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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium
Autoren: Jason Dark
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Dubbs zu Boden geschleudert, um freie Bahn zu haben. Er bewegte sich knurrend und auf allen vieren von mir weg, dachte dabei aber nicht an Flucht.
    Ich ging auf Anina zu. Als sie meine erste Bewegung sah, da erstarrte sie. »Was willst du?«
    »Keine Sorge. Ich habe dir versprochen, das Böse auszutreiben, und das werde ich tun.«
    Sie kicherte hämisch, nein, nicht sie, sondern ihr zweites Gesicht.
    Anina hatte es ebenfalls gehört, sie drehte sich, zeigte mir die Fratze, aus deren Mund die Zunge in gewissen Intervallen hervorschlug.
    »Bleib so stehen!«, sagte ich scharf.
    Mittlerweile hatte ich mein Kreuz hervorgeholt, es aber noch abgedeckt, und dann sprang ich auf das Gesicht zu. Während des Sprungs lag das Kreuz plötzlich offen, und einen Moment später wurde das Gesicht von dem geweihten Metall erwischt.
    Ein schlimmes Kreischen hallte durch den Raum. Das zweite Gesicht zuckte wie unter Peitschenhieben zusammen. Es schnellte dabei von rechts nach links, aber der andere Kopf machte diese Bewegung nicht mit. Er blieb in seiner normalen Haltung, auch Anina selbst bewegte sich nicht. Sie hatte mir ihren normalen Rücken zugedreht und starrte gegen die Scheibe des Wintergartens, als gäbe es im Garten etwas Besonderes zu sehen.
    Vor mir zischte es auf. Stückweise fiel das Gesicht auseinander.
    Die Haut zeigte keine Härte und keinen Widerstand mehr, sie wurde weich, und sie löste sich in Nichts auf. Ich legte eine Hand auf Aninas Schulter. Sie schrak unter der Berührung zusammen. Meine Worte sollten sie beruhigen. »Du kannst dich wieder umdrehen, es gibt dieses Gesicht nicht mehr. Der böse Engel, der auch in dir steckte, wurde wieder in die Hölle geschickt.«
    Sie fuhr herum.
    Sehr, sehr langsam. Ihre Äugen waren weit geöffnet, auch der Mund stand offen, und sie blies mir ihren warmen Atem gegen die Nase. Schweiß bedeckte Wangen und Stirn, sie hatte die Schultern hochgezogen, als würde sie frieren, sah mein Lächeln und auch mein Nicken. »Es ist wahr, Anina, du bist erlöst.«
    Sie schluckte. Dann fiel sie gegen mich. Klammerte sich fest. »Der… der Engel ist weg?«, fragte sie.
    »Ja, es gibt ihn nicht mehr.«
    »Was ist mit mir?«
    »Das wird sich herausstellen.«
    »Ich habe mich manchmal wie tot gefühlt.«
    »Kann ich nicht beurteilen, aber du bist wieder zu einer normalen Frau geworden.«
    »Vielleicht…«
    Ich beließ es bei der Antwort, denn ich musste mich noch um Dubbs kümmern.
    Als ich zu ihm gehen wollte, hielt mich Anina fest. Sie hatte meinen Vorsatz mitbekommen. »Lass es, John, lass es bitte sein. Das darfst du nicht tun.«
    »Wieso nicht?«
    »Er gehört nicht mehr uns.« Sie sprach jetzt schneller, unterstrich beinahe jedes ihrer Worte mit einem Nicken. »Nein, er gehört nicht mehr uns, er muss bezahlen für seine schreckliche Tat. Sie werden ihn holen, John, verstehst du…« Wie hypnotisiert schaute sie mich an, als sollte ihr Blick in mein Innerstes dringen.
    »Sie werden ihn…?«, wiederholte ich flüsternd.
    »Ja, John Sinclair, sie werden ihn holen. Er hat Schuld auf sich geladen. Die Totengeister vergessen nichts, gar nichts.«
    Es reichte mir. Ich drehte mich aus ihrem Griff weg und suchte nach Dubbs.
    Ich sah ihn. Er kroch über den Boden. Er jammerte dabei und winselte. Und er kroch in eine bestimmte Richtung. Er hatte nur ein Ziel, es war das Fenster, das ihn anzog wie ein Magnet das Eisen.
    Es musste einen Grund haben. Den erkannte ich, als ich zwei Schritte in diese Richtung gegangen war.
    Ich sah jetzt nicht nur ihn, ich sah auch die Scheibe und dahinter den Dunst. Anina hatte meine Gedanken erraten. »Es ist kein Dunst.« Ihre Stimme hörte sich dumpf an. »Es sind sie. Die Geister wollen Ruhe, doch zuvor wollen sie Rache.«
    Sie holten sich Dubbs.
    Während ich noch überlegte, ob ich einschreiten sollte, hatten sie es verstanden, das trennende Glas zu durchgleiten und befanden sich im Wintergarten. Da lag auch ihr Opfer.
    Dubbs schrie plötzlich auf, als er die kalten oder auch würgenden Arme an jeder Stelle seine Körpers spürte. Er konnte sich nicht mehr bewegen, andere hatten voll und ganz die Kontrolle über ihn erlangt.
    Anina schaute zu. Jetzt wirkte sie wie eine Madonna, die durch ihre Kleidung verfremdet war. »Er wird im Krater landen. Er wird dort verfaulen, und die Vögel werden sich von seinem toten Fleisch ernähren, John. So wird es kommen…« Sicher, das glaubte ich auch.
    Aber ich wollte nicht, dass es soweit kam. Mochte Dubbs noch so brutal
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