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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium
Autoren: Jason Dark
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Im Flur nahm er seinen gefütterten Wintermantel vom Haken, steckte auch die Handschuhe ein und holte die flache Schirmmütze, die mit den Ohrenklappen. Er setzte sie auf, prüfte sein Spiegelbild noch einmal, war mit sich und seinem Aussehen zufrieden, bevor er die Wohnung mit einem Lächeln auf den Lippen verließ.
    Mit seinen vierundfünfzig Jahren fühlte er sich gut, und es machte ihm überhaupt nichts aus, seinem Sohn die kleine Firma überschrieben zu haben. Wenn Wayne Lust hatte, ging er ins Geschäft, wenn nicht, führte er seine langen Spaziergänge durch, so wie heute.
    Er verließ das Haus durch den Hintereingang. Der Garten sah winterlich aus. Kahle Bäume, braungrünes Gras, die Beete ohne Blumen, und die Steine auf den Wegen wirkten noch grauer als sonst.
    Aber es störte ihn nicht. In zwei Monaten würde der Frühling beginnen und Wayne würde dann wieder seinen Garten bestellen.
    Tief atmete er die klare Landluft ein. Wie herrlich weit weg doch der Moloch London lag, obwohl man die Stadt in einer halben Stunde mit dem Auto erreichen konnte. Aber hier war eben Land, hier war noch alles okay, und auch der Winter ließ sich aushalten, besonders an einem Tag wie diesem.
    Der Himmel stand wie eine eisblaue Decke über, dem Land, und der Frost hatte den, Boden hart werden lassen. Aldrin kannte durch die Lücken zwischen den kahlen Bäumen schauen und sah sie im Gegenlicht der Sonne besonders scharf konturiert. Dieses wunderschöne Winterbild gab ihm den inneren Frieden dazu brauchte er nicht Schnee zu haben, es war auch in dieser Form perfekt.
    Am hinteren Gartentor stoppte er seine Schritte. Die Kälte hatte den Riegel festfrieren lassen, so musste Wayne über den Zaun hinwegsteigen, was ihm nichts ausmachte, er war noch immer sportlich. Dahinter begann das flache und auch freie Land. Kein Bau störte den Blick, er konnte bis hin zu der Schnellstraße schauen, die das Gelände durchschnitt.
    Noch davor und tiefer gelegen fand der kleine Fluss seinen Weg durch die Landschaft. Der Begriff war eigentlich übertrieben, es war mehr ein breiter Bach, aber für Wayne war es schon immer ein Fluss gewesen, und dabei blieb er auch.
    Von seinem Grundstück aus führte ein Trampelpfad direkt auf das Ufer des Flusses zu. Das Lammfell im Mantel wärmte ihn gut. Er hatte die Hände in die Taschen geschoben, die Ohrenschützer halb nach unten geklappt und schaute gegen die tiefstehende Sonne, die auch gegen Mittag nicht viel höher stehen würde. Hoch über seinem Kopf kreisten schwarze Vögel. Es war herrlich zu leben, und es war herrlich, so zu leben, wie er es gern tat. Wayne spitzte die Lippen und pfiff ein Liedchen vor sich hin. Einen alten Schlager aus den sechziger Jahren. Seine Frau war an diesem Tag schon früh aus dem Haus gegangen. Sie hatte den Wagen mitgenommen. Wie immer am Dienstag besuchte sie Freundinnen, wo sie sich zumeist bis zum Abend festredete.
    Und wie sie reden konnte. Die hörte gar nicht auf, selbst beim Spazierengehen plapperte sie ununterbrochen, so dass Wayne nicht richtig zu Wort kam.
    Das war an diesem Tag anders. Er war allein, er konnte nachdenken, und er würde am Fluss entlanggehen, dort dem fließenden Wasser zuschauen und nachsehen, ob sich das Eis verdichtet hatte.
    An der Böschung blieb er stehen. Wayne drehte sich um. Sein Haus war nicht zu sehen. Es lag hinter den Bäumen im Garten, die wie gewaltige dunkle Metallgebilde wirkten.
    Direkt unter ihm gurgelte das Wasser durch das Flussbett. Er konzentrierte sich darauf und sah es als eine graue, mit weißen Fäden durchsetzte Flut über die Steine huschen. Es schäumte in der Mitte, aber an den Rändern, da hatte sich bereits eine Eisschicht gebildet.
    Schmale Schollen zuerst, die dann dicker geworden waren und sich übereinander geschoben hatten. Er lächelte, als er über das Eis nachdachte. Es gehörte einfach zum Winter wie der Schnee. Nie würde Wayne in einem Land leben können, wo nur die Sonne schien. Da hätte man ihm Millionen zahlen können, nur Sommer passte ihm nicht. Er brauchte eben die vier Jahreszeiten, und er fühlte sich auch nicht wohl, wenn es im Winter zu warm war.
    Er wollte weitergehen, als ihn etwas störte.
    Es war nur mehr ein Impuls, so etwas wie eine Idee oder ein Aufflackern in seinem Gehirn. Jedenfalls hielt er sich zurück und setzte seinen Fuß nicht um ein Yard vor.
    Dafür schaute er zum Himmel, der blau wie immer war. Er sah die Vögel nicht mehr. Warum nicht fragte sich Wayne. Als sein Nacken
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