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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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Lieblingsmörder gewählt.
    Die Glasfaserkamera befand sich im Futter seiner Jacke. Wie üblich, würde er alles aufnehmen. Die gesamten Aufnahmen einschließlich dieser letzten Szene, das große Finale, würde er gleich nach der Fertigstellung abschicken, damit David Berger, Lawrence’ berühmter, heiliger, genialer Musikerbruder sie bereits zwei Tage später in Kalifornien in Händen halten konnte.
    Apt stieg aus dem Wagen und eilte im Schutz der unbeleuchteten Bereiche den Rockaway Point Boulevard entlang bis zur Spring Street, wo Bennett wohnte. Er bog nach links ab und zählte die Hausnummern durch. Die winzigen, schrulligen, nicht sehr stabil aussehenden Häuser, die dicht gedrängt nebeneinanderstanden, konnten aber das Geräusch der Brandung nicht blockieren.
    Ihm gefiel die Atmosphäre in diesem Viertel. Wie alle guten Orte am Strand hatte auch dieser etwas Altes, Zeitloses. Er wirkte wie eine Zwischenstation, ein Außenposten auf dem Weg ins Nichts.
    Als er zu Bennetts Haus kam, überquerte er die Straße und kauerte sich in den Schatten zwischen zwei Häusern.
    Alle Lampen waren ausgeschaltet. Schlief Bennett? Träumte er nette Sachen nach einem langen Tag, an dem er erfolglos seinen Widersacher gejagt hatte? Sah ganz danach aus.
    Er wartete beinahe eine halbe Stunde. Als er die dunkle Straße überquerte, sah er, dass am Geländer der vorderen Veranda eine amerikanische Flagge befestigt war. Apt schüttelte den Kopf. Mike, Mike, weißt du nicht, dass man die Flagge nachts einholt?
    Die rückwärtige Veranda sah aus wie der Ramschtisch in einem Spielzeugladen. Aufgeblasene Luftmatratzen, Wasserpistolen, ein verrostetes Fahrrad. Vorsichtig stieg Carl die Stufen hinauf und spähte durchs Fenster in der Tür. Ein Kühlschrank aus der Reagan-Ära, ein wuchtiger Tisch mit Frühstücksschalen, Löffeln und gefalteten Servietten für den nächsten Morgen. Er zählte mindestens zwölf Gedecke. Was war hier denn los?
    Vornübergebeugt begann er, das Türschloss zu knacken, als er etwas hinter sich hörte. Die Luftmatratze neben der Treppe hatte sich bewegt. Hatte der Wind sie umgeweht? Aber es war doch windstill.
    Plötzlich traf ihn etwas Kaltes, Hartes mitten auf den Kopf. Seine Beine gaben nach, und die Veranda kam auf ihn zu.

100
    Mit brummendem Schädel und verschwommenem Blick schaffte es Apt, sich auf die Knie aufzurichten. Er rieb sich die Augen. Vor ihm auf der Veranda stand ein Kind, in der Hand ein Baseballschläger aus Aluminium. Ein Latinojunge, vielleicht zehn oder elf Jahre alt, in einem Schlafanzug mit dem Muster der Yankees.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Junge und drohte mit dem Schläger. »Ich habe gesehen, wie Sie an meinem Fenster vorbeigeschlichen sind. Sie sind bestimmt einer von den Flahertys. Warum könnt ihr uns nicht in Ruhe lassen, verdammt?«
    Apt hob die Hände, als der Junge mit dem Schläger ausholte. Echt unglaublich. Er war extra hier rausgefahren, um sich von einem zehn- oder elfjährigen Spinner außer Gefecht setzen zu lassen? Mit einem Baseballschläger? Bennett musste als Vater ziemlich durchgeknallt sein.
    »Warte. Ich heiße nicht Flaherty«, sagte Apt.
    »Quatsch. Sie sehen verrückt aus. Was ist das? Ein Irokesenschnitt oder so?«
    Apt, den schmerzenden Kopf mit seinen Händen haltend, erhob sich lächelnd. »Ich glaube, das ist eine Verwechslung. Bist du Mikes Sohn? Ich arbeite mit deinem Dad zusammen. Ich bin auch Polizist.«
    Der Junge verharrte verwirrt in seiner Position.
    Apt schnalzte mit den Fingern. »Tut mir leid. Ich vergesse immer, wie ich aussehe. Ich arbeite nämlich als verdeckter Ermittler.«
    Das Gesicht des Jungen wurde weicher und drückte Bedauern aus. »Oh, es tut mir leid, Mister. Ich wollte Ihnen nicht wehtun. Ich dachte, Sie wären jemand anderes. Warum sind Sie nicht an die Haustür gegangen?«
    »Du hast einen guten Schlag drauf«, sagte Apt, ohne auf die Frage einzugehen. »Sag bloß, du bist Cleanup Batter?«
    »Mhm. Ihr Kopf blutet. Es tut mir wirklich leid. Ich hole meinen Vater.«
    »Moment, kannst du noch mal kurz warten?«, hielt Apt ihn auf, fegte ihn aber in derselben Sekunde mit einem kräftigen Schlag rückwärts übers Geländer. Bewusstlos landete der Junge mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden.
    Apt blickte zuerst zum Jungen, dann zum Haus. Er dachte nach. Schließlich hob er den schlaffen Körper über seine Schulter und ging ums Haus herum und die Straße entlang.

101
    Ich wurde von meinem Mobiltelefon aus dem Schlaf
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