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Toechter der Dunkelheit

Toechter der Dunkelheit

Titel: Toechter der Dunkelheit
Autoren: Alexandra Balzer
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– Corin war ihr Name – fertig und erhob sich wieder von ihrem Thron. Alle Hexen verstummten.
    „Shora, bring deine Ziehtochter zu mir!“, verlangte Kythara ungeduldig und winkte herrisch. Inani wartete nicht, bis ihre Mutter nach ihrer Hand greifen konnte, sondern schritt hoch erhobenen Hauptes durch die Reihen der Hexen, die zögerlich vor ihr zurückwichen. Sie bemühte sich, unbewegt nach vorne zu starren, die Augen fest auf Kythara gerichtet.
    Trotz weicher Knie weder zu schwanken noch zu stolpern unter den Blicken der Frauen, mal neugierig, mal höhnisch; und das leise Murmeln zu ignorieren.
    „Schau, da ist sie, eitel wie ihre Mutter ...“
    „Wer wird gewinnen? Ihr kennt den Orakelspruch, eine der beiden wird versagen!“
    „Ach, die Prophezeiung stammt von Ula, die kann doch nicht mal vorhersagen, dass man sich an Feuer die Finger verbrennt.“
    Endlich erreichte Inani den Thron, und die Schwesternschaft hinter ihr verschwand aus ihrem Bewusstsein. Sie sah Corin, die zitternd vor Angst in der Nähe stand. Blickte hinauf in die kohlschwarzen, funkelnden Augen der Königin. Das wilde Pochen ihres Herzens rauschte in den Ohren, so laut, dass sie die Königin beinahe nicht verstanden hätte.
    „Du weißt, warum du die Gemüter der Schwestern so erhitzt?“, fragte Kythara mit einem feinen Lächeln, das in den Winkeln ihres Mundes hängen blieb.
    „Ich bin nicht hier, um für die Fehler meiner Mutter zu büßen. Das hat sie bereits selbst getan, Herrin“, erwiderte Inani heftig. Sofort biss sie sich auf die Lippen, kalte Furcht packte sie und verdoppelte den bereits rasenden Puls – das war schlecht, ganz schlecht, sie wollte doch unterwürfig und gehorsam sein!
    Das Lächeln um Kytharas Mundwinkel vertiefte sich.
    „In der Tat, Shora hat gebüßt. Das wird dich nicht davor schützen, dich für deine eigenen Fehler verantworten zu müssen.“
    Schweigend neigte Inani den Kopf.
    Sei still, sei still, sei bloß still!, ermahnte sie sich, wütend auf sich selbst. Wohin sollte sie nur mit den schweißnassen, zitternden Händen?
    „Glaubst du, für die Prüfung bereit zu sein?“
    „Ich weiß es nicht, Herrin, da ich die Aufgabe nicht kenne. Ich werde mein Bestes geben.“ Hatte wirklich sie selbst gerade all die vielen Worte gesprochen?
    „Mehr wird niemand von dir verlangen.“ Kythara nickte ihr zu und wies mit der Hand in die Ecke des Raumes, in der Corin bereits wartete. Doch als Inani an ihr vorbeigehen wollte, packte die Königin sie am Arm.
    „Hüte dich, Tochter der Shora!“, zischte sie. „Hochmut, Stolz und Anmaßung sind Eigenschaften, die einer erwachsenen Hexe gut zu Gesicht stehen, denn sie weiß gewöhnlich, wann sie sich solch gefährlichen Luxus leisten kann. Du bist noch zu klein und unerfahren für dieses Spiel. Geduld ist immer dann am Wichtigsten, wenn man zu wenig davon besitzt. Glaube mir, ich erinnere mich an das Mühsal, zu jung zu sein, um respektiert zu werden! Shora hat zu viel riskiert und dafür teuer bezahlt. Es waren nicht die Stockhiebe, sondern der Verlust von Ansehen und Respekt, den sie erdulden musste, um dich zu gewinnen. Erinnere dich daran, wenn du das nächste Mal glaubst, deinen Stolz beweisen zu müssen!“
    Inani versuchte, dem Blick dieser eiskalten Augen standzuhalten, doch sie konnte es nicht. Sie wich zurück, als Kythara sie freigab und ging mit gesenktem Kopf an ihren Platz. Wovon war hier die Rede? Wieso hatte Shora sie gewinnen müssen?
    Ich will hier gar nichts beweisen, ich will an Mutters Seite bleiben! Es verwunderte sie, dass die panische Angst, die wie ein wildes Tier in ihrem Bauch tobte und sie zittern ließ, sie noch nicht zum Heulen gebracht hatte.
    „Corin, Tochter der Ylanka!“, rief Kythara und wies mit ausgestrecktem Finger auf das Mädchen, das stumm weinend neben Inani wartete.
    „Du wirst nun durch die rechte Pforte gehen. Bringe zurück, was du für würdig hältst, der Schwesternschaft zu präsentieren.“ Eine kurze Bewegung der Hand, ein Leuchten in den nachtschwarzen Augen, dann fühlte Inani, wie Magie floss. Ein Tor entstand in der Wand vor ihr, das zuvor noch nicht da gewesen war.
    Schlangen , dachte sie zusammenhanglos. Sie trägt überall Schlangensymbole am Leib, ihre Ringe, am Ohr, die Kette … Warum?
    Hektisch starrte Inani zwischen der Öffnung in der Mauer, Corins angstzerfurchtem Gesicht, Kytharas Fingern und der murmelnden Schar der Hexenschwestern hin und her.
    „Geh!“, flüsterte sie Corin zu und schob
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