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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Arthur W. Upfield
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wurden.
    Bony lächelte. »Deshalb habe ich das Feuer angezündet. Wir werden die Umschläge samt Inhalt verbrennen, dann sind Sie beide erlöst.«
    Schweigend beobachteten sie, wie die Umschläge von den Flammen verzehrt wurden, dann blickte das Mädchen Bony an.
    »Sie sind ein wundervoller Mensch«, sagte sie ernst.
    »Das behaupten viele Leute, Miss Lacy«, erwiderte Bony. »Ich bat Sie schon einmal, offen zu mir zu sein. Wollen Sie jetzt offen zu mir sein?«
    »Wie könnte ich anders, Mr. Bonaparte.«
    »Dann sagen Sie mir bitte, warum Sie Ihr Verhältnis zu John geheimhalten wollen?«
    »Weil Vater John nicht leiden kann.«
    »Nur deshalb?«
    »Nein. Sobald ich John heirate, würde ich Karwir verlassen. Aber Vater ist alt und hat niemanden, der sich um ihn kümmert.«
    »Wenn Ihre Verlobung jetzt bekanntgegeben würde, brauchten Sie doch nicht sofort zu heiraten, noch nicht einmal nächstes Jahr«, gab Bony zu bedenken und zog den Brief an den alten Lacy aus dem Umschlag. »Lesen Sie dies bitte. Ich überlasse es dann Ihnen, ob Sie diesen Brief Ihrem Vater überbringen oder auch lieber verbrennen wollen.«
    Während Diana las, musterte Gordon das Mädchen aufmerksam. Bony aber starrte nachdenklich in die verlöschenden Flammen. Gordon sah, wie sich Dianas Gesicht mit einer tiefen Röte überzog, wie sie an ihrer Unterlippe nagte. Schließlich blickte sie Bony an.
    »Nun?« fragte er.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll. John soll –«
    »Ja. John könnte Ihnen raten.«
    Gordon las den Brief.
    »Liefere ihn ab«, entschied er. »Dein Vater wird genauso viel zwischen den Zeilen lesen wie wir. Selbst wenn wir noch lange nicht heiraten können, hört endlich die Geheimnistuerei auf!«
    »Das ist ganz meine Ansicht«, meinte Bony. »Lassen Sie sich aber nicht anmerken, daß Sie den Inhalt des Briefes kennen. Lassen Sie lediglich durchblicken, daß ich anscheinend weiß, wer die Eltern von Jeffery Anderson sind. Und im übrigen bildet Ihr Vater sich ja nur ein, John nicht leiden zu können.«
    Er verschloß den Brief, reichte ihn Diana und stand auf. Die beiden jungen Leute erhoben sich ebenfalls.
    »Erzählen Sie Ihrem Vater alles, was ich Ihnen gesagt habe. Lassen Sie nichts aus. Er wird bestimmt einverstanden sein, wenn ich den Fall auf diese Weise abgeschlossen habe.«
    Diana faßte Bonys Hand. »Ich wünschte, Sie müßten noch nicht abreisen. Dann könnte ich Ihnen beweisen, daß ich gar keine so alte Kratzbürste bin.«
    »Das habe ich von Anfang an gewußt. Und nun wollen wir zu den anderen gehen, sie beobachten uns schon lange genug.«
    Diesmal hakten sich die beiden jungen Leute bei Bony unter, und er war froh darüber, denn er fühlte sich wieder sehr schwach und müde.
    Die Sonne stand bereits tief am Horizont, als der Lastwagen aus Karwir eintraf. Er war mit Drahtrollen und Verpflegung beladen, und mehrere Männer hockten obenauf, darunter auch Bill der Wetter. Wie eine riesige rote Scheibe schimmerte die Sonne durch den rötlichen Staubschleier, aus dem sich die endlos scheinende Prozession der Kaninchen schob. Doch der Abstand zwischen den einzelnen Tieren vergrößerte sich, ließ vermuten, daß der Zug noch vor Morgengrauen zu Ende ging.
    Die vollgefressenen und müden Adler saßen auf dem Zaun und in den Zweigen der Bäume oder hockten, unfähig zu fliegen, am Boden. Wie schwarze Schneeflocken hingen die Krähen in der Luft, stießen auf die Adler herab, nicht aus Hunger, sondern aus angeborenem Futterneid.
    Jimmy Partner hatte inzwischen, von Malluc unterstützt, den Zaun auf einer Länge von fünfzig Metern erhöht. Der Kaninchenberg am Eckpfosten türmte sich jetzt dreieinhalb Meter hoch. Und immer noch versuchten die Tiere verzweifelt, auf das Gebiet von Karwir zu gelangen.
    »So etwas habe ich mein Lebtag noch nicht gesehen«, murmelte Captain Loveacre zum hundertsten Male.
    »Ich auch nicht«, pflichtete Inspektor Browne bei. »Ich bin direkt froh, daß Bony nicht pünktlich zurückgekehrt ist. Auf diese Weise habe ich ein einmaliges Schauspiel zu sehen bekommen.«
    Gordon holte mit seinem Wagen Bonys Sachen aus dem Camp am Zaun. Der junge Lacy machte sich inzwischen mit seinen Leuten daran, den Lastwagen abzuladen und den Zaun weiter zu erhöhen.
    Nachdem Gordon zurückgekehrt war, packte Bony seine Sachen in einen Koffer, der sofort im Flugzeug verstaut wurde. Dann mußten alle mithelfen, die schwere Maschine in Richtung auf den Grünen Sumpf zu drehen, damit Loveacre starten konnte.
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