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Todesträume am Montparnasse

Titel: Todesträume am Montparnasse
Autoren: Alexandra Grote
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haben weiterhin ein gutes Verhältnis zueinander.«
    Die nächste Frage war die entscheidende.
    »Wie ist der Mädchenname Ihrer Schwägerin?«
    Aus Christine Payans Gesicht war alle Farbe gewichen. Sie zögerte mit einer Antwort. Sechs Augenpaare waren auf sie gerichtet.
    »Wir bekommen es doch sowieso heraus, Madame Payan«, fügte LaBréa leise hinzu. »Es ist kein Verrat an Ihrer Schwägerin, wenn Sie uns den Namen nennen.«
    Christine Payan kämpfte noch mit sich, dann fasste sie einen Entschluss.
    »Droganic«, sagte sie. »Meine Schwägerin hieß früher Elena Droganic.«
    Der Name stand im Raum wie ein Geständnis. Droganic, ein bosnischer Name.
    »Erzählen Sie, Madame«, sagte LaBréa und nahm auf einem der Sessel Platz. »Am besten von Anfang an. Denn Sie kennen doch die ganze Geschichte.«
    »Ja, ich kenne die Geschichte. Aber ich werde sie Ihnen nicht erzählen. Fragen Sie Elena selbst! Elena ist stark genug, Ihnen gegenüberzutreten und Ihnen das zu sagen, was zu sagen ist.« Sie schickte einen entschlossenen Blick in die Runde, und LaBréa wusste, dass sie keine weiteren Einzelheiten preisgeben würde.
    »Na, schön, dann werden wir so verfahren. Sie kommen zunächst mit aufs Präsidium, Madame.«

    »Warum?«
    »Damit Sie Dr. Clément nicht warnen können.« LaBréa nahm seine beiden Mitarbeiter beiseite. Leise sagte er zu ihnen: »Franck wird erst informiert, wenn Dr. Clément festgenommen und ins Präsidium gebracht ist.«
    »Das wird ein totaler Schock für ihn sein«, meinte der Paradiesvogel und verzog beinahe mitleidig den Mund.
    LaBréa nickte. »Wir können es ihm nicht ersparen. Er wird es schon verkraften. Claudine, schicken Sie einige Kollegen zur Privatwohnung von Dr. Clément und auch in die Santé, falls sie heute Nachmittag noch einmal dorthin zurückgekehrt ist. Und Sie, Jean-Marc, nehmen Madame Payan in Ihrem Wagen mit. Ich muss noch ein wichtiges Telefonat führen.«
     
    Fünf Minuten später, auf dem Parkplatz, wählte LaBréa die Nummer von Jocelyn Borel. Er hoffte, dass sie schon zu Hause war und nicht bis siebzehn Uhr unterrichten musste. Doch es meldete sich nur ihr Anrufbeantworter. Er hinterließ keine Nachricht und beschloss, es später noch einmal zu versuchen und sie zu fragen, ob und wie gut sie ihre Hausmitbewohnerin Dr. Clément kannte. Wieder wunderte er sich, welche Zufälle es doch im Leben gab.
    Er blickte auf die Uhr. Gleich halb fünf. Auch bei pünktlicher Landung von Célines Maschine konnte sie noch nicht zu Hause sein. Der Flughafen lag weit
draußen, und jetzt, im Feierabendverkehr, brauchte ein Taxi gut und gern zwei Stunden, bis es die Innenstadt erreichte.
    Dennoch wählte er Célines Festnetznummer und ergriff die Gelegenheit, ihr eine Nachricht zu hinterlassen.
    »Willkommen zu Hause«, sagte er mit zärtlicher Stimme. »Meine Ermittlungen stehen kurz vor dem Abschluss, aber es kann spät werden heute Abend. Ich rufe dich in jedem Fall noch einmal an. Und noch eins: Ich freue mich auf dich! Also, bis später.«
    Zufrieden stellte er das Handy ab. Vielleicht gelang es ihm schon sehr bald, die verschlossene Tür wieder einen Spalt aufzustoßen und Célines Vertrauen zurückzugewinnen.
     
    Er dachte an die bevorstehende Verhaftung und änderte seine Pläne. Er rief Claudine auf ihrem Handy an und erfuhr, dass sie soeben in der Rue de Vaugirard angekommen war. Einige uniformierte Kollegen warteten bereits vor dem Hauseingang.
    »Ihr Wagen ist immer noch an derselben Stelle geparkt«, erklärte Claudine. »Sie muss also zu Hause sein. Zugriff erfolgt in wenigen Minuten.«
    »Nein«, ordnete LaBréa an und startete den Wagen. »Warten Sie noch. Behalten Sie den Eingang im Auge, damit sie nicht entwischt, falls sie das Haus verlassen will. Ich komme selbst. Der Zugriff erfolgt erst, wenn ich vor Ort bin.«

    Als er am Jardin du Luxembourg ankam, schickte er die uniformierten Kollegen weg. Das, was nun folgen würde, konnten er und Claudine allein erledigen.
    Durch den Hintereingang des Gemüseladens gelangten sie in den Hausflur. Dort verließ die Concierge gerade ihre Hausmeisterwohnung, postierte sich am Fuß der steinernen Treppe, die nach oben führte, und lauschte.
    Jetzt hörten LaBréa und Claudine es auch.
    »Dass sie um die Zeit schon spielt«, meinte die Concierge, eine füllige Endfünfzigerin mit rot gefärbter Löckchenfrisur und Plüschpantoffeln an den wulstigen Füßen. »Normalerweise spielt Dr. Clément nur abends. Am Wochenende natürlich
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