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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Rechnungen für sich, Sybin und Sendlinger, ging in Sendlingers Suite, nahm den Schlüssel an sich, fuhr wieder hinunter mit seinem eigenen Koffer, gab den Schlüssel ab und ließ sich zum Flughafen Charles de Gaulle fahren. Dort schrieb man sein Flugticket um, und mit dem nächsten Flieger verließ er Paris und flog zurück nach Berlin. Als er in seiner Dahlemer Villa saß und einen spanischen Kognak getrunken hatte – er liebte den weichen iberischen Kognak mit dem zarten Weinaroma – fühlte er sich wieder sicher. Er begann, die Folgen von Sendlingers Verhaftung durchzuspielen. Der Name Waldhaas tauchte nirgendwo auf. Nur zwei Männer wußten von ihm: Sendlinger und Hässler. Und wie er Sendlinger kannte, würde man aus ihm kein Wort herauspressen können.
    Waldhaas kam zu dem Resultat, daß er nichts zu befürchten hatte.
    Am Abend rief er Adolf Hässler an.
    »Wie ist's in Paris gelaufen?« fragte Hässler. »Alles in Ordnung?«
    »In bester Ordnung«, antwortete Waldhaas sarkastisch.
    »Das hört man gern.«
    »Sie haben Paul verhaftet …«
    Einen Augenblick war es still. Hässler mußte die Mitteilung erst verdauen. »Was wurde er?« fragte er ungläubig. »Verhaftet?«
    »Ja, von der Sûreté. Heute morgen.«
    »O Scheiße!«
    »Und Sybin ist auch aus dem Verkehr gezogen.«
    »Auch? Und was nun?«
    »Abwarten, Adolf. Uns kann keiner was anhängen. Keine Angst, wir sind raus.«
    »Angst? Wer spricht denn von Angst? Was wird mit den verdammten fünf Kilo Pu?«
    »Die bleiben bei dir im Keller.«
    »Ich will die Scheiße loswerden! Ich will nicht auf einer Bombe leben.«
    »Das Pulver ist harmlos, solange du es nicht einatmest. Oder kannst du Atome spalten?«
    »Rede nicht solchen Blödsinn! Ich will die Kästen loswerden! Ich habe ein Restaurant und keinen Atombunker.«
    »Du mußt sie behalten, Adolf. Wohin soll ich damit?«
    »Du hast riesige Lagerräume.«
    »Und zweihundertvierunddreißig Arbeiter! Das ist ein zu großes Risiko. Warten wir, bis Sendlinger entlassen wird.«
    »Entlassen? Hast du 'ne Macke? Wenn er verurteilt wird …«
    »Da liegt ja unsere Chance. Sendlinger wird angeklagt werden wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffen-Kontrollgesetz. Der zweite Tatbestand ist vermutlich: unerlaubter Umgang mit Kernbrennstoff und wird mit dem ersten zusammengelegt. Höchststrafe bis zu zehn Jahren. Aber die hat noch niemand bekommen. Sendlinger wird es als ausgebuffter Rechtsanwalt hinkriegen, mit höchstens drei Jahren davonzukommen, und es wird ein reiner Indizienprozeß werden … wenn Sybin den Mund hält!«
    »Hält er ihn? Weißt du das?«
    »Er hat so viele Helfer an höchsten Stellen, daß auch sein Prozeß unterm Tisch verhandelt werden wird. Sybin ist unangreifbar. Von dieser Seite kommen keine Beweise. Und ohne Beweise kein Urteil! Ich glaube, daß Paul noch nicht einmal drei Jahre kriegt. Im Zweifel für den Angeklagten, heißt es so schön. Aber nehmen wir den ungünstigsten Fall an: Drei Jahre sitzt er, und wenn er zurückkommt, haben wir fünf Kilo Pu Startkapital. Es geht einfach weiter … mit dieser kleinen Verzögerung.«
    »Das heißt, ich soll das Mistzeug drei Jahre in meinem Keller behalten?« schrie Hässler empört. »Da mache ich nicht mit!«
    »Sechsundsechzig Millionen Dollar, Adolf, für jeden von uns.«
    Zahlen hatten Hässler schon immer imponiert und überzeugt. Auch jetzt verstummte er. Waldhaas hörte ihn seufzen.
    »Wenn alles so wird, wie du dir das denkst …«, sagte er nach einer Weile.
    »Warten wir es ab. Das ist das einzige, was wir jetzt tun können. Ich vertraue auf Sendlingers juristisches Können und auf die milden deutschen Gesetze.«
    Waldhaas legte auf. Er machte sich wirklich keine Sorgen. Was konnte schon passieren? Die liberale deutsche Rechtsprechung erleichterte es, beruhigt zu schlafen.
    Unerlaubter Umgang mit Kernbrennstoff … welch ein zart formulierter Gesetzestext.
    Daß dahinter Millionen von Toten stehen können, das übersteigt anscheinend die Vorstellungskraft des Gesetzesgebers.
    Waldhaas sah keinen Grund, sich zu sorgen.
    Die an alle Geheimdienste abgeschickte Information, daß man den großen Unbekannten der russischen Atommafia enttarnt habe, schlug bei den Diensten wie eine Bombe ein. Vor allem der russische FSB, ein Nachfolger des immer bestens informierten und schlagkräftigen KGB, stand vor der heiklen Aufgabe, entweder weiterhin zu leugnen oder gnadenlos zuzuschlagen, ohne Rücksicht auf viele große Namen, mit denen Sybin
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