen: Bogdan Leonidowitsch Grimaljuk aus Majak und Nikita Victorowitsch Suchanow aus Krasnojarsk. Er hatte Wawras Tod noch nicht überwunden und war voller Schadenfreude, daß Sybin – wie er sich ausdrückte – krepiert war.
    »Fangen wir dort an, wo Igor aufgehört hat«, sagte Grimaljuk. »Wir haben eine gute Ausgangsposition. In Berlin, bei Dr. Sendlinger, liegen fünf Kilogramm Pu.«
    »Sendlinger ist verhaftet worden.«
    »Um so besser, dann fällt er bei der Verteilung der Dollars aus.«
    »Und wo hat er das Pu versteckt?« fragte Suchanow.
    »Das werden wir schon erfahren.«
    Sie erfuhren es nicht. Von Adolf Hässler wußten sie nichts, und auch Waldhaas war ihnen unbekannt. Aber dies war zu verschmerzen. Schon acht Wochen später verfügten Suchanow und Grimaljuk über sieben Kilo Plutonium 239 und zehn Kilo Uran 235. Außerdem hatte ihnen ein ehemaliger General zehntausend Kalaschnikowmaschinenpistolen angeboten, Sybins Lehrlinge hatten keine Zukunftssorgen mehr. Wie Wallner es in Wiesbaden gesagt hatte: Der Schmuggel geht weiter, und wir müssen mit ihm leben.
    Ducoux sprach ein letztes Mal mit Fontana, bevor er auf Einladung des BKA nach Deutschland fuhr.
    »Wann fliegen Sie nach Washington, Dick?« fragte er.
    »Übermorgen, Jean.« Fontana strahlte. »So schön Paris auch ist, in meinem Haus bei Washington fühle ich mich wohler.«
    »Und mit Natalja ist alles klar?«
    »Ja. Sie muß nur noch einmal nach Moskau.«
    »Warum? Dick, das kann gefährlich werden. Wenn sie nun nicht zurückkommt! Bei Natalja ist mit allem zu rechnen.«
    »Sie will ihre Eltern versorgen. Sie wird ihnen die Datscha schenken und einen großen Teil ihres Schmuckes verkaufen. Das ist typisch für eine Russin: Die Familie geht ihr über alles. Überhaupt, sie ist eine phantastische Frau.«
    »Das ist eine der wenigen Feststellungen, bei denen ich Ihnen recht gebe. Alles Gute, Dick.«
    »Danke. Ihnen auch, Jean.«
    Einen Tag vor ihrem Abflug sagte Fontana zu Natalja Petrowna:
    »Hast du dir überhaupt darüber Gedanken gemacht, warum du in die USA einreisen darfst?«
    »Nein. Du hast gesagt: keine Schwierigkeiten. Das mache ich über die Botschaft in Paris.«
    »Das habe ich geglaubt.«
    »Hast du Ärger bekommen?«
    »Nur Probleme mit unseren Gesetzen.«
    »Ich … ich darf nicht mit dir nach Amerika?« Sie senkte den Kopf. »Ich muß nach Moskau zurück?«
    »Nein. Du fliegst mit mir. Curley hat mir einen Trick verraten und die nötigen Papiere ausgestellt: Du wirst vom CIA herübergeholt … als Kronzeugin im Mafiafall Sybin …«
    »Ich bin also verhaftet? Ich werde sofort den russischen Botschafter …«
    Fontana lachte, zog sie in seine Arme und küßte ihre Augen. Ihr Blick war eine Mischung aus Aufsässigkeit, Empörung und strahlender Liebe.
    »Was wirst du?« fragte er und drückte sie an sich. »Dich deiner Zeugenpflicht entziehen. Da kennst du aber Captain Dick Fontana nicht! Was er in der Hand hält, gibt es nicht wieder her! Zukünftige Mrs. Fontana … und wie sieht es bei dir aus?«
    »Wie soll es bei mir aussehen?« Ihre Augen blitzten. »Schrecklich. Chaotisch. Eine Katastrophe … ich liebe dich.«
    Das Leben kann so schön sein, und wir haben nur ein Leben.
    Aber in Berlin lagern in einem Kellergewölbe fünf Kilogramm waffenfähiges Plutonium 239.
    Fünf Kilogramm – gut für eine Bombe, die Hunderttausende töten kann.
    Fünf Kilogramm Plutonium als tödlicher Staub.
    Fünf Kilogramm, mit denen man lautlos einen ganzen Erdteil entvölkern kann, wenn der Wind den Staub über die Länder trägt.
    Millionen Tote.
    Und in den unterirdischen Bunkern lagern weltweit über zweitausend Tonnen Plutonium.
    In Rußland allein über achthundert Tonnen.
    Und zweiundsiebzigtausend Atomsprengköpfe.
    Genug, um alles Leben auf dieser Erde zu zerstören.
    Aber die Jagd nach dem Atomstoff geht weiter …
    Und die Kriege gehen weiter, und der Terror geht weiter … immer neue Kriege, immer neuer Terror. Warum begreift der Mensch nicht, daß er sich selbst vernichtet …?
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