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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium
Autoren: Jason Dark
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die Schuld an der Katastrophe. Trotzdem musste ich mich von dem Gedanken befreien, einen Massenmörder vor mir zu sehen, ich hätte womöglich zu emotional gehandelt. Wütend zerrte ich ihn in die Höhe. Er murmelte einige Worte, die ich nicht verstand. Ich hielt ihn fest. Mit einer Hand nur schaffte ich dies und schleuderte ihn auch herum, so dass er mit dem Rücken gegen die Wand krachte. Dort musste ich ihn halten, damit er stehenblieb. Er atmete heftig und sprühte dabei kleine Blutspritzer aus.
    Ich riskierte es und steckte meine eigene Waffe weg, weil ich beide Hände brauchte. Ich musste ihn nach anderen Waffen abtasten und atmete auf, als ich keine fand.
    »Und jetzt gehen wir zu ihr!«, flüsterte ich ihm zu. »Du willst sie doch immer noch – oder?«
    »Hau ab!«
    Ich tat das Gegenteil und drehte ihn herum. Mit der linken Hand hielt ich den Stoff seiner Hemdjacke im Rücken fest. In der rechten lag wieder die Beretta.
    Er stolperte vor mir her. Dubbs war wirklich schwach. Hätte ich ihn nicht gehalten, wäre er zusammengefallen, denn aus eigener Kraft konnte er kaum laufen.
    Der Flur endete an einer Tür, die geradewegs zum Wintergarten führte: Man konnte ihn auch durch eine zweite betreten, damit aber war der Wohnraum verbunden.
    Anina war durch die erste Tür gelaufen, und sie hatte sie nicht wieder geschlossen.
    Dubbs erreichte sie als erster. Er zerrte sie mit zuckenden Bewegungen auf, und ich drückte noch härter in seinen Rücken, um ihn über die Schwelle zu stoßen.
    Düsternis umfing uns.
    Draußen wallte der Dunst. Die ersten Schatten der Dämmerung legten sich über das Land. Die Pflanzen und Möbel des Wintergartens verschwammen zu einem grauen Allerlei. Erst bei genauerem Hinsehen waren die einzelnen Stellplätze zu sehen.
    Aber eine Person fiel auf.
    Anina, die Frau mit den beiden Köpfen, starrte uns mit dem grünen an…
    ***
    Ich fragte mich, warum sie mir davon nichts erzählt hatte, so musste ich dieses Gesicht hinnehmen und scheute auch nicht davor zurück, es mir genauer anzuschauen.
    Ja, es war hässlich, und dies nicht allein wegen der Farbe. Der Mund war weit geöffnet, und aus ihm hervor stieß eine grünliche Zunge. Die fleckige Haut, dunkle Augen und der graugrün schimmernde Haaransatz waren zu erkennen.
    Das Gesicht trug einen Ausdruck, als würde es sich vor sich selbst oder der gesamten Situation ekeln. Ich zumindest fand bei ihm keinen direkten Zusammenhang zu Aninas Existenz, denn ich fragte mich, ob so wie sie ein Engel aussah.
    Noch immer hielt ich Dubbs fest. Er stand auf schwankenden, unsicheren Füßen, er kicherte sogar, was mir ein Rätsel war, und ich schob mich mit ihm zusammen nach links zur Seite, wo wir beide einen besseren Überblick hatten.
    Hinter den Scheiben bewegte sich der Dunst, als wollte er uns eine finstere Botschaft übermitteln. In dem Wintergarten war es still geworden, und der Eindruck der Beklemmung ließ sich einfach nicht wegleugnen.
    Ich musste mich überwinden, um Anina anzusprechen. Nicht sehr laut sagte ich ihren Namen.
    Zuerst reagierte sie nicht. Dann aber drehte sie sich mit einer Bewegung um, die ihr ungeheuer schwer zu fallen schien. Ich verfolgte alles genau, ich sah beide Gesichter für eine kurze Zeitspanne im Profil und schließlich wieder ihr normales Gesicht.
    »Was ist mir dir geschehen, Anina?«
    In der Düsternis glänzte die Haut wie eine Speckschwarte. Die Augen kamen mir wie dunkle, blankgescheuerte Kieselsteine vor. Sie litt unter ihrem Zustand, und sie bewegte einige Male den Mund, bevor sie etwas erklären konnte.
    »Ich bin Mensch, ich bin Engel…«
    »Ja, das sehe ich. Aber dein zweites Gesicht. Sehen denn so Engel aus?«
    »Ja… ein …«
    »Bitte, Anina.«
    »Es war kein guter Engel, es war ein böser, ich weiß es nicht erst seit heute. Aber ich war gut, meine Seele als Mensch, sie hat sich immer gegen das Böse gewehrt. Bisher habe ich es zurückhalten können, doch heute nicht mehr. Dubbs kam, und seine verfluchte Nähe hat dieses Böse in mir herausgelockt. Ich kann selbst nichts dafür, ich muss es einfach so hinnehmen, John.«
    »Nein, das brauchst du nicht!«
    »Wie kannst du das sagen?«
    »Man kann das Böse vernichten, Anina, ich weiß es, und ich kann es. Glaub mir.«
    »Nein, nein.« Sie schlug für einen Moment die Hände vor ihr normales Gesicht. Als sie sie wieder löste, da weinte sie und wurde gleichzeitig durch einen dumpfen Aufprall erschreckt. Dafür trug ich die Verantwortung, denn ich hatte
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