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Todesstunde

Todesstunde

Titel: Todesstunde
Autoren: James Patterson
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meiner Verabredung mit einer Bombe auf der 42nd Street, ging mir aus irgendeinem seltsamen Grund dieses Bild nicht mehr aus dem Kopf.
    Ich mied den verstopften Franklin D. Roosevelt Drive und fuhr parallel über die St. James, Bowery und Park Avenue South. Einen halben Straßenblock westlich des Grand Central Terminal standen hölzerne Böcke, mit denen die 42nd Street in beide Richtungen abgesperrt wurde. Hinter dem gelben Band scharte sich eine Gruppe asiatischer und europäischer Touristen, die das Spektakel mit erhobenen Kameras aus erster Reihe miterleben wollten.
    Nachdem mich meine Dienstmarke durch die äußere Absperrung geführt hatte, parkte ich einen halben Block südlich der 42nd Street hinter einem Streifenwagen aus dem 17. Revier und stieg aus. Zwei hochgewachsene, gut aussehende Typen in den Polohemden der Antiterroreinheit saßen auf der Motorhaube eines nagelneuen blauen Crown Vic und telefonierten.
    Mit Sicherheit waren sie nicht hier, um Polo zu spielen. Die Antiterroreinheit des FBI beim leisesten Hinweis auf das T-Wort hinzuzuholen gehörte in unserer nach dem 11. September hypernervösen Stadt zur Standardvorgehensweise. Die FBIler schienen von mir oder meiner goldenen Marke nicht beeindruckt zu sein, als ich an ihnen vorbeiging. Klar, ich hätte mir eine Jacke über mein Hawaiihemd ziehen sollen.
    Von der Ecke schräg gegenüber der Bibliothek aus sah ich weit unten auf der 42nd Street und Sixth Avenue sowie in beide Richtungen der Fifth Avenue noch weitere Straßensperren. Die Stille und der fehlende Verkehr auf einer der ansonsten meistbefahrenen Straßen der Welt waren unheimlich wie in einem Zombie-Film.
    »¿Sarge, qué pasa?« ,fragte ich am Aluminiumtor des inneren Bereichs eine Latinopolizistin in Uniform und zeigte ihr mein bestes Stück.
    »Offenbar hat irgendein Penner vergessen, seine Bücher abzugeben, und stattdessen einen versteckten Sprengsatz in der Bücherei hinterlegt«, erklärte sie, während ich mich in ihr Tatort-Protokollbuch eintrug. »Wir haben den Ort einschließlich Bryant Park evakuiert. Die Bombenleute sind drin. Unsere Jungs vom Bezirk Midtown North haben einen Bus voller Zeugen und Material mitgenommen, aber es sieht nicht besonders gut aus.«
    Zwischen den Säulen und Springbrunnen der Bibliothek ging ich an nervös wirkenden Mitarbeitern der Sondereinheit Midtown North und uniformierten Polizisten des 17. Reviers vorbei. Einige von ihnen hielten etwas in der Hand, das nach Radarpistolen aussah, in Wirklichkeit aber Strahlendetektoren waren. Am Straßenrand stand ein ziviler Van mit wer weiß was für Prüfausrüstung.
    Als ich die Treppe zwischen den beiden riesigen Steinlöwen zum Haupteingang hinaufging, kam ein rothaariger Kerl in einem weißen Marshmallow-Einwegoverall mit einem hellbraunen Labrador an einer Leine heraus. Der Labrador war kein Blindenhund, wie ich wusste, sondern ein Sprengstoffspürhund. Ich mochte Tiere, aber nicht an einem Tatort. Ein Hund dort bedeutete immer Bomben oder Leichen, und auf beides war ich nicht sonderlich scharf.
    »Es sieht nicht besonders gut aus«, schien das Thema dieses hochsommerlichen Abends zu sein.
    Am Säulenvorbau der Bibliothek begegnete mir ein großer Glatzkopf in blauem Kampfanzug. Mit seinem gezwirbelten, schwarzen Schnurrbart war Paul Cell der Figur auf dem Logo der Sprengstoffeinheit, die wie der unbekümmerte Rote Baron vor der Silhouette von Manhattan auf einer fliegenden Bombe sitzt, verblüffend ähnlich.
    »Wir haben die geparkten Fahrzeuge und die Stadtmöblierung abschnüffeln lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es keine weiteren Vorrichtungen gibt«, berichtete Cell. »Muss man sich mal klarmachen: Die Ersthelfer werden mit einem Köder angelockt. Schau dir diese Fenster an. Hinter jedem könnte ein Dschihadist stehen und uns beobachten, während sein Daumen auf dem Knopf liegt und er nur darauf wartet, das heilige Licht aufblitzen zu lassen.«
    »Jesses, Paul, bitte.« Ich drückte meine Hand an die Brust. »Ich habe heute Morgen meinen Cholesterinsenker noch nicht genommen.«
    Cell und seine Jungs gehörten zur Weltelite der Bombenspezialisten und arbeiteten so schnell und effizient wie eine Hockeymannschaft. Und das umso mehr, als der Strafraum dieser Einheit mit Bomben gespickt war. Alle Polizisten sind verrückt, aber diese Jungs ganz besonders.
    »Schön. Bist du bereit, dir die Hauptattraktion anzusehen?«, fragte Cell, der mich bereits mit ausladender Geste durch den Eingang
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