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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Arthur W. Upfield
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gegangen ist. Es sieht vielmehr so aus, als ob der Schwarze Kaiser allein zurückgekommen ist.«
    »Warten Sie, Bill«, erwiderte der junge Mann energisch. »Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Fünf Sekunden später trat der junge Lacy aus dem Haus. Er hatte einen blauen Morgenmantel, der mit roten Biesen besetzt war, übergeworfen. Der junge Mann war mittelgroß, aber kräftig. Seine Füße steckten in gelben Hausschuhen. Bill der Wetter rieb sich ununterbrochen die Hände und pfiff vergnügt vor sich hin. Als die Gartentür hinter den beiden Männern ins Schloß fiel, musterte der junge Lacy den Knecht.
    »Ist Ihnen eigentlich nicht in den Sinn gekommen, daß Mr. Anderson vielleicht schwer verletzt draußen auf der Grünsumpf-Weide liegt?« fragte er. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, wirkte aber wie neunzehn.
    »Ganz recht!« erwiderte Bill der Wetter. »Ich habe zwei Pfund gewettet, daß er sich eines Tages das Genick bricht, und ein Pfund, wenn er so zugerichtet wird, daß er nach St. Albans ins Krankenhaus muß. Immerhin habe ich durch den vermaledeiten Regen verloren, da möchte ich wenigstens durch Mr. Anderson etwas verdienen.«
    »Wahrscheinlich würden Sie sogar um Ihr eigenes Begräbnis wetten, wie?«
    »Jederzeit, Mr. Lacy. Ich wette fünf Pfund, daß Sie von uns beiden zuerst sterben. Wir können das Geld ja in einen Umschlag stecken und im Büro in den Safe schließen. Der Gewinner erhält ihn dann, wenn es soweit ist.«
    »Mein Gott, Mann! Sie sind der reinste Leichenfledderer.«
    Sie erreichten das Gattertor an der Straße, die zur Grünsumpf-Weide und nach Opal Town führte. Bill der Wetter öffnete es einen Spalt, daß sie hindurchschlüpfen konnten, dann schloß er es sofort wieder. Der schwarze Wallach starrte ihnen aus großen Augen entgegen. Er hatte die Ohren zurückgelegt und stand steifbeinig und reglos da. Ein wunderschönes Tier, und doch hatte es den Teufel im Leib. Ohne zu zögern, trat der junge Lacy an das Pferd und faßte die Enden der zerrissenen Zügel.
    »Hatte der Schwarze Kaiser nicht ein Lasso am Hals, als Mr. Anderson gestern morgen losritt?« fragte er.
    »Keine Ahnung. Aber gewöhnlich hat er diesem lieben Täubchen ein Lasso umgelegt.«
    Die beiden Männer musterten das Pferd sorgfältig.
    »Lediglich die Zügel scheinen kaputt zu sein«, meinte Bill der Wetter schließlich. »Er hat Mr. Anderson runtergeschmissen, dann ist er wahrscheinlich auch noch umgekehrt und hat ihn mit Zähnen und Hufen bearbeitet. Na schön! Früher oder später mußte es ja so kommen. Ich wette ein Pfund, daß Mr. Anderson kalt und steif ist.«
    »Sie mögen Mr. Anderson nicht, Bill, wie?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage. Der junge Mann blickte in den Lunchbeutel, in dem die zusammengefaltete Serviette lag, mit der das Essen eingewickelt gewesen war.
    »Oh, wenn ich durch ihn zu Geld kommen kann, mag ich ihn durchaus. Im übrigen aber hege ich keine zärtlichen Gefühle für ihn.«
    »Hm – hat keinen Sinn, länger hier zu stehen. Bill, holen Sie die Pferde. Ich bringe inzwischen den Schwarzen Kaiser auf die Nachtkoppel und sage dem Boss Bescheid.«
    »In Ordnung, Mr. Lacy. Aber schicken Sie mich lieber nicht mit dem Suchtrupp los. Wenn ich Mr. Anderson finden sollte, würde ich nämlich die Augen schließen und weiterreiten.«
    »Sie altes Ekel«, murmelte der junge Mann, brachte den Wallach auf die Koppel und kehrte ins Haus zurück.
    Er fand seinen Vater auf dessen Zimmer. Der alte Lacy trank Kaffee, dann wollte er sich anziehen und den Männern, die vor dem Büro auf ihn warteten, die Arbeit zuteilen. Trotz seiner siebzig Jahre war er eine imposante Erscheinung.
    »Schon etwas von Jeff zu sehen?« fragte er mit seiner vollen Stimme und blickte seinen Sohn durchbohrend an.
    »Nein, aber Bill fand den Schwarzen Kaiser. Er stand vor dem Tor zur Grünsumpf-Weide. Ich habe ihn gerade auf die Nachtkoppel gebracht. Das Tier ist unverletzt, lediglich die Zügel sind an der Schnalle gerissen. Jeff ist nicht in seinem Zimmer. Wahrscheinlich liegt er verletzt irgendwo draußen.«
    Der alte Lacy strich sich mit den Fingern der Linken über seine römische Nase, in der Rechten hielt er die Kaffeetasse. Seine klaren Augen verrieten Entschlußkraft.
    »Hm! Jeff scheint langsam kindisch zu werden«, meinte er. »Ich werde mir das Pferd ansehen. Zum Teufel! Jetzt hat Jeff unseren ganzen Tagesplan über den Haufen geworfen.«
    Der junge Lacy nickte und ging in die Küche, wo ihm das Hausmädchen eine
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