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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse
Autoren: Alexandra Grote
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Gesicht.
    »Tja, vielleicht bin ich ja schon dabei, sie zu lösen …« Er öffnete die Wagentür und warf sich hinters
Steuer. »Mein Vater hat mal zu mir als Junge gesagt, als meine Katze überfahren wurde: Leg dir am besten gleich ein neues Tier zu, das ist das beste Mittel, den Verlust zu verkraften.« Er reckte seinen Kopf und warf einen letzten Blick auf die Gefängnismauern, die den quadratischen Innenhof eingrenzten. »Diese Dr. Clément ist eine klasse Frau.«
    LaBréa schloss die Autotür und legte den Gurt an.
    Franck grinste verschwörerisch und fuhr fort. »Ich habe mich vorhin bei einem der Wärter erkundigt. Sie ist nicht verheiratet. Finden Sie nicht, dass das irgendwie ein Wink des Schicksals ist?«
    LaBréa warf ihm einen kurzen Blick zu.
    » Ich finde, dass Sie Ihre alte Geschichte erst einmal verarbeiten und beenden sollten, innerlich, meine ich, bevor Sie sich mit dem Gedanken tragen, eine neue zu beginnen.« Er verkniff sich den Zusatz, dass eine Frau wie Hélène Clément vermutlich eine Nummer zu groß für Franck Zechira war.
    Franck startete den Motor und blickte seinen Chef unsicher an. Als ahne er dessen Gedanken, glitt sein Blick über seine angeschmuddelten Jeans und seine Hände, deren Fingernägel dunkle Ränder aufwiesen. »Sie meinen, eine Frau wie sie hat vermutlich andere Ansprüche?«
    LaBréa ging nicht darauf ein. »Fahren Sie endlich los, Franck. Wir haben da anscheinend eine Riesensache am Hals. Und fahren Sie vor allem vorsichtig bei dem Wetter!«

    »Scheißschnee«, erwiderte Franck und schaltete die Scheibenwischer ein.
     
    Auf den Straßen hatten sich aufgrund der Wetterlage Staus gebildet. Überall im Stadtgebiet gab es Auffahrunfälle. Als sie durch die Rue Crozatier fuhren, kam ein Anruf von Jenny. Es war die Zeit ihrer gro ßen Pause, und da telefonierten Vater und Tochter regelmäßig miteinander.
    »Ich wollte dir nur sagen, Papa, dass ich heute erst gegen acht nach Hause komme«, sprudelte Jenny los.
    »Wieso das denn?«
    »Unser Fußballtraining fällt aus. Wegen dem Schnee. Aber Alissa und ich wollen uns den neuen Harry Potter- Film ansehen. Die Vorstellung fängt um fünf an. Pierre-Michel und Yannick kommen auch mit.«
    »Wer sind denn Pierre-Michel und Yannick?«, fragte LaBréa verblüfft.
    »Zwei Jungs aus unserer Klasse.«
    »So, so. Ich dachte, du findest gleichaltrige Jungen blöd?«
    »Stimmt. Aber die beiden sind schon dreizehn und eigentlich ganz nett.«
    »Dann viel Spaß im Kino. Bei mir wird es wahrscheinlich spät.«
    »Ein neuer Fall, Papa?«
    »Hm. Also, Jenny, vergiss Obelix nicht, aber gib ihm nicht zu viel zu fressen, sonst wird er noch dicker.«
    »Obelix ist nicht dick, er hat nur so ein dichtes und
langes Fell«, widersprach das Mädchen. »Hack doch nicht immer auf ihm herum, Papa. Schließlich hat er mir das Leben gerettet!«
    Dem konnte LaBréa schlecht etwas entgegensetzen. In der Tat war es Obelix zu verdanken, dass Jenny im Dezember aus der Gewalt des wahnsinnigen Bastille-Killers gerettet werden konnte. Obelix hatte die Polizei auf die richtige Spur geführt. Seitdem wurde das Tier von Jenny noch mehr verwöhnt, was nicht unbedingt zu seinem Besten war.
    »Ist ja gut, Jenny, niemand hackt auf Obelix herum. Bleib heute Abend nicht wieder vor dem Fernseher hängen und mach spätestens um halb zehn das Licht aus. Ich verlass mich auf dich.«
    Franck bog von der Avenue Daumesnil in die Rue Chrétien de Troyes ein. Die Hausnummer elf entpuppte sich als schmaler, heruntergekommener Betonbau, in dessen Erdgeschoss sich eine Autowerkstatt befand. Garage P. Masson stand auf einem Messingschild über der Einfahrt.
    In der Straße parkten bereits mehrere Polizeifahrzeuge. Im Hauseingang, gleich neben der Durchfahrt zur Werkstatt, wartete Leutnant Jean-Marc Lagarde. Unter seiner alten Flic-Pelerine lugte eine rote Cordhose hervor. Als Kopfbedeckung hatte Jean-Marc eine schrill gestreifte Ballonmütze gewählt, deren Farbkombination sich in den dicken Wollhandschuhen wiederfand. Wie immer machte Jean-Marc seinem Spitznamen »Paradiesvogel« alle Ehre.

    »Ich frage mich, wann er endlich im Zirkus auftritt«, murmelte Franck und brachte den Wagen zum Stehen.
    LaBréa überhörte die Bemerkung und stieg aus. Das Schneetreiben hatte nicht nachgelassen, und der Bürgersteig war rutschig.
    »Claudine ist oben, Chef«, begrüßte ihn Jean-Marc. »Bereiten Sie sich schon mal auf das vor, was Sie da erwartet.«
    »Haben Sie Couperin
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