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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende
Autoren: Iny Lorentz
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öffnete mit diesen zusammen die beiden schweren Torflügel.
    Jetzt konnte auch Marie hinaussehen, doch Freudentränen verschleierten ihren Blick. Sie lief Falko entgegen und fasste den Zügel seines Pferdes. »Dem Himmel sei Dank! Du bist zurückgekehrt!«

16.
    A ls Margarete die alte Frau entdeckte, die aus dem Burgtor trat, zügelte sie ihr Pferd und blieb etwas zurück. Falko aber sprang aus dem Sattel und ließ sein Pferd laufen, um die Mutter zu umarmen. Sein Knappe Frieder fing das Tier ein und wusste nicht so recht, ob er an Falko vorbei in die Burg reiten oder auf der Stelle verharren sollte. Auch die anderen blieben stehen und sahen zu, wie Mutter und Sohn sich begrüßten.
    Marie weinte vor Freude, und Falko kämpfte ebenfalls gegen die Tränen an. Gleichzeitig fühlte er sich wie ein kleiner Junge, der etwas ausgefressen hatte, denn er hatte seiner Mutter so einiges zu beichten.
    Sie strich ihm zärtlich über die Wange und lachte unter Schluchzern. »Es ist schön, dass du wieder hier bist. Zeit genug hast du dir ja gelassen!«
    »Es war wegen Giso, weißt du. Ich musste ihn doch unterstützen, den Besuch König Friedrichs in Rom vorzubereiten.« Obwohl es stimmte, kam es Falko wie eine Ausrede vor, und er war froh, Hildegard zu sehen, die eben mit raschen Schritten näher kam. Als er jedoch ihren Begleiter erkannte, spannten sich die Muskeln über seinen Wangenknochen.
    »Was macht Reckendorf hier?«
    »Er ist gekommen, uns um Verzeihung für den Ärger zu bitten, den er dir und uns bereitet hat«, erklärte Marie und überlegte verzweifelt, wie sie Falko daran hindern konnte, dem Gast unverzüglich an den Kragen zu gehen.
    Unterdessen hatte Reckendorf die Gruppe erreicht und blieb vor Falko stehen. Er sah nicht gerade zuversichtlich aus, als er den Kopf senkte und sich zum Sprechen zwang. »Ich habe übel an Euch und Eurer Sippe gehandelt, Herr auf Kibitzstein, indem ich Euch geschmäht, Eure Mutter und Eure Schwestern auf der Straße überfallen und Hildegard geraubt habe.«
    »Er hat sie kurz darauf wieder verloren, weil Trudi und ich als Gauklerinnen verkleidet Jossis Leute in seine Burg begleitet und ihn dort gefesselt zurückgelassen haben«, warf Marie rasch ein.
    »Junker Bruno hat damals kein besonders heldenhaftes Bild geboten!« Hildegard kicherte bei der Erinnerung und linderte damit Falkos Anspannung.
    Um ihn endgültig zu beruhigen, erzählte sie kurz, wie es Reckendorf danach ergangen war, und schloss mit beschwörenden Worten. »Junker Bruno musste sich als Bettler bis nach Santiago und zurück durchschlagen! Du hättest ihn sehen sollen, wie er hier ankam. Er war halb verhungert und in Fetzen gekleidet.«
    Falko zog die Mundwinkel herab. »Aber jetzt trägt er mein bestes Wams, das ich extra zurückgelassen hatte, weil es mir für die Reise zu schade erschien.«
    »Wir konnten den Junker doch nicht nackt herumlaufen lassen«, erklärte seine Mutter. »Ich werde dir ein neues Wams nähen lassen. Also gib Ruhe! Wir haben uns mit Junker Bruno versöhnt.«
    Falko musterte seinen ehemaligen Gegner und spürte, dass kein aufgeblasener Jüngling mehr vor ihm stand, sondern ein Mann, der auf dem langen Weg nach Spanien und zurück Bescheidenheit gelernt hatte.
    »Wenn du es sagst, Mutter, dann soll es mir recht sein.«
    »Ich sage es!«
    »Hoffentlich können wir trotz allem Freunde werden – und vielleicht noch mehr!« Junker Brunos Blick wanderte zu Hildegard, die bei diesen Worten errötete.
    Marie nahm beider Reaktionen wahr und fühlte Erleichterung in sich aufsteigen. Wie es aussah, war Reckendorf doch ein Edelmann. Nun ließ sie ihren Blick über Falkos Begleiter schweifen, die geduldig gewartet hatten. Außer Hilbrecht und den beiden Knappen kannte sie niemanden und wandte sich auffordernd an ihren Sohn.
    »Willst du uns deine Gäste nicht vorstellen?«
    Unwillkürlich zog Falko den Kopf ein und zeigte als Erstes auf Mariangela, die aus ihrer Sänfte ausgestiegen war und sich eng an Hilbrecht schmiegte. »Die junge Dame ist Hilbrechts Gemahlin Caterina Maria Angela, eine geborene d’Specchi aus Rom. Hilbrecht will sich mit ihrer Mitgift in unserer Nähe Besitz ankaufen!«
    »Das würde mir gefallen«, antwortete Marie und lächelte der jungen Frau zu.
    Diese knickste und sah etwas ängstlich zu ihr hoch. »Ihr könnt Mariangela sagen.«
    »Ich freue mich, dich kennenzulernen!« Marie schloss die einstige Wirtstochter aus Trastevere in die Arme und küsste sie auf die Wangen.
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