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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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Garage, setzte er sich in den S 65 und dachte nach. Er hatte vorgehabt, nach New Orleans zu fahren, wo eine hübsche Frau wohnte, mit der er das städtische College besucht hatte. Doch jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Er hatte hier mit seinen Morden in ein Hornissennetz gestochen. Was wäre, wenn auch sie davon erfahren hatte?
    Also verwarf er diese Idee und wollte stattdessen die Küste entlang nach Key West fahren und ausgiebig Urlaub machen. Seine Füße in den Golf von Mexiko hängen, bis er sich etwas Neues ausgedacht hätte. Mit den prall gefüllten Koffern könnte er sich auf jeden Fall eine Auszeit gönnen.
    Er drückte den Knopf zum Öffnen der Garage und ließ den Motor aufheulen, blieb aber sitzen und blickte hinaus auf die offene Straße. Ein warmer, herrlicher Abend. Ein feiner Dunstschleier schwebte über den Straßenlaternen. In solchen magischen Momenten hatte man das Gefühl, dass einem alles in New York gehörte – die Häuser, die Straßen. Alles drehte sich um einen selbst.
    Er blieb so sitzen. Aber warum, zum Teufel? Worauf wartete er? Er war hier fertig. Es war Zeit, loszufahren und herauszufinden, wie frei ihn acht Millionen Dollar machen konnten. Wie gut er sich damit fühlen würde.
    Doch er fuhr nicht los, sondern schaltete den Motor ab, schloss das Garagentor und ging in seine Wohnung. Als er wieder herauskam, hatte er die Tasche mit der Ausrüstung dabei. Diese stellte er auf die Geldkoffer.
    Wahrscheinlich war er verrückt, doch er konnte die Sache nicht auf sich beruhen lassen. Scheiß was darauf, was Duques gesagt hatte – dass Lawrence seine Meinung geändert hätte. Er wusste, was Lawrence sich gewünscht hatte. Carl verstand ihn besser als sonst jemand. Vielleicht besser, als er sich selbst verstand. Lawrence hatte so viel für ihn getan. Es war nie um Geld gegangen, sondern um Freundschaft. Das wurde ihm jetzt klar. Um Freundschaft, Glauben und Respekt. Lawrence war der Vater für ihn gewesen, den er nie gehabt hatte. So etwas ließ sich nicht mit Geld bezahlen.
    Abgesehen davon brachte er einen Auftrag immer zu Ende, dachte er, als er das Garagentor ein letztes Mal öffnete und den Motor startete.
    Er zog eine Karte mit seinem letzten Ziel aus dem Rucksack, die er aus dem Internet ausgedruckt hatte, und schaltete das GPS-Gerät des Mercedes ein.
    Startpunkt?
    Manhattan, tippte er ein.
    Zielpunkt?
    Apts Finger schwebten einen Moment lang über der Tastatur, bevor er das Ziel eingab:
    Breezy Point, Queens.

99
    Kurz nach Mitternacht fuhr Carl Apt unter der vorletzten Haltestelle der A-Linie in Rockaway in Queens hindurch.
    Ein Schild besagte, die Haltestelle heiße Beach 105th Street, doch hier war weit und breit kein Strand in Sicht. Nur ein Stacheldrahtzaun vor einer Art Fabrikgelände, ein paar Hochhäuser für die Ameisenkolonien und ein schlecht gepflegter Ballspielplatz.
    Je weiter er nach Süden fuhr, desto netter wurde es. Gefegte Bürgersteige, saubere Wiesen, Glühwürmchen unter den schattigen Bäumen. Nach einer Weile wurde es freier, wie überall, wenn man sich dem Wasser näherte. In alle Richtungen war Himmel zu sehen.
    Die engen Seitenstraßen, durch die er hier fuhr, waren mit kleinen Ausbuchtungen verkehrsberuhigt, und dann war Schluss. Hier endete die Straße. Vor ihm lagen hinter einer mit Lack besprühten Leitplanke die Dünen, und dahinter hoben und senkten sich silbern die Meereswellen.
    Er wendete und kontrollierte die Angaben auf dem GPS-Gerät. In der Nähe des Ziels erblickte er einen geschlossenen Supermarkt. Er fuhr auf den leeren Parkplatz und stellte seinen Mercedes auf der Rückseite des Gebäudes neben einen völlig verrosteten Sattelschlepper.
    Er schloss das Verdeck, bevor er die Tasche öffnete und sich umzog. Anschließend nahm er den elektrischen Rasierapparat aus der Tasche und steckte ihn über einen Adapter in den Zigarettenanzünder.
    Als er fertig war, betrachtete er sich im Rückspiegel. Er hatte sich einen Irokesenschnitt verpasst. Rasch setzte er sich seine Pilotensonnenbrille auf und schlüpfte in seine alte Armeejacke.
    Nun sah er aus wie Travis Bickle, der Antiheld aus Martin Scorseses Taxi Driver, dem Kinoklassiker aus den Siebzigern. Gespielt von Robert DeNiro, war Bickle wie Apt ein ehemaliger Soldat, der zum idealistischen Mörder mutiert war.
    Es war eine fantasievolle Geschichte. Doch genau an solchen Dingen hatte Lawrence seine wahre Freude gehabt.
    Für Detective Michael Bennetts Tod hatte Lawrence seinen New Yorker
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