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Tödlicher Staub

Tödlicher Staub

Titel: Tödlicher Staub
Autoren: Heinz G. Konsalik
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lange einstudiert.
    »Sendlinger?« fragte er. »Ein Dr. Sendlinger? Muß ich den kennen?«
    »Ihr Name steht in seinem Notizbuch. Wörtlich: Morgen im Dicken Adolf.«
    »Ich habe ein Restaurant, wie Sie sehen. Ein renommiertes Restaurant, bei Feinschmeckern bekannt. Dieser Dr. Sendlinger war bestimmt einmal mein Gast. Ich habe dreißig Tische … wie soll ich da jeden kennen? Die Gäste stellen sich ja nicht vor.« Er zeigte in das Lokal. »Es geht raus und rein, möglich, daß auch ein Dr. Sendlinger hier war, wie Ihr Polizeipräsident, der war auch schon hier. Sogar zweimal.«
    »Ach, und den kennen Sie?«
    »Aus der Zeitung. Und als ich zu ihm sagte: Es freut mich, daß Sie mein Gast sind, Herr Präsident … da hat er gelächelt.«
    Die LKA-Beamten tranken noch ein Bier – ein Radeberger Pils – und verließen dann den Dicken Adolf. Sie stuften Hässler als absolut unverdächtig ein.
    Das gleiche geschah mit Waldhaas. Ihn hatte Sendlinger in vier Prozessen gegen zahlungsunwillige Bauherrn vertreten und die Prozesse gewonnen – ein normaler Mandant also, unverdächtig.
    Das Fazit der Ermittlungen und der Hausdurchsuchung: keinerlei Beweismaterial. Es würde für die Staatsanwaltschaft schwierig werden, eine Anklageschrift zu formulieren. Was lag konkret vor? Nur die Aussage einer Natalja Petrowna Victorowa. Eine ehemalige Tänzerin in einem berüchtigten Nachtclub, keine besonders glaubwürdige Zeugin. Es war ein Jammer, daß der angebliche Kopf des Atomschmugglerrings, dieser Sybin, mit gespaltetem Schädel aus der Seine geborgen worden war. Seine Ermordung ließ aber auch den Schluß zu, daß hier zwei rivalisierende Banden um den Markt kämpften. Die logische Schlußfolgerung: Es gab also noch eine Mafia, von der man nicht das geringste wußte.
    Man tappte also wieder im dunkeln.
    Der leitende Kriminaldirektor Wallner kehrte aus Moskau zurück. Er hatte zu Stepaschin ein fast freundschaftliches Verhältnis entwickelt und brachte Informationen mit, die hoffen ließen, den Nuklearschmuggel unterbinden oder wenigstens in Grenzen halten zu können.
    Wallner ruhte sich einen Tag lang aus und arbeitete an einem Vortrag. Er stellte zahlreiche Fakten zusammen, die insgesamt gesehen einen genauen Überblick über den internationalen Nuklearschmuggel gaben.
    Am nächsten Tag berief er eine Sondersitzung der Dezernate ein, die mit den Atomverkäufen beschäftigt waren. Auch der Präsident des BKA war anwesend, genauso gespannt wie die anderen Beamten. Wallner hatte ihn gebeten, den Bericht auf diese Weise entgegenzunehmen, um nicht alles zweimal vortragen zu müssen.
    Wallner kam in den Konferenzraum. Unter dem Arm trug er eine dicke Akte, ein untrügliches Zeichen dafür, daß man sich auf einen langen Vormittag einstellen mußte. Im BKA waren Wallners Vorträge gefürchtet – man wurde mit so vielen Fakten gefüttert, daß man sie kaum verdauen konnte. Wallner aber erwartete von seinen Beamten, daß sie alles begriffen und vor allem im Gedächtnis behielten, und anders würde es auch heute nicht sein.
    »Wie Sie wissen, bin ich vorgestern aus Moskau zurückgekommen«, begann er seinem Bericht, »und ich habe alle Erkenntnisse zusammengestellt, die mir von den uns befreundeten Diensten zur Verfügung gestellt wurden. Daraus ergibt sich ein fast lückenloses Bild über die Aktivitäten des internationalen Nuklearschmuggels und dessen Bekämpfung. Bei dieser Zusammenstellung hat auch der BND mitgewirkt, und ich bin ihm dankbar für seine große Hilfe.«
    Ein staunendes Schweigen breitete sich aus. Jeder wußte, wie Wallner bisher über den BND gedacht hatte, jeder kannte seine Animosität gegenüber dem deutschen Geheimdienst, den er – sehr persönlich – im Vergleich zum israelischen MOSSAD für einen Verein überbezahlter Lehrlinge hielt. Und jetzt dieses Lob? Hatte die Moskauer Luft Wallner verändert?
    »Ich möchte nicht mehr auf die Münchener Affäre eingehen … sie ist allen bekannt und in der Öffentlichkeit lange genug breitgetreten worden. Nur zur Erinnerung: Am 10. August 1994 landet um siebzehn Uhr fünfundvierzig auf dem Flughafen München die Lufthansamaschine Boeing 737, Flugnummer 3369, aus Moskau kommend. Sie wird von Kollegen des LKA erwartet. Der BND hatte verlauten lassen, daß ein V-Mann aus Moskau mitgeteilt hatte, daß mit dieser Maschine drei Atomschmuggler landen würden, die vorher mit einem verdeckten Ermittler des LKA bereits im Münchener Hotel Excelsior Kontakt aufgenommen und ihm
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