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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende
Autoren: Iny Lorentz
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wandte ein junger Mann ein, der mit seinen Kumpanen den Kardinal seinem Herrn zugetrieben hatte wie ein Stück Wild.
    »Ein Kardinal unterscheidet sich weniger vom Papst als so ein Knecht wie du von mir«, antwortete sein Befehlsgeber spöttisch. »Kommt nun! Oder wollt ihr von den Wachen bei der Leiche gefunden werden?«
    Mit diesen Worten reichte der Maskierte seinen Helfern ein paar Münzen, tippte mit zwei Fingern an seinen kappenartigen Hut und ging mit raschen Schritten von dannen.
    Hinter ihm blieb der Leichnam des Kardinals zurück. Einer riss dem Toten das juwelengeschmückte Kreuz ab, zwei weitere beraubten ihn seiner Kleidung und warfen den Leichnam in den Tiber. Lautlos verschwanden die Männer in den tintenschwarzen Schatten der Nacht.

2.
    E tliche Wochen später saß der Würzburger Fürstbischof Gottfried Schenk zu Limpurg auf seinem Ehrenplatz und starrte düster auf die Ritter, die sich auf dem Anger zum Buhurt versammelten. Seine Gedanken befassten sich jedoch mehr mit der Nachricht, die er am Vortag erhalten hatte. Sein alter Freund Taddeo Foscarelli war in Rom ermordet worden. Nun gab es immer wieder Streitigkeiten in der Heiligen Stadt, und nicht selten kam blanker Stahl ins Spiel. Gottfried Schenk zu Limpurg bezweifelte jedoch, dass Kardinal Foscarelli einem simplen Raubmord oder einer nachrangigen Streitigkeit zwischen Adelsfamilien zum Opfer gefallen war. Immerhin hatte sein Freund den Besuch Friedrichs III. in Rom vorbereiten sollen. Dort wollte der König seine erwählte Braut heiraten und sich vom Papst zum römischen Kaiser krönen lassen.
    Es gab genug Menschen, für die allein die Tatsache, dass der deutsche König die Heilige Stadt aufsuchen wollte, Grund genug war, alles daranzusetzen, sein Kommen zu verhindern. Würde Friedrich III. von Seiner Heiligkeit, Nikolaus V., empfangen, wäre das ein Zeichen für den ganzen Erdkreis, dass die Zwistigkeiten zwischen dem Reich und dem Heiligen Stuhl endgültig der Vergangenheit angehörten. Und die Kaiserkrönung würde Friedrich weit über die anderen Könige der Welt hinausheben. Schon der Gedanke daran mochte für einen ehrgeizigen Herrscher wie Karl VII. von Frankreich nur schwer zu ertragen sein. Diesem war bereits Friedrichs geplante Heirat mit Eleonore, der Schwester König Alfons’ V. von Portugal und Enkelin Ferdinands I. von Aragon, ein Dorn im Auge.
    Leises Zischeln der Damen, die unweit von ihm auf der Ehrentribüne dem Turnier zusahen, beendete den Gedankengang des Fürstbischofs. Er blickte auf und erkannte, dass er das Signal zum Beginn des Buhurts überhört haben musste, denn die Ritter sprengten bereits gegeneinander. Noch während er sich fragte, was den Damen missfallen mochte, streifte sein Blick Bruno von Reckendorf, der ein Stück entfernt von ihm saß und das Geschehen mit einem Ausdruck höchster Befriedigung verfolgte.
    Der Fürstbischof rieb sich nachdenklich über die Stirn. Bis zum Vortag hatte Reckendorf als der beste Turnierritter Frankens gegolten. Dann aber hatte er Falko Adler auf Kibitzstein, jenen jungen Mann, dessen Ruhmesstern zu steigen begann, noch vor dem eigentlichen Turnier zum Zweikampf gefordert. Zur Überraschung aller hatte der Kibitzsteiner seinen Gegner mit einem derben Lanzenstoß aus dem Sattel gehoben.
    Eigentlich hätte Reckendorf der Verletzung wegen, die er sich beim Sturz vom Pferd zugezogen hatte, das Bett hüten müssen. Doch er hatte sich auf die Tribüne gequält, um sich den Buhurt anzusehen.
    Obwohl Gottfried Schenk zu Limpurg sich um den Sohn seiner Base sorgte, vergönnte er ihm die Abreibung. Bruno von Reckendorf war überheblich geworden. Da der Junker nach dem Zweikampf vor Wut über seine Niederlage geschäumt hatte, bereitete das erwartungsvolle Grinsen auf seinem Gesicht dem Fürstbischof Sorgen.
    Er blickte nach vorne auf die Kämpfer, die ihre Lanzen bereits gebrochen hatten und sich nun im Schwertkampf maßen. Vier Ritter, die der Fürstbischof anhand ihrer Wappen als Freunde des Reckendorfers erkannte, drangen unter Missachtung aller Regeln auf Falko Adler ein. Noch verteidigte sich der Kibitzsteiner verbissen, doch da lenkte einer seiner Gegner das Pferd um ihn herum, um ihn von hinten anzugreifen.
    Das Tuscheln der Damen wurde lauter, und der Fürstbischof sah, dass auch Falkos Mutter Marie Adlerin das Geschehen mit besorgtem Gesicht verfolgte. Die Schwestern des Kibitzsteiners schienen außer sich vor Wut über das unritterliche Vorgehen der vier Männer.
    Verärgert
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