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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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für Parkplätze vor Kirchen, aber immerhin –, und sie war es wert, verteidigt zu werden.
    Aus dem Radio hinter mir ertönte ein Lied aus den Achtzigern, »Everybody Wants to Rule the World« von Tears for Fears. Ich erinnerte mich, wie ich mit Maeve auf unserer Hochzeit dazu getanzt hatte, und musste lachen. Ich drehte die Musik lauter. Natürlich war 1985 immer noch meine Zeit. Kein Internet, spitz nach oben gegeltes Haar, Al Yankovic, Filme von John Hughes. Sollte je eine Zeitmaschine in Form eines Whirlpools gebaut werden, gehe ich zurück.
    »Die Wette geht auf dich, Padre«, sagte Trent hinter mir.
    Am Küchentisch lief eine Pokerrunde à la irische Riviera. Den ganzen Abend schon wechselten Haufen von Süßigkeiten den Besitzer.
    »Also gut, noch ne Karte«, sagte Seamus.
    »Großvater, das ist nicht Blackjack«, beschwerte sich Fiona kichernd.
    »Was dann? Quartett?«, versuchte es Seamus.
    Ich dachte darüber nach, was mein neuer junger Freund über meine multikulturelle Familie gesagt hatte. Komisch, dass uns alle falsch verstanden. Meine Familie war kein soziales Hollywood-Experiment. Unsere Bande war aus meinen Polizeifällen und der Arbeit meiner verstorbenen Frau auf der Unfallstation im Jacobi Medical Center in der Bronx entstanden. Unsere Kinder waren die Überlebenden der schrecklichsten Lebensumstände, die New York City zu bieten hatte: Drogenmissbrauch, Armut und Selbstmord. Maeve und ich stammten beide aus großen Familien, hatten aber selbst keine Kinder bekommen können. Also hatten wir eins nach dem anderen adoptiert. So einfach war das. Und so verrückt.
    Ich drehte mich um, als Trent die Schiebetür öffnete.
    Ich war schon auf ein Vater-Sohn-Gespräch über von Trotteln gelebten Rassismus vorbereitet, als ich sah, dass er etwas in der Hand hielt. Es war mein Arbeitshandy, und es vibrierte. Ich warf einen panischen Blick auf die Silhouette von Manhattan. Ich hatte es gewusst. Schon viel zu lange war alles viel zu glatt gelaufen. Und viel zu ruhig.
    »Geh du ran«, sagte ich schließlich angenervt.
    »Bennett«, meldete sich Trent mit tiefer Stimme. »Geben Sie mir einen Tatort.«
    »Schlaumeier.« Ich entriss ihm das Telefon.
    »Das war nicht ich«, sagte ich und drehte die Musik leiser. »Und Sie können den Tatort behalten.«
    »Ich wünschte, ich könnte es«, erwiderte meine neue Chefin, Inspector Miriam Schwartz.
    Ich schloss die Augen. Ich Idiot! Wir hätten in den Grand Canyon fahren sollen.
    »Ich bin im Urlaub«, beschwerte ich mich vorsorglich.
    »Ich auch, aber es geht um eine große Sache. Von Heimatschutzformat. Habe gerade mit der Bezirksleitung von Manhattan telefoniert. Jemand hat eine fette Bombe im Hauptgebäude der Öffentlichen Bibliothek von New York deponiert.«
    Das Telefon fiel mir beinahe aus der Hand, und es lief mir eiskalt den Rücken und die Rückseite meiner Beine hinunter. Mein Magen drehte sich bei der Erinnerung an die Bilder vom 11. September. Angst, Trauer, sinnlose Wut, der in meinen Kleidern hängende und an meinen Händen klebende Weltuntergangsgeruch von verbranntem Metall. Scheiße, nicht schon wieder!
    »Eine Bombe?«, fragte ich langsam. »Ist sie scharf?«
    »Nein, Gott sei Dank. Sie ist entschärft. Aber sie ist ›scheißraffiniert‹, um Paul Cell von der Sprengstoffeinheit zu zitieren. Allerdings war eine Nachricht dabei.«
    »Ich hasse diese dämlichen Nachrichten. Sagt der Täter wenigstens, dass es ihm leidtut?«, fragte ich.
    »So viel Glück haben wir nicht«, antwortete Miriam. »Er schreibt so was wie ›Die hier sollte nicht hochgehen, aber die nächste wird es‹. Der Polizeipräsident will, dass die Abteilung für Kapitalverbrechen den Fall bearbeitet. Ich brauche meinen wichtigsten Mann. Das sind Sie, Mike.«
    »Mickey ist im Moment nicht da«, stöhnte ich. »Hier spricht Donald. Möchten Sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Man wartet auf Sie, Mike«, drängte meine Chefin.
    »Ja, wer nicht?«, sagte ich und ließ den Bratenwender fallen, als meine Hamburger Feuer fingen.

4
    Ein oder zwei Tage nach dem 11. September prangte ein Foto auf der Titelseite der Daily News. Es zeigte ein Feuerwehrauto auf der Brooklyn Bridge auf dem Weg zu den brennenden Zwillingstürmen. Ein unglaubliches Foto, auch wenn man nicht weiß, dass alle Feuerwehrleute auf diesem Wagen beim anschließenden Einsturz der Türme starben.
    Als ich mit meinem verbeulten Wagen denselben Weg unter den berühmten Bögen der Brücke zurück in die Stadt fuhr, zu
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