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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Arthur W. Upfield
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traf es sie wie ein Donnerschlag: Jimmy Partner suchte Neros Hilfe, genau wie sie selbst! Nero sollte ihm helfen, nach ihrem Sohn zu suchen. John war also verletzt, vielleicht sogar tot.
    Genau wie damals!
    Sie rannte los, starrte auf Jimmy Partner, dessen Gesicht Besorgnis verriet. Seine Worte überstürzten sich, aber er sprach leise und gestikulierte lebhaft mit der Rechten. Nero schien lediglich zuzuhören.Sein Gesicht konnte sie nicht sehen, er hatte ihr den Rücken zugewandt, aber er nickte immerfort.
    Die Hunde witterten die Frau, stimmten ein wütendes Gebell an. Die beiden Eingeborenen traten vom Feuer zurück, blickten sich lauschend um. Da hatte Jimmy Partner auch schon die Frau entdeckt, lief ihr mit langen Schritten entgegen.
    »John! Was ist mit John?« rief Mary keuchend.
    Jimmy Partner hatte das Lagerfeuer nun im Rücken, so daß sie seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen konnte. Nur das Weiß seiner Augen leuchtete.
    »Ach, Johnny Boss ist all right, Missis«, erwiderte er mit einer Stimme, die tiefer und melodischer war als die der meisten Eingeborenen. »Er treibt eine Schafherde aus der Ostweide, weil der Regen den tiefergelegenen Teil in einen Sumpf zu verwandeln droht. Mich hat er nach Hause geschickt. Es ist alles in Ordnung, Missis.«
    Es schoß ihr heiß durchs Herz, eine Zentnerlast war von ihr genommen. Ihre Beine gaben nach, sie taumelte und wäre zweifellos zu Boden gesunken, hätte Jimmy Partner sie nicht mit seinen kräftigen Armen aufgefangen.
    »Aber ich sage Ihnen doch, Johnny Boss ist all right, Missis«, wiederholte er mit Nachdruck. »Er muß jeden Augenblick nach Hause kommen. Wir haben den ganzen Nachmittag kleinere Herden aus den Channels weggetrieben.«
    »Ja!« rief Mary erregt. »Aber warum hast du mir nicht Bescheid gesagt, Jimmy? Was treibst du hier, wenn du weißt, daß das Essen kalt wird und ich mir Sorgen mache?«
    »Ach, Missis, ich habe überhaupt nicht daran gedacht. Heute morgen fanden wir am Schwarzen Tor eine Nachricht für Nero. Mitterloo wünscht, daß der Stamm zum Deep Well kommt. Die alte Sarah ist krank und stirbt wahrscheinlich. Da bin ich nach Hause geritten und habe Nero Bescheid gesagt. Der Stamm macht sich gleich morgen früh auf den Weg. Gehen Sie jetzt lieber nach Hause, Missis. Ich komme auch. Vielleicht ist Johnny Boss bereits da. Moment, ich will Ihnen noch die Laterne anzünden.«
    Gott sei Dank! Ihr Gefühl hatte sie getrogen – die Ereignisse wiederholen sich nicht. Sie betrachtete Jimmy Partners dünnes Hemd, das ihm naß am Körper klebte.
    »Du machst jetzt, daß du nach Hause kommst!« Ihre Stimme klang wieder wie früher, als John und Jimmy in jungenhafter Unbekümmertheit glaubten, eine unverwüstliche Gesundheit zu besitzen. »Wie üblich keinen Hut auf dem Kopf! Und keine Jacke, nur einfach das Hemd über dem Trikot. Und dann stellst du dich auch noch hier in den Regen!«
    »Keine Sorge, Missis. Ich hole jetzt mein Pferd und bin vielleicht noch vor Ihnen zu Hause.«
    Nero war in seiner Hütte verschwunden, die Hunde hatten sich beruhigt. Mit der brennenden Laterne konnte Mary rascher ausschreiten. Als sie das Tor des Drahtzaunes hinter sich schloß, sprangen zwei Hunde auf sie zu. Freudentränen schossen ihr in die Augen, denn es waren Johns Hunde. Vom Sattelplatz herüber klirrten Steigbügel. Sie rannte los, und laut bellend sprangen die Hunde um sie herum.
    »John!« rief sie schon von weitem. »O John! Ich habe mir solche Sorgen gemacht. Ich dachte, du – du wärst gestürzt und lägst verletzt im Regen.«
    Die schlanke Gestalt ihres Sohnes löste sich von dem Pferd, das sich schüttelte und zu dem Trog beim Windrad trabte. Dann hielt sie John im Arm.
    »Es ist alles in Ordnung, Mutter!« beruhigte er sie. »Ich wollte unbedingt noch die Schafe aus den Channels treiben. Das ist ein Regen! Es müssen schon fünfundzwanzig Millimeter gefallen sein. Hoffen wir, daß es weiterregnet und sich der See ganz füllt.«
    Dumpfer Hufschlag näherte sich. Jimmy Partner sprang aus dem Sattel, noch bevor das Pferd stand. Dann löste er mit geschickten Griffen den Sattelgurt.
    »Ich habe Nero die Botschaft vom Schwarzen Tor ausgerichtet«, meldete er.
    »Ach«, John Gordon blickte auf, dann fügte er rasch hinzu: »Richtig, die Botschaft! Gut, Jimmy. Der Stamm bricht also gleich morgen früh nach Deep Well auf. Die alte Sarah liegt im Sterben. Sie muß die älteste Lubra unter den Kalchut sein. So, nun wasch dich und zieh dir trockene Kleidung
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