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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse
Autoren: Alexandra Grote
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nickte.
    »Es ist gut, dass du das so siehst, Jocelyn.« Dann nahm er sie fest in die Arme. Zum Abschied gaben sie sich die üblichen drei Küsschen, wie alte Freunde.
    Als LaBréa die Treppe hinuntersprang, war er erleichtert. Alles kam zu einem Abschluss. Er hatte die beiden Mordfälle aufgeklärt und sein Privatleben wieder in Ordnung gebracht.
    Fast jedenfalls.

20. KAPITEL
    Der Himmel hatte sich bewölkt, und die Luft roch nach Schnee.
    Auf dem Weg in sein Büro führte LaBréa diverse Telefonate. Couperin musste verständigt werden, auch der Direktor. Während er Couperin erreichen konnte, war bei Roland Thibon die Mailbox eingeschaltet. LaBréa hinterließ die Nachricht, dass es eine Verhaftung gegeben hatte, und bat um Rückruf. Dann wählte er Jean-Marcs Nummer.
    »Ist Franck im Büro?«, wollte er wissen.
    »Ja. Aber er ist schon auf dem Sprung. Wegen seiner Kinoverabredung mit Dr. Clément. Gerade hat er mir noch mal von ihr vorgeschwärmt. Aber ich habe mir nichts anmerken lassen.«
    »Gut. Sobald ich da bin, rede ich mit ihm. Zwei Dinge, Jean-Marc: Sorgen Sie dafür, dass Franck sich in der nächsten halben Stunde nicht auf unserer Etage aufhält. Wie Sie das machen, ist mir egal. Claudine ist unterwegs und bringt Dr. Clément in mein Büro. Franck darf den beiden auf keinen Fall begegnen! Und auch Christine Payan sollte die Ärztin möglichst nicht sehen. Wo ist Madame Payan jetzt?«

    »Valdez hat sie in eins der Vernehmungszimmer geführt und passt auf sie auf. Aber sie beschwert sich unentwegt, dass man sie festhält.«
    »Das ignorieren wir. Sie soll sich noch einen Moment gedulden, vielleicht haben wir Fragen an sie. Zunächst beginnen wir mit der Vernehmung der Ärztin.«
     
    Eine halbe Stunde später fuhr LaBréa in die Tiefgarage des Justizpalastes. Er wählte Francks Handynummer.
    »Wo sind Sie gerade, Franck?«
    »Im Archiv. Jean-Marc meinte, Sie brauchen die Akte eines Falles aus dem Jahr 1962. Mord an einem Armeesoldaten namens Henri Delpierre. Leider finde ich die Akte nicht, Chef.«
    »Dann lassen Sie die Sucherei, Franck, und kommen Sie bitte sofort in die Tiefgarage. Ich muss etwas Dringendes mit Ihnen besprechen.«
    LaBréa parkte den Dienstwagen an seinem üblichen Platz, öffnete die Fahrertür und wartete. Franck erschien fünf Minuten später. Er sah seinen Chef erstaunt an, als der ihn bat, neben ihm auf dem Beifahrersitz Platz zu nehmen.
    »Ist das ein konspiratives Treffen, Chef?«, frotzelte er und grinste.
    »In gewisser Weise, ja. Was ich Ihnen jetzt sage, wird Ihnen nicht gefallen, Franck.« Er sah seinen Mitarbeiter prüfend an. Dieser schien nicht das Geringste
zu ahnen, denn er erwiderte munter: »Schießen Sie los, Chef!«
    LaBréa begann. Er versuchte, sich kurz zu fassen. Als er geendet hatte, war alle Farbe aus Francks Gesicht gewichen. Seine Erschütterung war so groß, dass er zunächst nichts sagte.
    »Das gibt es doch nicht, Chef«, flüsterte er leise. »Das glaube ich einfach nicht!« Er schüttelte den Kopf.
    »Es ist aber leider so. Dass Sie sich in sie verliebt haben, kann ich gut verstehen, Franck. Wer hätte diese Frau nicht attraktiv gefunden.«
    »Das tröstet mich jetzt nicht, Chef.«
    »Ich weiß. Mich interessiert übrigens, ob Dr. Clément Sie ausgefragt hat. Haben Sie ihr etwas über die Mordfälle erzählt?«
    Franck starrte LaBréa an.
    »Was? Nein, natürlich nicht! Obwohl …« Er biss sich auf die Lippen. »Sie hat mich gefragt, an welchen Fällen ich gerade arbeite. Aber ich habe ihr nur ganz allgemein gesagt, dass es um den Mord an zwei Männern geht.«
    »Keine Einzelheiten? Erwähnten Sie die Kastrationen?«
    »Nein, nein, ich …«, er geriet ins Stottern. »Ich glaube nicht. Nein, ganz bestimmt nicht, Chef.«
    LaBréa wusste nicht, ob er ihm glauben konnte. Plötzlich durchzuckte Franck eine Erkenntnis.
    »Meinen Sie, sie hat sich nur mit mir getroffen, weil … sie mich aushorchen wollte?«

    »Schon möglich. Das müssen Sie selbst beurteilen. Daraus, wie sie sich Ihnen gegenüber verhalten hat, können Sie das doch schließen.«
    »Sie war ziemlich kühl«, antwortete Franck schnell. »Auf jeden Fall war ich nach dem ersten Treffen mit ihr darauf eingestellt, dass ich da eine ziemlich harte Nuss zu knacken habe. Aber jetzt erklärt sich das ja alles. Großer Gott, Chef, ich kann es noch gar nicht fassen. Sie hat Masson und Vlankovic kaltblütig die Eier abgeschnitten! Wenn ich mir das vorstelle … Wissen Sie schon
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