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Todeszauber

Todeszauber

Titel: Todeszauber
Autoren: Arthur W. Upfield
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Wut gerät – und Jimmy Partner dachte gewiß an Inky Boy und die Lubra, und er war soeben Zeuge, was mit seinem besten Freund geschehen sollte –, ist er von Sinnen. So drückte er etwas zu fest zu, und Anderson war tot. Dann lief er zum Baum, band Gordon los. Während des Kampfes mit Anderson verletzte er sich an der Hand, so daß etwas Blut an die Halsleine geriet.«
    »Stimmt«, warf Gordon ein. »Bis jetzt ist Ihre Schilderung bemerkenswert exakt.«
    »Gut!« Bony nickte zufrieden. »Doch lassen Sie mich fortfahren. Gordon ist sehr intelligent. Er war sich sofort klar, daß Jimmy vor Gericht kommen würde, und er selbst wahrscheinlich ebenfalls. Miss Lacy würde hineingezogen werden, die Geschichten mit Inky Boy und der Lubra ans Tageslicht kommen. Kurzum, die Folgen waren unübersehbar. Jetzt, im Tode, würde Anderson seinen Mitmenschen noch mehr schaden als zu seinen Lebzeiten. Denn – es gab keine Zeugen für die Tat.
    Gordon wußte, daß in der Hütte am Grünen Sumpf Schaufeln und eine Brechstange aufbewahrt wurden. Und in dieser Hütte wohnte niemand! Er schickte also Jimmy Partner mit dem Schwarzen Kaiser los, und während der Eingeborene weg war, suchte Gordon eine geeignete Stelle aus, an der die Leiche begraben werden konnte. Zu seiner Wahl muß ich ihm mein Kompliment sagen. Er entschloß sich nämlich, den Toten am Rande der Dünen unter einer Lehmfläche zu begraben.
    Für Jimmy Partner war es ein leichtes, die betonharte Fläche aufzuhacken. Die Bruchstücke wurden beiseite gelegt, eine Grube ausgehoben. Neben der Leiche wurden auch Stockpeitsche und Halsleine ins Grab gelegt. Die Erde wurde darüber geschaufelt, die Lehmbrocken eingesetzt, die Ritzen mit frischem Lehm verschmiert. Die übriggebliebene Erde wurde vom Regen weggespült. Anderson lag nun unter einer betonharten Lehmfläche, auf der nicht einmal ein schwerer Lastwagen eine Spur hinterlassen würde. Niemand außer mir hätte wohl jemals die winzigen Risse entdeckt, die durch das Aufhacken der Lehmfläche entstanden waren. Ist meine Darstellung korrekt?«
    Gordon nickte stumm, und Diana starrte ins Feuer.
    »Der Schwarze Kaiser wurde freigelassen, wobei man die Zügel über den Boden schleifen ließ. Wie wir wissen, wurde das Pferd dann am anderen Morgen am Gartentor beim Herrenhaus gefunden. John Gordon wies auf dem Heimweg Jimmy Partner an, Nero von dem Vorgefallenen zu unterrichten. Der Stamm brach am nächsten Morgen auf, weil angeblich in Deep Well eine Lubra starb.
    Auch Jimmy Partner sollte mitgehen. Der Eingeborene, der bei der Polizei in Opal Town als Tracker tätig war, wurde zurückgerufen, und als die Polizei die Suche nach Anderson aufnahm, war tagelang kein schwarzer Spurensucher aufzutreiben. Als dann endlich Tracker eingesetzt wurden, wußten sie natürlich Bescheid und suchten nicht richtig.
    Ich will Sie nicht mit Einzelheiten langweilen, wie ich dahinterkam, daß Sie sich am Tage meiner Ankunft am Grenzzaun getroffen hatten. Oder wie ich merkte, daß mir die Eingeborenen nachspionierten. Ich habe nie glauben wollen, daß Sie, John, die Eingeborenen angestiftet haben, das Deutebein auf mich zu richten.
    Als Sie schließlich davon erfuhren, sorgten Sie sofort dafür, daß der Zauber gebrochen wurde. Nachdem der schädliche Einfluß beseitigt war, konnte ich auch wieder klar denken und meine Ermittlungen in kürzester Zeit abschließen.
    Die Akkus in der Kiefernhütte müssen Sie erneuern. Ich mußte sie leider zerstören lassen, um zu verhindern, daß sich Miss Lacy mit Ihnen in Verbindung setzen konnte.«
    Bony nahm die sechs Umschläge aus seinem Notizbuch. Den Brief an den alten Lacy legte er neben sich auf den Boden, die anderen fünf Umschläge behielt er fächerförmig wie Spielkarten in der Hand.
    »Dies sind die Beweismittel, die ich sichergestellt habe: der grüne Faden vom Mulgabaum, ein grüner Faden von Andersons Peitsche, das Haar vom Mulgabaum, Haare aus Andersons Kamm, und Haare aus Gordons Kamm. Diese Umschläge enthalten also genügend Beweise, um Jimmy Partner und John Gordon zu verurteilen. Das Grab habe ich nicht geöffnet und auch seine Lage nicht gekennzeichnet. Was soll nun mit diesen Beweismitteln geschehen?«
    Bony blickte Diana an, und sie bemerkte den fiebrigen Glanz seiner blauen Augen.
    »Würden Sie es wirklich tun, wenn ich Sie darum bitte?« fragte sie.
    Bony nickte stumm.
    »Verbrennen Sie alles«, sagte sie so leise, daß ihre Worte fast vom Gekreisch der Vögel übertönt
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