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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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– mit Schwimmen, Hotdogs, Brettspielen, Bier und abendlichem Feuerwerk.
    Keine E-Mails, keine Elektronik, keine modernen Werkzeuge gleich welcher Art außer meiner temperamentvollen Klimaanlage und einem vom Salzwasser verrosteten Fahrrad. Ich beobachtete Chrissy, das Baby der Horde, die einer Seeschwalbe – oder war es ein Regenpfeifer? – hinterherjagte.
    Das Weiße Haus der Bennetts hatte im Sommer geöffnet.
    Die Zeit flog nur so dahin, doch ich machte das Beste daraus. Wie üblich. Als alleinerziehender Vater von einer Anzahl von Kindern im zweistelligen Bereich war es ziemlich selbstverständlich, dass man das Beste aus allem machte.
    »Wenn ihr keine Kinderlieder mögt, wie wär’s dann mit Erwachsenenliedern?«, rief ich laut. »Also, alle zusammen: ›Und der Haifisch, der hat Zähne‹.«
    »Willst du nicht endlich mit gutem Beispiel vorangehen, Mike? Wir müssen einen Haifischzahn zulegen, sonst kommen wir zu spät«, rügte mich Mary Catherine in ihrem irischen Akzent.
    Ach ja, Mary Catherine habe ich vergessen zu erwähnen. Ich bin wahrscheinlich der einzige Polizist im NYPD, der auch ein irisches Kindermädchen hat. Eigentlich ist sie angesichts dessen, was ich ihr bezahle, eher ein selbstloser Engel der Barmherzigkeit. Ich wette, bald wird man eine katholische Schule nach ihr benennen. Heilige Mary Catherine, Schutzheilige der besserwisserischen Polizisten und des heimischen Chaos.
    Und wie immer hatte das junge, attraktive Ding recht. Wir waren auf dem Weg zur Fünf-Uhr-Messe in St. Edmund’s auf der Oceanside Avenue. Ferien waren keine Entschuldigung dafür, eine Messe ausfallen zu lassen, besonders nicht für uns, da mein Großvater Seamus nicht nur Komiker, sondern auch spätberufener Priester war.
    Was noch? Habe ich schon erwähnt, dass alle meine Kinder adoptiert sind? Zwei sind schwarz, zwei Latinos, eins ist asiatisch und der Rest weiß. Typisch ist unsere Familie nicht.
    »Guck mal, wer da kommt«, kommentierte Seamus unsere Ankunft. Er stand auf der sandigen Kirchentreppe und tippte auf seine Armbanduhr. »Das müssen die zwölf Apostel sein. Nein, Quatsch, die wären natürlich pünktlich zur Messe gekommen. Jetzt rein hier, ihr Heiden, bevor ich vergesse, dass ich kein Mann der Gewalt bin.«
    »Es tut mir leid, Vater«, entschuldigte sich Chrissy, was elfmal in mehr oder weniger aufsteigender Abfolge wiederholt wurde – von Shawna, Trent, Fiona, Bridget, Eddie, Ricky, Jane, Brian, Juliana, meiner ältesten Tochter, Mary Catherine und, zu guter Letzt, meiner Wenigkeit.
    Seamus legte eine Hand an meinen Ellbogen, während ich erfolglos nach einer Bank Ausschau hielt, in die eine zwölfköpfige Familie passte.
    »Nur dass du es weißt, ich lese die Messe heute für Maeve«, verriet er mir.
    Maeve war meine Frau und der Mensch, der meine Familie so bunt zusammengewürfelt hatte, bevor sie vor ein paar Jahren an Krebs gestorben war. Manchmal wachte ich immer noch morgens auf und griff auf die andere Seite des Bettes, bis mir im nächsten brutal beschissenen Aha-Moment klar wurde, dass ich allein war.
    Ich lächelte und nickte, während ich Seamus’ faltige Wange tätschelte. »Ich hätte es mir nicht besser wünschen können, Monsignore«, sagte ich, als die Orgel einsetzte.

2
    Der Gottesdienst ging rasch vorüber, war aber wirklich schön. Besonders der Teil, in dem wir für Maeve beteten. Ich habe nicht vor, in nächster Zeit Priester zu werden, doch ich mag Messen. Sie sind beruhigend und erholsam. Ein Moment, um sich klar zu werden, was man in der vergangenen Woche falsch gemacht hat und was man wieder geradebiegen kann.
    Man könnte auch irische Psychotherapie dazu sagen.
    Auf jeden Fall Therapie für den irischen Psycho.
    Alles in allem trat ich ziemlich ruhig und optimistisch hinaus in die Sonne. Das dauerte aber nur so lange, bis das Weihwasser auf meiner Stirn getrocknet war.
    »Schnappt ihn euch! Schlagt härter zu! Jawoll, Jungs!«, rief ein Kind.
    Neben der Kirche herrschte leichter Tumult. Hinter der sich teilenden Menge und den Fahrzeugen sah ich, wie auf dem Parkplatz etwa ein halbes Dutzend Kinder in Angriffstellung gingen.
    »Pass auf, Eddie!«, rief jemand.
    Eddie? Moment mal. Einer meiner Söhne hieß Eddie!
    Ich eilte, dicht gefolgt von meinem ältesten Sohn Brian, dorthin, wo ein Rudel Kinder auf dem sonnengebleichten Asphalt eine Schlägerei austrugen. Ich packte Hemdkragen und riss Kinder fort. Setzte meine Polizeiausbildung sinnvoll ein.
    Mein Sohn Eddie lag mit
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