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Toechter Der Suende

Toechter Der Suende

Titel: Toechter Der Suende
Autoren: Iny Lorentz
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Hildegard.
    Sofort sammelte der Junker weitere Pflaumen, und diesmal wanderten diese nicht mehr in seinen oder Hildegards Mund.
    »Wisst Ihr, dass Ihr sehr tüchtig seid? Der Mann, der Euch einmal zum Weib bekommt, kann sich glücklich schätzen«, setzte Reckendorf das kurz eingeschlafene Gespräch fort.
    Hildegard antwortete mit einem Lachen. »Wer weiß, ob ich überhaupt einmal heiraten werde. Vielleicht gehe ich ins Kloster. Dann könnte ich in ein paar Jahren sogar die Äbtissin von Hilgertshausen werden.«
    »Beim Himmel, das dürft Ihr nicht tun! Es mangelt Euch doch gewiss nicht an Freiern?«, fragte der Junker erschrocken.
    »Sicher gab es den einen oder anderen, doch keiner hat meiner Mutter und mir gefallen«, antwortete Hildegard leichthin.
    »Ich würde mir eine Herrin wie Euch wünschen!«, entfuhr es dem Junker.
    Erstaunt blickte Hildegard zu ihm hoch. »Ihr würdet mich heiraten wollen?«
    Zu ihrer Überraschung nickte der Junker. »Während meiner Pilgerfahrt habe ich stets Euer Bild im Herzen getragen, und wenn ich schwach und elend geworden bin, hat mir der Gedanke an Euch die Kraft geschenkt, weiterzugehen. Ich wollte Euch beweisen, dass ich für meine Schuld einstehe. Außerdem habe ich gesehen, wie Eure Familie hier auf Kibitzstein lebt. So eine Liebe zueinander habe ich nie kennengelernt, und ich beneide Euch darum.«
    Reckendorf pflückte die letzte Pflaume in seiner Reichweite, stieg dann vom Baum und fasste nach Hildegards Hand. »Wäre der Gedanke, mein Weib zu werden, so schrecklich für Euch?«
    Hildegard schüttelte den Kopf. »Nein! Aber was wird meine Mutter dazu sagen?«
    »Wenn sie Euch liebt, wird sie Euch ihren Segen geben, und sie liebt Euch doch!« Mit einer zärtlichen Geste strich Junker Bruno ihr über die Wange und zog sie an sich. »Ich liebe Euch aus tiefstem Herzen!«

15.
    M arie sah von ihrem Platz auf dem Altan aus zu, wie Hildegard und Reckendorf Pflaumen pflückten und eifrig miteinander redeten. Bei diesem Anblick seufzte sie, denn sie hatte Angst um Hildegard, die immer offener zeigte, wie sehr ihr der Junker gefiel. Das Mädchen war immer das scheueste ihrer Kinder gewesen, und sie wollte ihm die Enttäuschung ersparen, die sie erleben musste, wenn Reckendorf nur mit ihr tändelte und später nichts mehr von sich hören ließ. Bei ihrer Tochter Trudi war es so gewesen, und sie wusste nicht, ob sie Reckendorf besser einschätzen sollte als den Junker von Gressingen, den sie nie gemocht und der sich schließlich als Eidbrecher und Mörder erwiesen hatte.
    »Es ist das Beste, wenn er bald geht«, sagte sie zu niemand anderem als sich selbst.
    Sie war sogar bereit, ihm ein Pferd zur Verfügung zu stellen. Doch bislang hatte er alle ihre Hinweise, der Fürstbischof warte gewiss auf ihn, ebenso überhört wie Hildegard ihre Warnungen, dem jungen Mann nicht zu viele Freiheiten zu erlauben.
    Gerade fassten die beiden sich an den Händen, und für einige Augenblicke sah es so aus, als wollten sie sich umarmen. Maries Unbehagen wuchs, und sie überlegte, ob sie Bruno von Reckendorf nicht etwas deutlicher machen sollte, dass er auf Kibitzstein nicht länger willkommen war.
    Da wurde ihr Blick von einer Reisegruppe angezogen, die aus Richtung Dettelbach auf ihre Burg zukam. Sie zählte mindestens sieben Reiter und Reiterinnen, mehrere Sänften, ein gutes Dutzend bewaffneter Knechte zu Fuß und drei vollbeladene Ochsenkarren, deren Gespanne von weiteren Knechten geführt wurden.
    Obwohl es sich um Händler handeln konnte, die von Burg zu Burg zogen, erfasste sie auf einmal eine seltsame Erregung. Sie stemmte sich aus ihrem Stuhl hoch und trat an die Brüstung des Söllers. Wenn ich doch nur besser sehen könnte, dachte sie verärgert und kniff die Augen zusammen. Der Schopf des vordersten Reiters leuchtete hell, und er trug ein grünes Gewand, die Farbe, die ihr Sohn am meisten mochte.
    »Falko!«
    Marie griff sich ans Herz, das auf einmal wild in ihrer Brust hüpfte, und eilte, so rasch sie es vermochte, die Treppe hinab. Bevor eine der Mägde kommen und ihr helfen konnte, hatte sie den Hof erreicht.
    »Macht das Tor auf!«, rief sie, während der Türmer noch mit sich rang, ob er nun Freunde vor sich sah oder Fremde, die auf Übles sannen. Auf den Befehl seiner Herrin stieg er langsam von seinem Turm herab, öffnete erst einmal die Fußgängerpforte und sah hinaus.
    »Es ist tatsächlich der junge Herr! Rasch, helft mir!« Der Türmer winkte ein paar Knechte heran und
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