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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende
Autoren: Iny Lorentz
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sich auch ohne uns unterhalten!« Sie hatte das letzte Wort noch nicht ausgesprochen, da führte Falko sie aus dem Saal.
    Marie blickte den beiden nach und lächelte. Es war nun einmal das Recht der Jugend, die gegenseitige Nähe zu suchen. Auch würde es schön sein, wenn nach einer Marie und einer Michaela ein kleiner Michel in der Wiege liegen würde. Der Gedanke veranlasste sie, neben das Bettchen zu treten, in dem ihre Enkeltöchter lagen. Auch wenn ihre Augen auf die Entfernung nicht mehr viel zu erkennen vermochten, sah sie in der Nähe noch gut genug, um die Ähnlichkeit zu ihrem Sohn bei beiden Kindern feststellen zu können.
    Doch als sie nach Spuren der Mutter suchte, um sich ein Bild von dieser zu machen, schüttelte sie verwundert den Kopf. Michaela war etwas größer als ihre Schwester, hatte eine hellere Hautfarbe, und ihre Haare schimmerten fast weiß. Auch lag sie ruhig da und schien verträumt zu lächeln, während Marie, deren Haut dunkler und deren Haare eher rötlich waren, die Frau über ihr mit missmutiger Miene betrachtete und dabei energisch die Hände ausstreckte.
    »Ich glaube, sie will gestillt werden«, sagte die Amme, die für sie verantwortlich war. »Marie kann zornig werden, wenn man sie warten lässt!«
    »Dann tu deine Pflicht!«, forderte Marie sie auf und sah zu, wie die Frau eine Brust entblößte und die Kleine anlegte. Diese schnappte sofort nach der Brustwarze und begann schmatzend zu saugen.
    Nun hob die andere Amme auch Michaela aus der Wiege, um diese zu stillen. Es war ein friedliches Bild, als die beiden Kleinen ihre Mahlzeit genossen, und doch rieb Marie sich über die Stirn. Obwohl die Kinder sich ähnlich sahen, unterschieden sie sich stärker, als es bei Zwillingen gewöhnlich der Fall war. Marie konnte nicht sagen, woran das lag, war aber überzeugt, einem Geheimnis auf der Spur zu sein. Mit dem Gefühl, dass Falko ihr einiges unter vier Augen zu berichten hatte, kehrte sie an ihren Platz an der Stirnseite des Tisches zurück. Sie bedauerte fast, dass sie an diesem Abend keine Zeit finden würde, ihrem Sohn Fragen zu stellen, denn sie musste sich um die Gäste kümmern. Daher freute sie sich einfach, dass ihre Enkelinnen gesund waren und ihr Sohn eine Frau gefunden hatte, die auch ihren Vorstellungen entsprach.
    »Es steht alles gut auf Kibitzstein«, sagte sie leise und richtete ihren Blick durch das Fenster gen Himmel. Dort warteten diejenigen auf sie, die ihr auf ihrem Lebensweg bereits vorausgegangen waren. Auch sie würde irgendwann diese Welt verlassen müssen, doch sie war nicht traurig darüber. Sie hatte noch einmal Glück und Freude erfahren und konnte ihr Werk beruhigt in jüngere Hände legen.

Anhang

Geschichtlicher Überblick
    I m Jahr 1440 wurde Friedrich III., Herzog von Innerösterreich, zum deutschen König gewählt. Seine Macht aber konnte sich weder mit der seines Vorgängers Albrecht II. noch mit der dessen Schwiegervaters Sigismund messen. Obwohl Friedrich den Familiengesetzen der Habsburger zufolge das Haupt der Familie sein sollte, machte ihm sein Bruder Albrecht IV., Herzog von Oberösterreich, die Herrschaft in seinen ererbten Landen streitig. Ein zweites, noch schwerwiegenderes Problem stellte Friedrichs Vormundschaft für Ladislaus, den Sohn Albrechts II. und Enkel Kaiser Sigismunds, dar. Von seinem Vater hatte Ladislaus Niederösterreich geerbt, von Mutter Elisabeth die Kronen Böhmens und Ungarns.
    Die drei Länder waren jedoch nicht bereit, sich Friedrich zu unterstellen. In Böhmen setzte die Ständeversammlung Georg Podiebrad als Reichsverweser für den minderjährigen Ladislaus ein, und in Ungarn wurde Janos Hunyadi als dessen Stellvertreter bestimmt. Beide forderten von Friedrich die Auslieferung des jungen Ladislaus, und auch die Ständeversammlung in Niederösterreich pochte auf ihre Unabhängigkeit von Friedrich.
    Gezwungen, sich immer wieder den Angriffen seines Bruders und der Reichsverweser Böhmens und Ungarns zu erwehren, blieb Friedrich weder die Zeit noch die Kraft, seine Aufgaben als gewählter deutscher König zu erfüllen. In den Jahren seiner Regentschaft erschlafften die Bande, die das Heilige Römische Reich zusammenhielten. Die Territorialstaaten Brandenburg-Preußen, Sachsen und Bayern, die später größere Bedeutung erlangten, und einige andere verselbständigten sich immer mehr. Zwar blieb das Ansehen des Königs als Oberhaupt des Reiches erhalten, doch tatsächliche Macht übte dieser kaum mehr aus.
    Um sein
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