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Todespakt

Todespakt

Titel: Todespakt
Autoren: Michael Hübner
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zerschellte, als er in die leeren, verkohlten Augenhöhlen des Mannes blickte, der wimmernd vor ihm kniete.
    »Ich habe den Tod gesehen!«, keuchte er. Dann sackte der Mann leblos zu Boden, während die entsetzten Schreie der Gruppe durch die Gasse hallten.
     

1
     
     
    »Tut mir leid«, entschuldigte sich Kommissar Chris Bertram, der zu der kleinen Gruppe von Männern stieß, die vor der weitläufigen Absperrung neben dem prächtigen Schloss Sayn standen, an dem die Stadtgasse ihren Anfang nahm. Auf dem Hügel über ihren Köpfen erstrahlte eine mittelalterliche Burgruine, die in der Dunkelheit effektvoll beleuchtet war. »Ich war mit Rebecca im Kino und hatte das Handy stummgeschaltet.«
    »Rebecca Klein, von der PI 2?«, fragte Rokko, der mit bürgerlichem Namen Roland Koch hieß und sich mit Chris ein Büro teilte.
    »Ja«, erwiderte Chris zaghaft. »Wie du weißt, treffen wir uns seit einiger Zeit und … na ja … die Sache scheint sich zu entwickeln.«
    »Respekt«, meinte Peter Gerlach und schlug ihm anerkennend gegen die Schulter. »Ziemlich heißer Feger.«
    Chris betrachtete seinen jüngeren Kollegen verärgert. »Sie ist ein sehr sympathischer Mensch, falls du das meinst.«
    »Und eine Kollegin von der Streife«, ergänzte Rokko, der wie immer auf einem Kaugummi herumkaute.
    »Ja, und?«
    »Ich meine ja nur, ihr werdet euch bei euren Dienstzeiten nicht oft zu Gesicht bekommen.«
    »Das lass mal unsere Sorge sein«, knurrte Chris, dessen berufliches Leben ihn mit 39 Jahren bereits eine Ehe und zwei anschließende Beziehung gekostet hatte. Da betrachtete er die Bindung an eine Kollegin als eine eher logische Konsequenz, da sie sicher mehr Verständnis für seine Dienstzeiten aufbrachte. Verwundert ließ er seinen Blick über den hell erleuchteten Parkplatz gleiten, wo Uwe Meißner und sein Spurensicherungsteam gelangweilt bei ihren Dienstfahrzeugen standen. Neben Notarzt- und Rettungswagen entdeckte Chris hinter der Absperrung auch ein Sanitätsfahrzeug der Bundeswehr. »Na schön«, meinte er, »was genau ist hier los? In der Zentrale sagten sie was von einem Toten.«
    »Tja«, entgegnete Rokko, »damit weißt du in etwa das, was wir wissen.«
    »Und warum tun wir dann nicht unsere Arbeit?«
    »Weil man uns nicht lässt.« Rokko strich sich über seinen dunklen Kinnbart, der seinem Spitznamen alle Ehre machte. »Wir stehen uns jetzt seit gut einer Stunde die Beine in den Bauch und haben strikte Anweisung nicht hinter die Absperrung zu treten, bis die mit ihren Untersuchungen fertig sind.«
    »Wer sind die?«, fragte Chris.
    »Das Gesundheitsamt.«
    »Und was haben die hier verloren?«
    Rokko zuckte mit den Schultern. »Mehr weiß ich auch nicht. Vor etwa zehn Minuten haben zwei Krankenfahrzeuge der Bundeswehr die Absperrung passiert. Sah aus, als hätten die eine Gruppe von Leuten abtransportiert. Allerdings wollte man uns dazu noch keinerlei Informationen geben.«
    »Wer ist hier der Verantwortliche?«, fragte Chris.
    »Das bin ich!«
    Chris und die anderen drehten sich um und sahen einen Mann im mittleren Alter auf sich zukommen. Er trug ein dunkles Jackett über einer Jeanshose. Als er sie erreicht hatte, streckte er Chris die Hand entgegen.
    »Doktor Armin Kolb, Gesundheitsamt.«
    »Kommissar Chris Bertram, Kripo Koblenz. Meine Kollegen kennen Sie bereits?«
    Kolb nickte ihnen zu.
    »Soweit wir wissen, hat es einen Toten gegeben.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Kolb.
    »Würden Sie uns dann bitte den Grund dafür nennen, weshalb wir nicht mit unseren Ermittlungen beginnen dürfen.«
    »Es tut mir wirklich leid, dass Sie so lange warten mussten«, meinte Kolb, »aber bestimmte Umstände haben uns dazu gezwungen, den Tatort weiträumig absperren zu lassen.«
    »Und welche Umstände sind das?«, fragte Chris.
    »Das Seuchenschutzgesetz.«
    Rokko und Gerlach verharrten in ihren Bewegungen. Auch Chris starrte den Mann ungläubig an. »Na schön, was ist hier los?«
    Kolb fuhr sich über seine dunklen Haare. »Vor etwas mehr als zwei Stunden nahm eine Gruppe aus fünfzehn Personen an einer Führung durch den historischen Stadtkern von Sayn teil«, erläuterte er. »Eines ihrer Ziele war die alte Kapelle in der Abteistraße. Aus deren Inneren vernahm die Gruppe Geräusche und Hilferufe. Kurz darauf stürzte ein altertümlich gekleideter Mann daraus hervor. Er brabbelte sinnloses Zeug und brach leblos zusammen. Der verständigte Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.«
    Erneut sah Chris sich um.
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