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Todesspiel

Todesspiel

Titel: Todesspiel
Autoren: R.Scott Reiss
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weißblonden Pony pulsierte eine Vene. Die Kinderfrau hatte den Nachmittag frei und würde erst gegen acht zurückkommen. Die Fenster waren dreifach verglast, so dass von der East 63 rd Street keine Geräusche hereindrangen. Vielleicht liebte Honor Evans diese Frau ebenso wie Rubens Rosa geliebt hatte, auch wenn er sie betrogen hatte.
    In diesem Augenblick könnte ich ihm dasselbe antun, was er mir angetan hat. Aber ich bin nicht hergekommen, um sie zu töten.
    »Ich möchte, dass Sie in der Bibliothek gründlich Staub wischen, und zwar auch hinter den Büchern. Honor hat eine Allergie, also achten Sie darauf, dass Sie die Kopfkissen nicht verwechseln. Er war drei Wochen lang in Südamerika, und wenn er heute Abend nach Hause kommt, will er alles in perfektem Zustand vorfinden. So viele Leute warten schon auf seine Rückkehr und werden ihn hier aufsuchen, da muss alles blitzblank und in Ordnung sein. Ich gehe mit Honor junior in den Park. Um sechs bin ich wieder zurück.«
    Die Haustür fiel ins Schloss, und Rubens war allein.
    Ich könnte dein Haus in Brand stecken, so wie du meins in Brand gesteckt hast.
    Die vierstöckige Backsteinvilla – in der nur zwei Erwachsene und ein Kleinkind lebten – verfügte über drei Schlafzimmer, Wohnzimmer, Esszimmer, Familienzimmer, ein Arbeitszimmer, ein Spielzimmer, einen Fitnessraum und eine Dachterrasse, wie die Ehefrau ihm erklärt hatte, als sie ihm genaue Anweisungen gab, wie er jedes Zimmer zu reinigen hatte. Überall lagen echte Berberteppiche. Sofa und Sessel waren französisch. Auf Wandteppichen waren mittelalterliche Bauern dargestellt, die friedlich unter Bäumen am Bachufer schliefen, anstatt zu arbeiten. In mehreren Räumen liefen Fernseher. In einer Talkshow sagte ein Evangelistenprediger: »Es besteht ein großer Unterschied zwischen legalen und illegalen Einwanderern. Die illegalen müssen zurück nach Hause geschickt werden!«
    »Er arbeitet zu Hause«, hat der Putzmann gesagt. »Das Arbeitszimmer darf ich nicht betreten. Dort befinden sich wichtige Unterlagen.«
    Der Prediger tobte: »Wir haben immer weniger Geld, und wir dürfen es nicht für Fremde vergeuden!«
    Zweieinhalb Jahre, dachte Rubens, ließ den Putzlappen fallen und ging die mit Teppich ausgelegte Treppe hoch zum Arbeitszimmer. Über zwei Jahre hatte er gebraucht, um in die USA zu gelangen, einen Job bei einer Gartenbaufirma zu bekommen und Evans ausfindig zu machen. Um eine Wohnung und für Estrella eine Schule zu finden und den Eid einzulösen, den er seiner toten Frau geschworen hatte. Um den Mann zu finden.
    Ich werde sie alle zur Strecke bringen und dann mit Estrella nach Hause zurückkehren. Er hatte Hunderte von Stunden in öffentlichen Bibliotheken verbracht, nächtelang über dem Computer gebrütet und die Nachrichten aus Brasilien verfolgt. Der Tod des Gouverneurs? Herzinfarkt, hatte die brasilianische Presse geschrieben. »Kokain und Brasilien«. »Gold und Brasilien«. »Radar und Brasilien«, hatte er bei Google eingegeben und die zwei Millionen Treffer durchforstet. Er hatte wenig erfahren, was er noch nicht gewusst hätte. Überall im Amazonasgebiet wurden Drogen geschmuggelt. Der Luftraum über Brasilien nahm den halben südamerikanischen Kontinent ein. Die Radarüberwachung wurde verbessert, um die zivile Luftfahrt zu schützen.
    Er hatte keine Erklärung für Evans’ Bemerkung gefunden: »Ich habe dem Gouverneur die Sache mit dem Radar erklärt, aber ich fürchte, er ist dahintergekommen.«
    Und Evans? Der Mann war unauffindbar gewesen. Wie konnte so ein mächtiger Mann so unsichtbar sein? Im ganzen Internet hatte Rubens nichts über Evans gefunden. Nicht einmal eine Adresse. Keine Telefonnummer, keine Immobiliengeschäfte. Nichts. Informationen über Kraftfahrzeuge? Nicht in New York. Jeder Amerikaner war bei Google, bei Facebook, irgendwo zu finden. Evans nicht. Aber Rubens hatte sich nicht beirren lassen und sich auf eine andere Strategie verlegt. Ganze Nächte und ganze Wochenenden lang war er bei Wind und Wetter die 63 rd Street in Manhattan abgelaufen, in der Hoffnung, den Mann zu entdecken. So schnappte man Verbrecher in Rio Branco. Man begab sich an die Orte, an denen sie verkehrten, und wartete. Die Frau, die mit Evans in Brasilien gewesen war, hatte davon gesprochen, dass Evans in der 63 rd Street wohnte. Aber die 63 rd Street – selbst wenn die Angabe stimmte – war ein fünf Kilometer langer Korridor, wo Tausende von Menschen in Wolkenkratzern wohnten und noch
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