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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium
Autoren: Jason Dark
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dem einen Entschluss.
    Diese Person hatte sich aufgelöst!
    Sie war wie vom Erdboden verschwunden, sie musste sich unsichtbar gemacht haben.
    Wayne stöhnte auf. Er schüttelte den Kopf, er spürte wieder die Magensäure in seinem Mund und wischte mit einer Geste der Verlegenheit beide Handflächen an seiner Kleidung ab.
    Wayne Aldrin stand inmitten des Chaos’ wie eine einsame Figur.
    Er starrte zu Boden, er fror und schwitzte zugleich, und er stand noch immer so, als ihn die Rettungsmannschaften entdeckten…
    ***
    Ein neues Jahr, in das ich gut hineingerutscht war, und zwar in London, nicht mehr im Bayerischen Wald, wo ich mit den Conollys und deren Freunden, den Gibsons, die Weihnachtstage verbracht hatte, die beinahe zu einem Fest des Todes geworden wären, denn wir hatten es mit dem Kinderschreck zu tun gekriegt, zwei Personen, die lebten wie die Hexe in dem Märchen Hänsel und Gretel.
    Das alles lag zum Glück hinter mir, und den Jahreswechsel hatte ich dann auch mit Freunden verbracht. Es war für uns alle ein sehr nachdenklicher Ausklang geworden, denn wir hatten vieles noch einmal Revue passieren lassen und konnten uns eigentlich trotz aller Widrigkeiten dafür bedanken, dass wir noch lebten.
    Vor allen Dingen ich hatte eine sehr harte Enttäuschung hinnehmen müssen, denn dass ich mich in Jessica Long so getäuscht hatte, das konnte ich einfach nicht vergessen.
    Auch meinem Freund Suko war es nicht eben blendend ergangen.
    An seine Zeit als Kind dachte er nur mit Schaudern zurück, aber das alles lag jetzt zurück.
    Und auch die Feier war vorbei.
    Der Alltag hatte uns wieder, zum Glück kein dämonischer, aber das würde kommen.
    An diesem Morgen hatte ich Suko allein ins Büro fahren lassen.
    Das heißt, wir waren schon zusammen in die U-Bahn gestiegen, ich hatte sie nur zuvor verlassen.
    Als ich aus der Tiefe auftauchte und zusammen mit anderen Menschen die Treppe hochschritt, da empfing mich die warme Luft. Es hatte in der vorletzten und in der letzten Nacht einen Wetterumschwung gegeben. Es gab keinen Frost mehr, um mehr als fünfzehn Grad war die Temperatur gestiegen. Von Südwesten her war die Wärme eingeflossen, begleitet von dicken Regenwolken, die ihre Last auch über dem Land abgeladen hatten. Der Regen war mit dem gefrorenen Boden zusammengetroffen. Was das bedeutete, hatten wir alle in den letzten beiden Tagen mehr oder minder stark erlebt.
    Glatteis!
    Es hatte London und das halbe Land lahmgelegt. Es hatte zwar unheimlichen Ärger gebracht, es war aber auch irgendwo verbindend gewesen, denn da mussten sich auch Menschen vertragen, die sonst nicht mal Lust hatten, sich gegenseitig anzuschauen. Wenn Glatteis war, konnten keine Verbrecher agieren, aber auch die Polizisten waren in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Es kam niemand voran, und auch ich war im Haus geblieben.
    Jetzt war die glatte Zeit vorbei, und das Leben lief wieder normal, das heißt, der Verkehrsstau packte mal wieder alles zu. Man konnte davon sprechen, dass London dicht war. Als ich den Verkehr nach dem Verlassen des U-Bahn-Schachts sah, schüttelte ich nur den Kopf. Es sah so aus, als hätte fast jeder Bewohner seinen Wagen hervorgeholt, um endlich wieder im Stau stecken zu können. Verrückt, die Leute!
    Im Strom der Passanten machte ich mich auf den Weg zur Bank.
    Es regnete nicht mehr, die Luft war trotzdem sehr feucht und durch dicke Wolken verhangen. Manchmal rieselte aus ihnen etwas Sprüh hervor und trieb in die Gesichter der Menschen, Die Bank lag in der Nähe des Yard Buildings. Vor Jahren noch hatte dort ein altehrwürdiges Gebäude gestanden. Es war dann abgerissen worden. Da hatte auch Schmiergeld eine Rolle gespielt, jedenfalls hatten die Banker Platz gebraucht, um ihr neues Gebäude in die Höhe zu ziehen, das ich nur als schaurigschön bezeichnen konnte. Es war ein Palast aus Glas und Stahl. Ein Scheibenbau, in dem sich im Sommer das Licht der Sonne und der Himmel zeigten, im Winter aber sah er nur grau und schmutzig aus.
    Der breite Aufgang zur Tür war durch ein Gitter in zwei Hälften geteilt worden. Ich nahm die rechte Seite und ging auch zwei Stufen auf einmal hoch.
    Die Tür öffnete sich, als ich den Kontakt betrat. Wie ein großes Maul schoben sich die beiden Glashälften der Scheiben auseinander und gewährten mir freien Eintritt in diese auf vornehm getrimmte Welt, in der die Angestellten auch im Sommer mit Anzug und Krawatte herumliefen, was allerdings ihrer Gier keinen Abbruch tat,
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